Gedächtniskonzert:Verbeugung vor dem Feingeist

Gedächtniskonzert: Der große Klavierromantiker Walter Lang 2007 in einer für ihn schon fast frechen Pose.

Der große Klavierromantiker Walter Lang 2007 in einer für ihn schon fast frechen Pose.

(Foto: Konstantin Kern/Unterfahrt)

Die Münchner Jazzszene erinnert in der Unterfahrt an den früh verstorbenen Pianisten Walter Lang.

Von Oliver Hochkeppel

Er hatte nur Wenigen etwas Konkretes erzählt, deshalb war es für die Münchner Jazzszene ein Schock, als der Pianist Walter Lang Ende vergangenen Jahres kurz vor Weihnachten einem Krebsleiden erlag, erst 60-jährig. Seit Ende der Achtzigerjahre, nach dem Studium am legendären Berklee College of Music in Boston und in Amsterdam, war Lang einer ihrer integralen Bestandteile. Und das hatte nicht nur musikalische Gründe, als da wären: Die Vielseitigkeit, die den vom Akkordeon kommenden gebürtigen Schwaben vom frühen Beatles-Projekt über zahllose Projekte mit Sängerinnen und Sängern bis zum NuJazz-Projekt Trio Elf und der Begleitung des Avantgardisten Lee Konitz führte, korrespondierte stets mit einer unverwechselbaren Handschrift. Sein Spiel zeichnete buchstäblich ein besonderes Fingerspitzengefühl aus, stets hatte sein Ton eine romantische Note. Zu den Beliebtesten gehörte er aber nicht zuletzt wegen seiner menschlichen Qualitäten. Lang war ein Muster an Bescheidenheit und Höflichkeit, wie kaum einer konnte er auch noch einem missratenen Auftritt positive Seiten abgewinnen.

Der Erlös des Abends geht an Hilfsprojekte in der Ukraine

Und so kommen sie jetzt alle zu seinen Ehren in die Unterfahrt, die vielen Weggefährten, Freunde und Bewunderer. Um unter dem Motto "No Goodbye" seine Werke in der Gewissheit zu spielen, dass diese bleiben werden. Zwölf Namen zieren schon die Stammbesetzung des Abends, darunter die Schlagzeuger Rick Hollander, bei dem Lang sich seine ersten Sporen als Profi verdiente, Gerwin Eisenhauer, mit dem er Trio Elf gründete, und Michael Keul, mit dem er unzählige Auftritte spielte; langjährige enge Freunde wie der Saxofonist Jason Seizer, der Bassist Thomas Stabenow oder der Trompeter Peter Tuscher; aber auch junge Kollegen, mit denen es gerade erst richtig losgegangen wäre, wie der Gitarrist Philipp Schiepek, mit dem Lang sein letztes wundervolles Album (zugleich das erste für Act) "Cathedral" einspielte - die Präsentationstour dafür musste er dann bereits absagen. Und dieses Dutzend ist nur die Spitze des Eisberges, viele weitere Gäste werden den Abend um einen Kurzauftritt und eine Verbeugung vor Lang bereichern. Der Erlös des Abends geht an Hilfsprojekte in der Ukraine - was definitiv ganz im Sinne Walter Langs gewesen wäre.

A Tribute to Walter Lang, Mi., 20. April, 20.30 Uhr, Unterfahrt, Einsteinstr. 42, www.unterfahrt.de

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