Wahl-Thesentest zur Kommunalwahl:Warum die Löwen ihr Stadion selbst bauen müssen

Braucht München ein Forum für Islam? Oder einen neuen Konzertsaal? Und der TSV 1860 eine eigene Arena? Erfahren Sie, was die Stadtratskandidaten über große Bauprojekte denken - und vergleichen das mit Ihrer eigenen Meinung.

Von Thierry Backes

SZ.de hat mehr als 350 Kandidaten aller demokratischen Parteien und Wählergruppen gefragt, was sie über 20 zentrale Thesen zur Münchner Kommunalpolitik denken. Machen Sie den Test - kreuzen Sie oben an, was Sie denken, und erfahren Sie, welcher Partei Sie nahestehen. Klicken Sie auf Parteien oder Antworten, um detaillierte Anmerkungen der Kandidaten zu erfahren.

Die Kandidaten hatten die Möglichkeit, zu den von uns formulierten Thesen auf einer Skala von 0 ("Ich stimme absolut nicht zu") bis 100 ("Ich stimme absolut zu") Stellung zu beziehen. Die Zwischenstufen "Ich stimme eher nicht zu", "Ich bin unentschieden" und "Ich stimme eher zu" wurden zur Berechnung durch die Werte 25, 50 und 75 ersetzt. Anschließend berechneten wir für jede Partei den Durchschnitt. Je höher dieser Mittelwert, desto größer die Zustimmung der Abgeordneten einer Partei zu einer bestimmten These. Hier die Ergebnisse.

Konzertsaal: Höchstens, wenn der Freistaat zahlt

Zuhörer (und Musiker) streiten gerne darüber, ob die Akustik in der Philharmonie nun miserabel oder völlig ausreichend ist, das BR-Symphonieorchester will endlich ein eigenes Haus und Horst Seehofer einen Weltklassesaal zur höheren Ehre der bayerischen Musik. In Hochkulturkreisen wird seit Jahren kein Thema häufiger diskutiert, vor allem, weil der Freistaat die Debatte immer wieder befeuert. Schon Ex-Kunstminister Wolfgang Heubisch (FDP) setzte sich für einen neuen Musiksaal ein, nun sucht sein Nachfolger Ludwig Spaenle (CSU) nach einem geeigneten Standort.

Nur die Stadt München, die war und ist bislang noch nicht so richtig für die Idee zu erwärmen. Das zeigen auch die Daten SZ.de-Wahlthesentests. "München braucht einen neuen Konzertsaal" - diese Aussage stößt bei den Stadtratskandidaten von SPD (Zustimmungswert: 28) und Grünen (27) nur auf wenig Liebe. Auch die Kandidaten von Linke (31), Rosa Liste (35), Piraten (35), ÖDP (28), Bayernpartei (28) und AfD (34) sprechen sich gegen das Projekt aus. Zustimmung findet es lediglich bei der CSU (76) und der FDP (69). Interessant ist bei der Frage auch die Haltung der Wählergruppe Hut, die dem Thema Kultur grundsätzlich zugeneigt ist. Doch auch hier ist man eher gegen den neuen Musiksaal (48). Ein Ausweg aus der Debatte lässt sich aus den Daten aber auch herauslesen. Würde der Freistaat für den Konzertsaal aufkommen, schreibt ein Grüner, spräche wenig dagegen - "aber das wird wohl nicht passieren".

Münchner Forum für Islam: Breite Zustimmung

Für die Parteien am rechten Rand ist das Münchner Forum für Islam (MFI) ein Reizthema, dabei ist noch nicht einmal sicher, wohin es kommen und wie es aussehen könnte. Fakt ist: Der Penzberger Imam Benjamin Idriz ist der Vorsitzende einer Initiative, die sich für den Bau eines muslimischen Zentrums in München einsetzt. Bausteine sollen ein Gemeindezentrum, eine Moschee, ein Museum, eine Akademie und eine Bibliothek sein.

Die große Mehrheit der demokratischen Parteien steht hinter dem Projekt und der Aussage aus dem Wahl-Thesentest, die Stadt brauche ein solches Forum für Islam. Die Stadtratskandidaten von SPD (81), CSU (72), Grünen (83), FDP (65), Linke (72), Rosa Liste (74), Piraten (72) und der Wählergruppe Hut (79) sprechen sich deutlich dafür aus. Auch bei den Freien Wähler (55) und der ÖDP (58) gibt es eine Mehrheit für das MFI. Nur die AfD (35) und die Bayernpartei (17) sind dagegen.

Kritische Stimmen richten sich etwa gegen potenzielle Geldgeber aus Katar. Die meisten Stadtratskandidaten stehen dem Münchner Forum für Islam jedoch aufgeschlossen gegenüber. Es wäre ein "wichtiger Beitrag zu Toleranz und Religionsfreiheit", schreibt einer. Und weiter: "Die Stadt ist weltanschaulich neutral und ist für eine Finanzierung nicht zuständig. Aber alle Religionsgemeinschaften in der Stadt haben ein Recht auf eigene Versammlungsmöglichkeiten, auch repräsentative."

Stadion für die Löwen: Umstritten innerhalb der Parteien

Die Profimannschaft des TSV 1860 München fühlt sich nicht wohl in der Fröttmaninger Arena. Das war schon so, als das Fußballstadion gebaut wurde, und es hat sich verstärkt, seit der FC Bayern den Löwen ihren Teil der Arena abgekauft hat. Viele Blaue sehnen sich deshalb nach einer eigenen Spielstätte - mit großer öffentlicher Unterstützung aus dem Rathaus können sie allerdings nicht rechnen, zumindest nicht mit finanzieller.

Wahl-Thesentest zur Kommunalwahl: Selten voll: Die Löwen fühlen sich nicht wohl in der Fröttmaninger Arena

Selten voll: Die Löwen fühlen sich nicht wohl in der Fröttmaninger Arena

(Foto: dpa)

Für die These, der TSV 1860 habe "ein Anrecht auf ein eigenes Stadion", gibt es Befürworter und Gegner in allen politischen Lagern. Die deutlichsten Fürsprecher finden sich bei der CSU (60) und bei der Linken (58), die Grünen (35) und die Rosa Liste (31) sind am deutlichsten dagegen. "Die Subventionierung eines Profivereins ist keine öffentliche Aufgabe", schreibt ein Kandidat der Rosa Liste in seiner Anmerkung. Ein Freier Wähler (44) ergänzt: "Anrecht nein, Unterstützung ja, wenn der TSV seine sportliche und vor allem finanzielle Lage verbessert."

Details zur Umfrage: Die Redaktion hat Ende Januar bis Mitte Februar alle Stadtratskandidaten aller Parteien per Mail angefragt, etwas weniger als die Hälfte hat teilgenommen. Die Antworten wurden anonymisiert. Detailergebnisse finden Sie hier.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: