Wahl-Thesentest zur Kommunalwahl:Wie Politiker Münchens Schicki-Micki-Faktor bewerten

Ist München die schönste Stadt der Welt? Oder fehlen ihr zusätzliche VIP-Lokale? Und wie halten Sie es mit den Verkehrsregeln? Beim Wahl-Thesentest der SZ haben Hunderte Kandidaten für den Münchner Stadtrat mitgemacht. Die Auswertung.

Von Ingrid Fuchs

SZ.de hat mehr als 350 Kandidaten aller demokratischen Parteien und Wählergruppen gefragt, was sie über 20 zentrale Thesen zur Münchner Kommunalpolitik denken. Machen Sie den Test - kreuzen Sie oben an, was Sie denken, und erfahren Sie, welcher Partei Sie nahe stehen. Klicken Sie auf Parteien oder Antworten, um detaillierte Anmerkungen der Kandidaten zu erfahren.

Die Kandidaten hatten die Möglichkeit, zu den von uns formulierten Thesen auf einer Skala von 0 ("Ich stimme absolut nicht zu") bis 100 ("Ich stimme absolut zu") Stellung zu beziehen. Die Zwischenstufen "Ich stimme eher nicht zu", "Ich bin unentschieden" und "Ich stimme eher zu" wurden zur Berechnung durch die Werte 25, 50 und 75 ersetzt. Anschließend berechneten wir für jede Partei den Durchschnitt. Je höher dieser Mittelwert, desto größer die Zustimmung der Abgeordneten einer Partei zu einer bestimmten These. Hier die Ergebnisse.

Lieblingsstadt München: CSU äußert Heimatliebe

Oben der weiß-blaue Himmel, außenherum Berge und Seen und in der Mitte: München. Gibt es überhaupt einen Ort, an dem es sich noch schöner leben lässt? Ein Großteil der Stadtratskandidaten stimmt der Aussage, München sei "die schönste Stadt der Welt" eher oder sogar absolut zu. Doch nur wenige Anmerkungen lesen sich so euphorisch wie diese hier: "München ist die heimliche Hauptstadt Deutschlands. Alle beneiden das Leben und die Menschen hier. Das zeigt sich auch darin, dass Millionen von Touristen aus aller Welt nach München zum Urlaub machen kommen." Andere Kommentare schränken die Zustimmung dagegen ein wenig ein: "Allerdings sind auch andere Städte schönste Städte der Welt."

Am größten ist die geäußerte Liebe zur Heimat offenbar bei der CSU, der Mittelwert ist mit 90 der höchste. SPD (86), FDP (85) und Freie Wähler (86) liegen fast gleichauf, doch dann beginnt die Begeisterung zu bröckeln. Am niedrigsten ist die Zustimmung bei ÖDP (58) und der Linken (53). Auch in den Anmerkungen wird kritisiert: "München liegt sicher weit vorne, aber auch hier gibt es viele Probleme, die angegangen werden müssen."

Andere werden noch konkreter und bemängeln, dass die Stadt durch ihr enormes Wachstum in den vergangenen zehn Jahren - "verbunden mit dem zunehmenden Mangel an bezahlbarem Wohnraum, der Überlastung öffentlicher Räume wie z.B. dem Flaucher oder dem Verlust an Vielfalt durch die Aufwertung einzelner Stadtviertel sowie durch fehlende Investitionen in den ÖPNV - einiges seiner Lebensqualität eingebüßt" habe. In dieser Anmerkung stecken schon eine Menge Aufgaben für den neuen Stadtrat.

