Waldwissen:So können Kinder die heimische Natur besser kennenlernen

Waldwissen: Künftig mehr Bäume erkennen: Beispielsweise diesen Berg-Ahorn im Dietersbachtal bei Oberstdorf in den Allgäuer Alpen.

Künftig mehr Bäume erkennen: Beispielsweise diesen Berg-Ahorn im Dietersbachtal bei Oberstdorf in den Allgäuer Alpen.

(Foto: Walter G. Allgöwer/imago images)

Nur noch drei Baumarten können die meisten Schülerinnen und Schüler zuordnen - das will der Grundschuldirektor und Universitätsdozent Roland Bock ändern. Helfen soll ein interaktives Sachbuch.

Von Barbara Hordych

Eine Studie über das Waldwissen von bayerischen Schülern der 3. Jahrgangsstufe, ein Forschungsprojekt der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, förderte es 2010 zutage: "Im Durchschnitt erkannte jeder Schüler der 3. Klasse nur 30,8 Prozent von zwölf heimischen Baumarten - das heißt, die Kinder können gerade mal drei Bäume identifizieren", sagt Roland Bock. Ab da stand für ihn fest: "Das muss ich ändern!"

Nun ist Bock Grundschuldirektor und Dozent an der Universität Augsburg und damit in der idealen Ausgangsposition, sein Wissen im Bereich der Umwelterziehung nicht nur an seine aktuellen Schulkinder weiterzugeben, sondern auch in Seminaren der Lehrerfortbildung zu vermitteln. Als passionierter Jäger ist er zudem mit seinen drei Enkelinnen und der Dackelhündin Gaia regelmäßig im Naturpark Augsburg-Westliche Wälder unterwegs. Von daher weiß er: "Was man bei Ausflügen im Wald erlebt und lernt, das bleibt im Herzen."

Deshalb lautet seine erste Empfehlung für Familien mit Kindern: "Rausgehen!" Was eigentlich sehr einleuchtend klingt, ist alles andere als selbstverständlich. "Als eine meiner Enkelinnen das Thema Wald in der Grundschule durchgenommen hat, waren sie mit der Klasse tatsächlich nicht ein einziges Mal draußen gewesen", sagt Bock mit vernehmlichem Bedauern. Überhaupt der Schulunterricht.

"Diese Kategorien, die sie dort nach Lehrplan zu Bäumen und ihren Blättern lernen müssen, also gezackt, gezähnt, gesägt oder gebuchtet, sind überhaupt nicht kindgerecht", sagt Bock. "Die lernen sie nur für die Probenarbeit, danach ist alles wieder vergessen."

Übrigens gehe es nicht nur den Kindern so, sondern auch den Lehrern und Lehrerinnen. "Ich habe mal spaßeshalber mit Kolleginnen und Kollegen den Test gemacht: Wie sieht der Rand des Birkenblatts aus? Das wusste keiner von ihnen mehr." Recht kleinlaut hätten sie ihm eingestanden, dass sie zu Beginn der entsprechenden Jahrgangsstufe sich die "gezackt-oder-gezähnt-Regeln" jedes Mal selbst wieder aufs Neue aneignen müssten.

Waldwissen: Leben mit Bäumen: Der Grundschuldirektor, Universitätsdozent, Jäger und Autor Roland Bock.

Leben mit Bäumen: Der Grundschuldirektor, Universitätsdozent, Jäger und Autor Roland Bock.

(Foto: Johannes Reiner)

Also griff Bock zur Selbsthilfe. Gemeinsam mit dem Illustrator Johannes Reiner, der an der Akademie für Gestaltung und Design in München unterrichtet, hat er vor kurzem im Münchner Verlag Ars edition das Buch "Jetzt verstehe ich die Bäume - Heimische Baumarten erkennen und bestimmen" herausgebracht. Wie sieht darin sein Ansatz aus? "Die Idee ist, den Kindern die Bäume anhand eines Begriffes nahe zu bringen. Darüber hinaus gibt es zu jedem Baum und seinen Besonderheiten eine Geschichte; die vergessen die Kinder nicht, das habe ich schon im Unterricht ausprobiert."

Der Siebenschläfer Pepe und der Rehbock Paule begleiten die jungen Leser durch das Sachbuch, in dem jedem der 14 heimischen Baumarten - darunter zehn Laubbäume und vier Nadelbäume - eine liebevoll und einfallsreich gestaltete Doppelseite mit comichaften Illustrationen, Fotografien und kurzen, lebensnahen Texten gewidmet ist.

Waldwissen: Das rote Ahornblatt mit den charakteristischen Spitzen findet sich als Symbol auf der kanadischen Flagge und auf der Brust des Eishockey-Torwarts.

Das rote Ahornblatt mit den charakteristischen Spitzen findet sich als Symbol auf der kanadischen Flagge und auf der Brust des Eishockey-Torwarts.

(Foto: Johannes Reiner/Arsdition)

Illustrator Reiner sind die Abbildungen zum Ahorn am liebsten: "Wegen des schönen Rot, das ich da verwenden konnte". Ein rotes Ahornblatt leuchtet unter anderem auf dem Brustpanzer des Siebenschläfers, der als Eishockey-Torwart nach der Devise "An mir kommt keiner vorbei" jede Attacke abwehrt. Das Blatt mit seinen charakteristischen Spitzen findet sich auf der kanadischen Flagge, jeder Sportler aus Kanada, der sein Land bei einer Sportveranstaltung vertritt, hat es auf seinem Trikot. Deshalb fordert Bock im Unterricht seine Schüler auch auf, bei internationalen Wettkämpfen nach dem Symbol Ausschau zu halten. "Ja, ich hab's auf dem Bob gesehen", würden sie ihm dann tags darauf erzählen. "Kanada" lautet denn auch das Merkwort für den Ahorn.

Waldwissen: Einfach heraustrennen und mitnehmen: die Baumbestimmungs-Karten, hier etwa zur Erle.

Einfach heraustrennen und mitnehmen: die Baumbestimmungs-Karten, hier etwa zur Erle.

(Foto: Johannes Reiner/Arsedition)

Eine weitere Lieblingsseite des Illustrators ist die zur Esche, zu der Reiner, wie er sagt, eine "schön-schmutzige Seite" gestaltet hat. Denn hier lautet das Merkwort "Asche": Schwarz sind die Knospen der Esche, genau wie die Finger, nachdem man sie in Asche getaucht hat. Abgebildet ist hier auch noch Florian, der Sohn des Autors, der von seinem Beruf Schornsteinfeger erzählt.

Damit man diese ganzen Informationen so leicht nicht vergisst, sind dem Buch sogenannte Baum-Bestimmungskarten zum Heraustrennen und Mitnehmen beigefügt. Auspropieren kann man sie am Sonntag sogar gemeinsam mit dem Autor: Der bietet im Englischen Garten eine Baum-Exkursion an.

Baum-Bestimmung live mit Roland Bock: "Read for Peace", So., 15. Mai, 14 -14.30 Uhr, Englischer Garten, Treffpunkt Eisbach-Welle

Zur SZ-Startseite
Wildpark Poing Frühjahrsbesuch

SZ PlusAusflugsziel Ebersberg
:Gratwanderung im Wildpark Poing

Nah dran oder kaum zu sehen? Wie der Besuchermagnet Wildpark Poing versucht, Gästen und Tieren gleichermaßen gerecht zu werden.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: