Süddeutsche Zeitung

Wandern im Herbst:Über den Wolken

Lesezeit: 3 min

Wer im Herbst und Winter Sonne sucht, wird in den Bergen häufig fündig. Dafür muss man nicht einmal besonders sportlich sein, denn viele Anstiege lassen sich mit Seilbahnen verkürzen.

Von Isabel Bernstein

Es gibt so manches vermeintliche Geheimrezept, wie man den grauen Herbstalltag ein wenig aufhellen kann. Die einen versuchen es mit einer Tageslichtlampe, andere gehen ins Solarium - eine viel schönere Art, ein paar Sonnenstrahlen abzubekommen, sind aber Wanderungen - je weiter oben, desto besser. Denn häufig liegt die nass-graue Nebelsuppe wie ein Berber-Teppich über dem Tal, während auf den Berggipfeln die Sonne scheint. Fünf Touren, bei denen Sie bestimmt ein paar Strahlen abbekommen:

Kampenwand

"Wenn i mit meiner Wampn kannt, dann gangad i auf d'Kampenwand." Die Kampenwand steht, das zeigt dieser Spruch, nicht gerade im Ruf, die sportlich größte Herausforderung für Wanderer zu sein. Es ist vor allem die Aussicht, die den allein stehenden Berg im Chiemgau zum beliebten Ausflugsziel macht. An schönen Tagen blickt man vom Wilden Kaiser über die Berchtesgadener Alpen bis hin zu den Hohen Tauern - oft auch dann, wenn im Tal noch der Nebel hängt. Wer die Aussicht ohne große Anstrengung genießen möchte, kann mit der Seilbahn auf knapp 1470 Meter fahren und von der Bergstation auf einem fast ebenen Panoramaweg in 30 Minuten zur Steinlingalm wandern. Für wen es ein paar Höhenmeter mehr sein dürfen, der kann einen Abstecher auf den 1670 Meter hohen Gipfel unternehmen. Hierzu folgt man dem an der Steinlingalm nach rechts abbiegenden Weg. Die Kampenwand kann auch umrundet werden. Einkehrmöglichkeiten mit Terrassen, auf denen sich die Herbstsonne bestens genießen lassen kann, gibt es unterwegs einige.

Taubenstein

Eine schöne, gemütliche Wanderung führt von der Bergstation des Taubensteins zum Rotwandhaus (1730 Meter), das vor zwölf Jahren deutschlandweit bekannt wurde, weil unterhalb der Hütte der Braunbär Bruno erschossen wurde. Der Weg dorthin ist nur leicht ansteigend; wem das als Herausforderung nicht genügt, kann unterwegs zwei Gipfel erklimmen und dadurch die 100-Höhenmeter-Tour um 200 weitere Höhenmeter erweitern. Zurück besteht die Möglichkeit, über die Kleintiefentalalm zum Taubensteinhaus und zurück zur Bergstation zu laufen.

Kreuzeck und Osterfelder Kopf

Das Wettersteingebirge hält einige Varianten für Bergtouren in der Höhe bereit. Eine Möglichkeit ist es, von Garmisch aus mit der Bahn auf das Kreuzeck auf 1650 Meter zu fahren und zum Osterfelderkopf zu wandern. Wer den direkten Weg nimmt, benötigt etwa eine Dreiviertelstunde bis Stunde und legt dabei immerhin 400 Höhenmeter zurück. Anspruchsvoller ist der zweistündige Anstieg über die als Klettersteig ausgewiesenen Schöngänge zum Nordwandsteig, der unterhalb der Alpspitze zur Bergstation des Osterfelderkopfs zurückführt. Aber auch wer in erster Linie die Sonne ohne große Anstrengung genießen möchte, wird fündig und kann das Wandern auf Höhe der Hochalm einstellen: Hier verführen Sonnenstühle dazu, sich einfach hinzusetzen und bedienen zu lassen. Für den direkten Weg dorthin benötigt man knapp eine halbe Stunde, über den Längenfelder sind es etwa 60 Minuten.

Vom Laber auf das Ettaler Manndl

Eine weitere Tour, bei der die ersten Höhenmeter durch den Nebel mit der Bergbahn zurückgelegt werden können, führt in einer halben Stunde über den Laber auf die Felsnadeln des Ettaler Manndls (1633 Meter). Von der Bergstation der Laberbahn führt der Weg erst einmal ein wenig abwärts, ehe er sich teilt: Der rechte geht direkt zum Gipfel, der linke zum Soilasee und von der hinteren Seite auf das Ettaler Manndl. Ob man nun den langen oder kurzen Anstieg wählt: Unterschätzt werden soll die Kraxelei in beiden Fällen nicht. Im Klettersteig ist Trittsicherheit absolut vonnöten, auch kann der Felsen nass und rutschig sein. Wer lieber zu Fuß ins Tal zurückgeht, als die Bahn zu nehmen, kann über den Soilasee nach Oberammergau absteigen.

Vom Herzogstand zum Heimgarten

Eine Traumwanderung in den bayerischen Voralpen! Wer auf der Autobahn von München Richtung Garmisch fährt, hat den Grat zwischen Herzogstand und Heimgarten die ganze Zeit vor Augen. Er ist stellenweise ausgesetzt, also nur trittsicheren Bergsteigern mit entsprechendem Schuhwerk zu empfehlen. Mit der Seilbahn geht es vom Walchensee aus auf den Herzogstand auf etwa 1700 Meter. Vom Aussichtspavillon steigt man zunächst ein wenig hinab und hangelt sich an einem Drahtseil an einem Felsen entlang - das ist, gleich zu Beginn, die herausforderndste Stelle, wer hier Probleme hat, sollte besser umkehren. Im weiteren Verlauf muss der Wanderer immer mal wieder an den Felsen fassen, die meiste Zeit verläuft der Weg aber in Serpentinen zwischen den Latschen. Die Gratüberschreitung dauert eine bis eineinhalb Stunden. Eine Einkehr in der Heimgarten-Hütte ist im Spätherbst allerdings nicht mehr möglich, dafür muss man wieder zum Herzogstand zurückwandern - oder ins Tal hinabsteigen.

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Quelle:
SZ vom 02.11.2018
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