Süddeutsche Zeitung

Wahllokal-Test der "Aktion Mensch":Barrierefreie Politik

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Wie gut sind Wahllokale erreichbar? Die "Aktion Mensch" will Hürden auf dem Weg zur Stimmabgabe aus dem Weg räumen und testet Wahllokale in ganz Deutschland. Sie bekommt dabei prominente Unterstützung von Guildo Horn.

Von Silke Lode

Einen wie Guildo Horn kann jede Aktion, die von Öffentlichkeit lebt, gut gebrauchen. Die nötigen Qualifikationen bringt er zwar eigentlich nicht mit, wenn es darum geht, Wahllokale auf Barrierefreiheit zu testen. "Ich bin nur ein Vertreter der Menschen mit Problemhaaren", räumt er freimütig ein. Aber als Busfahrer konnte er sich doch in das Tester-Team einschmuggeln, zu dem ein Rollstuhlfahrer gehört, ein Blindenfußballer und eine Expertin für leichte Sprache, die Lernschwierigkeiten aus eigener Erfahrung kennt.

Guildo Horn - das klingt irgendwie schrill und prominent, deshalb ist er der perfekte Lockvogel. Das erste Klischee bedient der Musiker bei seinem Gastauftritt im Wahllokal in den Nymphenburger Schulen vorbildlich: Giftgrüner Anzug mit Blümchen-Stickerei, dazu Plateauschuhen und die typische Haarmatte. Sein Äußeres sollte aber niemanden dazu verleiten, Horn in die Kasperlschublade zu schieben. Denn das Anliegen der Wahllokal-Tester ist auch sein eigenes: Eine Teilhabe am politischen Leben für alle Menschen als etwas Selbstverständliches zu ermöglichen.

Welche Hürden dabei zu überwinden sind, wollen die von der "Aktion Mensch" auf Deutschlandtour geschickten Tester von Berlin über Kassel und Köln bis München möglichst vielen Leuten klar machen. Raúl Krauthausen etwa in seinem Rollstuhl steht in Nymphenburg zunächst aufgeschmissen vor den Treppenstufen, die in die Schule führen. Immerhin weist ein angeklebtes Piktogramm dann den Weg zu einer Rampe am Seiteneingang.

Für den sehbehinderten Michael Wahl war dieser schmale, verwinkelte Weg jedoch ein Hindernis, das er allein nicht hätte überwinden können. Dementsprechend haben die Tester einige Wünsche: Eine lückenlose, fest angebrachte Ausschilderung der stufenlosen Wege ins Gebäude etwa oder ein Leitsystem für Blinde. Eine andere Bitte hat Andreas Vega, der beim letzten Bürgerentscheid in der Schule in der Sadelerstraße wählen wollte. In seiner Wahlbenachrichtigung hieß es, die Schule sei barrierefrei - doch auch er stand damals mit dem Rollstuhl vor den Stufen. Seine Assistentin fragte die Wahlhelfer um Rat, doch die wussten auch nicht weiter. "Man muss die Wahlhelfer unbedingt informieren", appelliert Vega.

Die größten Hürden aber tun sich für viele Menschen lange vor der Wahl auf: Sie verstehen die politischen Debatten nicht. Sei es, weil die Fernsehsender keine Untertitel oder Gebärdendolmetscher einblenden. Oder weil insgesamt eine Sprache verwendet wird, die nicht nur Menschen mit Behinderung zu komplex ist.

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Quelle:
SZ vom 24.08.2013
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