Walter Sedlmayr: 20. Todestag:Der Versteck-Spieler

Er gehörte zu München wie die Frauenkirche und die Weißwürste: Walter Sedlmayr war ein Vorzeigebayer - und ein Mann mit Abgründen. Vor 20 Jahren wurde der Schauspieler ermordet. Sein Leben in Bildern.

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Walter Sedlmayr

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Er war ein bayerisches Original - und ein Mann mit Abgründen. Vor 20 Jahren wurde der Volksschauspieler Walter Sedlmayr ermordet. Der Fall erregte großes Aufsehen, weil im Zuge der Ermittlungen auch die Homosexualität des Vorzeigebayers öffentlich wurde.

DIE GROßEN KRIMINALFÄLLE: WALTER SEDLMAYR - TOD EINES VOLKSSCHAUSPIELERS

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Sedlmayr kam am 6. Januar 1926 in München als Sohn eines Tabakwarenhändlers zur Welt. Eigentlich wollte er immer Musiker werden - doch nach dem Krieg gab er seinen Berufswunsch für die Schauspielerei auf. Sedlmayrs erste Stationen waren der Bayerische Rundfunk, wo er als Ansager arbeitete, und die Münchner Kammerspiele. Hier hielt er sich mit Komparsenrollen über Wasser. Ab Mitte der 50er Jahre gehörte er schließlich fest zum Ensemble der Kammerspiele und durfte auch anspruchsvolle Rollen darstellen - etwa in Bertolt Brechts "Dreigroschenoper". Seinen Erfolg erklärte der stämmige Münchner auch mit seiner Leibesfülle: Dicke seien in den Nachkriegsjahren eher Mangelware gewesen.

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Bekannt wurde Sedlmayr in vor allem durch seine Auftritte in zahlreichen Heimatfilmen, in denen er sich als sympatischer Grantler und Urbayer gab.

Besonders erfolgreich war Sedlmayer mit der ARD-Serie "Polizeiinspektion 1", in der er sich 15 Jahre lang als Inspektor Schöninger (links) mit Trickbetrügern und Wirtshausschlägern herumärgerte. Tatkräftige Unterstützung erhielt er dabei von seinen Kollegen Bertl Moosburger alias Max Grießer (rechts) und Helmut Heinl, gespielt von Elmar Wepper.

Seinen Durchbruch feierte er jedoch mit der Rolle des Leibkochs König Ludwigs II. in Hans-Jürgen Syberbergs Film Theodor Hirneis oder: Wie man ehem. Hofkoch wird. 1972 wurde er dafür mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet.

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Doch Sedlmayr tat sich nicht nur als Volksschauspieler hervor, sondern auch als Hobbykoch. 1989 richtete ihm die eine Großbraurei in der Nähe des Münchner Viktualienmarkts das Gasthaus "Beim Sedlmayr" ein. Der Schauspieler führte das Lokal damals zusammen mit seinem Ziehsohn. Bereits wenige Monate nach der Eröffnung kam es allerdings zum Streit, da der Junior Lieferungen für Sedlmayrs Lokal an sein eigenes Wirtshaus abgezweigt haben soll - zwischen den beiden kam es zum Zerwürfnis.

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Am Abend des 15. Juli 1990 wurde Sedlmayr von seinem Privatsekretär Werner Dahms tot in seiner Wohnung im Münchner Stadtteil Schwabing gefunden. Der Schauspieler lag gefesselt und mit eingeschlagenem Schädel auf seinem Bett. An seinen Nieren und am Hals fanden sich Stichverletzungen. Aus dem Besitz des 64-Jährigen fehlten Bargeld und Schmuck.

Die Ermittler gingen zunächst davon aus, dass der Schauspieler von einem Stricher getötet wurde. Durch die Ermittlungen im einschlägigen Millieu und die ausführliche Medienberichterstattung kamen Sedlmayrs Homosexualität an die Öffentlichkeit. Dennoch - die Täter kamen aus einem ganz anderen Bereich.

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Fast ein Jahr dauerte es, bis zwei Tatverdächtige festgenommen wurden. Es waren Sedlmayrs Ziehsohn, mit dem sich der Schauspieler wegen des Wirtshauses zerstritten hatte, sowie dessen Halbbruder. Den entscheidenden Hinweis lieferten V-Männer, die von der Polizei eingesetzt wurden. Nachdem die Tatwaffen, ein Messer und ein Hammer, in den Medien veröffentlicht wurden, soll die Verlobte eines der Verdächtigen entsetzt ausgerufen haben: "Das ist ja unser Hammer." Ein Geständnis gegenüber einem Mithäftling in der Untersuchungshaft führte schließlich zur Anklage.

Beim anschließenden Prozess im Landgericht München I wurden 127 Zeugen vernommen, 14 Sachverständige angehört und die Richter kämpften sich durch 27 Bände von Ermittlungsakten. Fünf Monate dauerte der Prozess. Am 21. Mai 1993 wurden die beiden Angeklagten zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Doch Schuld und Motiv sind bis heute umstritten. Einer der Verurteilten wurde nach 16 Jahren Haft im August 2007 entlassen, der zweite Täter nur wenige Monate später im Januar 2008.

Foto: SZ-Photo / Regina Schmeken

Jürgen Tarrach

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Der Tod des beliebten Schauspielers inspirierte auch Filmemacher. Im Jahr 2000 stellten Produzent Helmut Dietl (links) und Schauspieler Jürgen Tarrach (rechts) den Film Wambo vor. Darin wird das Leben Sedlmayrs und auch dessen Versteckspiel um seine Homosexualität dargestellt - allerdings mit der von Tarrach dargestellten fiktiven Person Herbert Stieglmeier. 

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Das Grab des Volksschauspielers auf dem Bogenhausener Friedhof in München: Auch die Komikerin Liesl Karlstadt und Schriftsteller Erich Kästner liegen hier begraben.

© sueddeutsche.de/cosa/tob/bgr
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