VIP-Lokale? Nein, danke

Wahl-Thesentest zur Kommunalwahl: Orte zum Champagner schlürfen gibt es in München nach Ansicht vieler genug

Orte zum Champagner schlürfen gibt es in München nach Ansicht vieler genug

(Foto: Stephan Rumpf)

Promis treffen, Champagner schlürfen, Schaulaufen: Hat München genügend schicke Orte zum Ausgehen oder fehlt es der Stadt an echten VIP-Lokalen? Da teilen fast alle Stadtratskandidaten die gleiche Meinung: Nein, Danke. Am niedrigsten ist die Zustimmung bei der CSU (7), dicht gefolgt von SPD (9) und Rosa Liste (9). Die Werte liegen parteiübergreifend eng zusammen: Grüne (11), Die Linke (11), ÖDP (11), Piraten und Hut liegen bei 14, FDP und Bayernpartei haben jeweils den Mittelwert 15. Nur bei der AfD (25) und den Freien Wählern (20) scheint der Widerstand gegen zusätzliche VIP-Lokale in München zumindest etwas geringer zu sein.

In den Anmerkungen machen die verschiedenen Stadtratskandidaten klar, was sie von der Idee halten: "München fehlt es eher an bezahlbaren Orten für Jugendliche", heißt es da. Oder: "München ist schon vippig genug!" Manche Kandidaten halten die Frage für überflüssig: "Erstens gar nicht notwendig, zweitens Schuhbeck, Käfer, Rabenwirt, P1 und Co. - es mangelt also nicht wirklich an ihnen." Und andere nehmen die Frage mit Humor: "Gibt es in München überhaupt echte VIP's?" Oder kommentieren auf ihre ganz eigene Art: "Bussi - Bussi - Bussi".

Bei der SZ-Diskussionsrunde der OB-Kandidaten wurde noch eine ganz andere Frage diskutiert. Michael Mattar (FDP), Sabine Nallinger (Grüne), Dieter Reiter (SPD) und Josef Schmid (CSU) haben dabei zugesagt, künftig dafür sorgen zu wollen, dass leerstehende Räume viel öfter zur kreativen Zwischennutzung zur Verfügung gestellt werden. Das klingt nicht nach Schicki-Micki.

Verkehrsregeln brechen - nicht mit der Bayernpartei

Diese Ordnungswidrigkeit haben viele schon mal begangen: mit dem Fahrrad auf der falschen Seite radeln. Wird man von der Polizei dabei erwischt, kostet das laut Bußgeldkatalog 15 Euro. Falschradeln ist eigentlich unnötig, nur manchmal ist ein kurzes Stück auf der falschen Straßenseite einfach eine wunderbare Abkürzung. Wie halten es die Münchner Stadtratskandidaten mit der Straßenverkehrsordnung, fahren sie manchmal auf der anderen Straßenseite? Diese Frage spaltet die Politiker - die Parteien untereinander und manchmal auch die Kandidaten innerhalb der Parteien.

Am striktesten halten sich nach eigenen Angaben die Kandidaten von CSU (18) und Bayernpartei (26) an die Regeln. Auch innerhalb der beiden Parteien findet es eine Mehrheit "absolut nicht" in Ordnung, auf der falschen Seite zu radeln. Wie hält es die Partei von OB-Kandidatin Sabine Nallinger, einer leidenschaftlichen Fahrradfahrerin, wie sie selbst sagt? Der Zustimmungswert der Grünen liegt bei 41 - die Kandidaten stehen der Ordnungswidrigkeit damit auch eher skeptisch gegenüber. Ganz locker gehen dagegen die Kandidaten der Piraten mit der Fahrrad-Frage um. Ihr Mittelwert liegt bei 68. Unentschieden sehen das die Kandidaten der Rosa Liste (55), der AfD (54) und der Linken (52).

Wie sehr diese Frage die Meinungen spaltet, wird in den Kommentaren deutlich. "Auf dem Radweg ja, wenn es eine kurze Strecke ist", gesteht ein Kandidat. Bei anderen schwingt eine klare Kritik an der aktuellen Verkehrspolitik mit: "Das Radl-Netz ist noch so rudimentär, dass oft nichts anderes übrigbleibt." Und manche haben für Falschfahrer gar kein Verständnis: "Das grenzt an Harakiri".

Details zur Umfrage: Die Redaktion hat Ende Januar bis Mitte Februar alle Stadtratskandidaten aller Parteien per Mail angefragt, etwas weniger als die Hälfte hat teilgenommen. Die Antworten wurden anonymisiert. Detailergebnisse finden Sie hier.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: