Süddeutsche Zeitung

Wahlprogramme:Punkt für Punkt

Am 15. März entscheidet sich, wer in München in den nächsten Jahren das Sagen hat. Bei der Kommunalwahl geht es um viel. Welche Partei mit welchen Positionen zur Kinder- und Jugendpolitik antritt

Von Kathrin Aldenhoff

CSU

Alleinstellungsmerkmal: Das erste Mal wird das Wort Jugendliche im Wahlprogramm erwähnt, wenn es um das Thema Bildung geht. Die CSU will Schulen digital ausstatten, um Kindern und Jugendlichen einen zeitgemäßen Unterricht bieten zu können.

Stellenwert: Senioren haben ein eigenes Kapitel - Jugendliche nicht.

Was fehlt: Die Masse - bei 85 Seiten Programm könnten mehr Ideen drinstecken.

SPD

Alleinstellungsmerkmal: Die SPD formuliert in ihrem Programm viele konkrete Vorstellungen zum Bereich Jugend. Zum Beispiel sollen vier weitere selbstverwaltete Jugendzentren entstehen und anonyme und kostenfreie Notschlafplätze für Mädchen und junge Frauen.

Stellenwert: Schon im zweiten Absatz des Wahlprogrammes ist die Rede von den Forderungen der Jugendlichen.

Was fehlt: Kaum etwas.

Grüne

Alleinstellungsmerkmal: Das Thema Mitbestimmung ist den Grünen sehr wichtig. Sie wollen runde Tische für Kinder und Jugendliche in den Stadtteilen sowie jährliche Kinder- und Jugendversammlungen in den Stadtbezirken. Und ein kommunales Wahlrecht ab 14 Jahren.

Stellenwert: Das Wort Jugendliche wird erstmals auf Seite zwölf von 47 genannt.

Was fehlt: Das Lieblingsthema aller - Wohnraum für Azubis und Studenten.

FDP

Alleinstellungsmerkmal: Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien sollen durch geförderte Scouts stärker an Sportvereine herangeführt werden. Der Schulunterricht soll in einem Pilotprojekt erst um neun Uhr starten.

Stellenwert: Die Jugend wird auf der vierten Seite von 47 erstmals erwähnt - im Zusammenhang mit dem Thema Wohnen für Azubis und Studenten.

Was fehlt: Das Thema Freiräume.

Freie Wähler

Alleinstellungsmerkmal: Im Bereich Jugend haben die Freien Wähler kaum Ideen im Wahlprogramm. Sie erwähnen lediglich, dass Azubis und Studenten bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung gestellt werden soll. Und die Sportplätze sollen ertüchtigt werden.

Stellenwert: Äußerst gering. Das Wort Jugendliche wird auf sechs Seiten Wahlprogramm nicht einmal erwähnt.

Was fehlt: Eigentlich alles.

ÖDP

Alleinstellungsmerkmal: Die ÖDP macht schon auf der dritten Seite klar, dass sie alle 32 Forderungen von Fridays for Future unterstützt. Eine andere Idee ist zum Beispiel ein Jugendstadtrat.

Stellenwert: Im Wahlprogramm gibt es den Unterpunkt "Münchner Jugend fördern" - eine knappe halbe Seite von insgesamt 38.

Was fehlt: Ein paar mehr konkrete Ideen.

AfD

Alleinstellungsmerkmal: Die Partei fordert einen kostenfreien Zugang zu allen städtischen Museen für Kinder und Jugendliche.

Stellenwert: Drei Mal wird das Wort Jugendliche auf 30 Seiten Wahlprogramm erwähnt. Und einmal das Wort Jugendbanden.

Was fehlt: Das Wort Altparteien kommt vor. Das Wort Jungparteien nicht.

Die Linke

Alleinstellungsmerkmal: Die Linke will ein eigenes Bauprogramm für Auszubildende und Studierende - und dass große Betriebe ihnen günstige Appartements stellen müssen.

Stellenwert: Das erste Mal werden Jugendliche auf Seite 15 von 72 erwähnt, in Zusammenhang mit Depressionen.

Was fehlt: Ein eigener Absatz für Jugendliche - jenseits vom Thema Bildung.

Bayernpartei

Alleinstellungsmerkmal: Jung sein in München, wie Jugendliche in der Stadt leben, was sie brauchen, was sie sich wünschen, wovon sie träumen - das spielt bei der Bayernpartei keine Rolle. Dafür schreibt sich die Partei ins Programm, dass Bairisch-Unterricht an Kindergärten etabliert werden soll.

Stellenwert: Null.

Was fehlt: Alles.

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Quelle:
SZ vom 26.02.2020
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