Was läuft an Vorträgen?Joseph Beuys und die Kraft der Kunst

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Joseph Beuys, versunken in die Betrachtung der neu bearbeiteten Badewanne in der Sigmundstraße 1 in München im Jahr 1977.
Joseph Beuys, versunken in die Betrachtung der neu bearbeiteten Badewanne in der Sigmundstraße 1 in München im Jahr 1977. (Foto: Nachlass Joseph Beuys, Düsseldorf und VG Bildkunst, Bonn. Foto: Ludwig Rinn)

Diskussionen über Deutschland, die Verknüpfungen von Kolonialismus und Nationalsozialismus sowie die Entstehungsgeschichte des Films „Die Fotografin“. Auf diese Vorträge und Talk-Runden dürfen sich Münchner im April freuen.

Von Barbara Hordych

Joseph Beuys war schon gezeichnet vom Tod, als er 1985 in den Kammerspielen seine legendäre Rede „Sprechen über Deutschland“ hielt. Frei und ohne Manuskript sprach er über sein künstlerisches Credo und Lebenswerk, in ganz verständlichen Worten, dazu mit seinem ihm eigenen Humor.

Diese Rede rückt die Münchner Beuys-Kennerin Sabine Kretzschmar in den Fokus ihres Vortrags Joseph Beuys in München, sprechen über Deutschland. Passenderweise vor seinen berühmten Kunstwerken wie der „Rose für die direkte Demokratie“ (1973) oder „Schlitten“(1969) in der Pinakothek der Moderne, am 6. und 13. April um jeweils 14 Uhr.

Als der Kameruner Widerstandskämpfer Rudolf Duala Manga Bell 1914 von der deutschen Kolonialregierung des Hochverrats angeklagt wurde, verteidigten ihn zwei deutsche jüdische Anwälte, Hugo Haase und Dodo Halpert. Bell, Haase und Halpert wurden in der zeitgenössischen Presse rassistisch diffamiert. Bell wurde 1914 in Kamerun von der Kolonialjustiz ermordet, Haase 1919 in Berlin von einem Attentäter tödlich verletzt. Dodo Halpert beging angesichts der Verfolgung durch die Nationalsozialisten 1938 Suizid. In der Podiumsdiskussion Historische Gewaltkontexte und die Zukunft von Erinnerungskultur in Europa und Afrika diskutieren Professor Prince Alexandre Kum’a Ndumbe III., Professor Joël Glasman und Professorin Mirjam Zadoff am Tag der Provinienzforschung, 9. April, um 19 Uhr im Museum Fünf Kontinente über die vielfältigen Verknüpfungen von Kolonialismus und Nationalsozialismus. Der Eintritt ist frei.

Im Universum sollte es gleich viel Materie wie Antimaterie geben. Da wir aber ganz offensichtlich in einem Universum mit Materie leben – es gibt Sterne, Galaxien, die Erde und schließlich auch uns Menschen – muss es einen Mechanismus geben, der dieses Gleichgewicht stört. Die Lösung des Rätsels könnte in einem unfassbar seltenen Zerfall liegen, bei dem das Neutrino eine entscheidende Rolle spielt. Am 8. April erklärt Felix Hagemann vom Max-Planck-Institut für Physik, mit welchen spannenden Methoden Forschende versuchen, diese Art von Zerfall zu beobachten – und warum dafür Hunderte Kilogramm Detektormaterial gebraucht werden. Sein Vortrag Antimaterierätsel im Universum: Führt das Neutrino auf die richtige Spur? beginnt um 19 Uhr in der Reihe „Café & Kosmos“ im Ampere. Der Eintritt ist frei.

Kate Winslet als Lee Miller im Film „Die Fotografin“ (im Original: „Lee“).
Kate Winslet als Lee Miller im Film „Die Fotografin“ (im Original: „Lee“). (Foto: Sky UK Ltd/Kimberley French)

Im vergangenen Sommer hatte der Film Die Fotografin seine Europapremiere beim Filmfest München. Zu Gast war auch die mit dem Cine-Merit-Award für ihre Verdienste in der Filmkunst ausgezeichnete Hauptdarstellerin Kate Winslet. Sie spielt in dem filmischen Porträt die Modefotografin Lee Miller, die während des Zweiten Weltkriegs eine der ersten Kriegskorrespondentinnen wurde. Sie war bei der Befreiung des KZ Dachau vor Ort und ihre Bilder der Gräueltaten der Nationalsozialisten und des zerstörten Europas prägen die Sichtweise der Welt.

Am 11. April um 19 Uhr zeigt das Amerikahaus im Rahmen seiner Ausstellung „Lee Miller Photography“ ein Special-Screening des Films mit einem Gespräch mit Lee Millers Sohn: Vor Filmbeginn wird Julia Weigl, die künstlerische Co-Leiterin des Filmfests, mit dem digital zugeschalteten Antony Penrose – Lee Millers Sohn, Mitverwalter der Lee Miller Archives und entscheidend am Entstehungsprozess des Films beteiligt – ins Gespräch kommen. Der Eintritt für die Veranstaltung im Amerikahaus ist frei.

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