Wajdi Mouawads Stück "Vögel":Von Liebe, Familie, Herkunft und Religion

Das Stück behandelt den Nahost-Konflikt.

Das Stück "Vögel" des libanesisch-kanadischen Autors Wajdi Mouawad behandelt den Nahost-Konflikt, Fragen nach Herkunft und Religion und ist zugleich Familien- und Liebesgeschichte. Es wurde 2017 unter seiner Leitung in Paris uraufgeführt. Er hatte die Inszenierung mit jüdischen und arabischen Mitgliedern seines Ensembles erarbeitet und sich von Natalie Zemon Davis, einer Historikerin jüdischer Herkunft, beraten lassen. Der Text ist mehrsprachig angelegt auf Englisch, Deutsch, Hebräisch und Arabisch. 2018 wurde er zum ersten Mal in Deutschland gezeigt und wurde vielfach an anderen Häusern inszeniert. Auch in Israel war "Vögel" zu sehen.

Das Stück spielt anfangs in New York. Dort verliebt sich der junge Genetik-Forscher Eitan in die Doktorandin Wahida, er ist Jude, sie ist Araberin. Als Eitan seinen Eltern David und Norah und seinem Großvater Etgar seine neue Freundin vorstellen will, kommt es zum Eklat. Für den streng gläubigen Vater ist die Liaison inakzeptabel. Auch Eitans Mutter stellt sich aus Solidarität mit dem Vater dagegen, während der Großvater, ein KZ-Überlebender, zu vermitteln versucht. Nach dem Eklat macht Eitan DNA-Tests der Familie und stellt fest, dass David nicht der Sohn Etgars ist. Er reist daraufhin mit Wahida nach Israel.

Dort sucht Eitan seine Großmutter Leah auf, wird allerdings bei einem palästinensischen Terrorangriff schwer verletzt. Auf den Angriff reagiert Israel militärisch. In dieser angespannten Lage reisen die Eltern und der Großvater ebenfalls nach Israel, um Eitan beizustehen. Wahida entdeckt in der Zwischenzeit ihre arabische Identität und entscheidet sich, in Palästina zu bleiben und Eitan zu verlassen. Bezüglich des Vaters David stellt sich heraus, dass er in einem palästinensischen Bauerndorf geboren wurde und Etgar ihn dort als Soldat 1967 aus dem verlassenen Ort geraubt hat. Bei dieser Erkenntnis erleidet David einen Schlaganfall, sterbend im Koma hört er eine Versöhnungsparabel. Eitan begreift sich als "Erbe zweier Völker, die einander zerreißen". Solange dies geschehe, werde er keinen Trost finden.

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