Wahl in Münchner Bars:Forschungsgruppe Kneipe

Wir haben Gäste in Münchner Kneipen und Wirtshäusern gebeten, schon einmal ihre Stimme abzugeben: So geht die Landtagswahl in den Wahllokalen aus.

C. Henzler und U. Watter

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Am 28. September ist Landtagswahl. Zum ersten Mal seit Menschengedenken muss die CSU ernsthaft um ihre absolute Mehrheit bangen. Damit sie und ihre Konkurrenz abschätzen können, was auf sie zukommt, haben wir die Gäste von zehn Münchner Gastwirtschaften gebeten, ihre Stimme abzugeben. Gut, die echte Wahl könnte vielleicht auch ein bisschen anders ausgehen. Aber hier sehen die Parteien zumindest, ob sie eher unter den jugendlichen Wählern im Valentinstüberl und im Harry Klein noch Potenziale haben, an der Bar bei Charles Schumann, im gemütlichen Maibaumstüberl oder eher im gutbürgerlichen Gastrospektrum wie dem Paulaner am Nockherberg. Die Wahlen waren selbstverständlich anonym.

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Dass die Mehrheit der CSU in Bayern gottgegeben ist, ist ein Vorurteil, das außerhalb Bayerns gern gepflegt wird. Wer hier lebt, weiß hingegen: So sicher ist die Sache nicht, auch wenn sie am Ende dann doch immer sicher ausgeht. Denn es kommt immer auf das Biotop an, in dem man sich bewegt.

Die "Forschungsgruppe Kneipe" hat herausgefunden, dass sich die CSU auf alles gefasst machen muss. In München zum Beispiel gibt es Lokale, in denen sie keinen Fuß auf die Erde bringt.

Texte: Peter Fahrenholz

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In der Fraunhofer Schoppenstube, einem der raren Münchner Treffpunkte für Nachtschwärmer jedweder Couleur konnten sich nur 17,2 Prozent für die Christsozialen erwärmen. Die SPD hat hier allerdings keinerlei Grund zu Schadenfreude, sie kommt nämlich nur auf 7 Prozent. Die Grünen hingegen stauben in diesem Raucherlokal richtig ab: satte 31 Prozent.

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Noch krasser stürzt Bayerns allmächtige Staatspartei im Valentinstüberl im Schlachthofviertel ab, wo hauptsächlich junges, hippes Publikum verkehrt: Gerade mal 3,7 Prozent. Auch hier dominieren die Grünen mit 48,2 Prozent.

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Dass die Jugend per se nichts von der CSU wissen will, stimmt allerdings nicht: Im Harry Klein in der Friedenstraße, wo junges Volk bei elektronischer Musik zusammenkommt, können die Christsozialen immerhin 25,9 Prozent verbuchen, mehr als alle anderen Parteien in diesem Lokal.

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Wo es arrivierter zugeht, liegt die CSU klar vorn, allerdings überall weit von einer absoluten Mehrheit entfernt. Im Schumann's, wo nach dem Selbstverständnis des Publikums die Wichtigen der Stadt verkehren, kommt die CSU auf 39 Prozent und könnte zusammen mit der FDP, die 20,3 Prozent erreicht, eine Regierung bilden.

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Und dann gibt es natürlich auch noch die speziellen Biotope, die von keiner Umfrage erfasst werden können. Das Maibaumstüberl in Untergiesing zum Beispiel, das seinem Namen alle Ehre macht, denn hier scheint die Mehrzahl der Besucher im Herzen Trachtler zu sein. Und die verschmähen offenbar die CSU, die hier nur magere 8,3 Prozent erringt, sondern wählen richtig bayerisch: Die Sonstigen kommen hier nämlich auf 41,7 Prozent und dahinter verbirgt sich niemand anderes als die Bayernpartei.

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Im Weißen Bräuhaus dagegen, wo es rustikaler zugeht, würde es für Schwarz-Gelb nicht reichen, beide Parteien kommen zusammen nur auf 47,3 Prozent, auch im Literaturhaus sieht es kaum anders aus.

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Dass ein Milieu sozusagen auch der feindlichen Übernahme anheimfallen kann, zeigt die Max-Emanuel-Brauerei in der Adalbertstraße, früher eine Studentenkneipe mit hohem Soziologenanteil. Heute scheinen eher die Betriebswirte und angehenden Immobilienmakler zu dominieren, denn die FDP kommt hier auf 26,9 Prozent, ein Wert, den sich Guido Westerwelle sicher gerne unter die Fußsohlen kleben würde.

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Dass die SPD in Bayern offenbar auf ewig dazu verdammt ist, eine Minderheitenpartei zu bleiben, zeigt die Deutsche Eiche, eine bei Schwulen sehr beliebte Hotel-Gaststätte im Gärtnerplatzviertel. Dort hatten die Gäste das Gefühl, dass Minderheiten zusammenhalten müssen und votierten mit 50 Prozent für die Sozis. Würde die Rosa Liste auch landesweit antreten, würde aber wohl selbst aus diesem Triumph für die Genossen nichts werden.

Texte: Peter Fahrenholz

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