Vorstoß von Ude:München soll 6-Millionen-Metropole werden

Wenn es nach dem Oberbürgermeister geht, soll die Metropolregion München zusammen mit Augsburg, Ingolstadt und den Landkreisen zur Großregion anwachsen - und damit zu London und Paris aufschließen.

Mike Szymanski

Südbayern soll nach dem Willen von Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) in einer erweiterten Metropolregion München wirtschaftlich zusammenwachsen. Er bestätigte Informationen der Süddeutschen Zeitung, wonach er den Einflussbereich Münchens auf die Städte Augsburg, Ingolstadt, Landshut, Landsberg, Rosenheim sowie zahlreiche Landkreise ausdehnen will.

Vertrauliche Runde

"Die Metropolregion München will sich im Wettbewerb der Regionen besser positionieren", sagt Oberbürgermeister Ude im SZ-Gespräch. Der erweiterten Metropolregion würden sechs Millionen Menschen angehören, womit sie zu den größten Deutschlands zählen würde. Der Ballungsraum versucht dadurch zu den Metropolen Europas wie London und Paris aufzuschließen. Seit Monaten treffen sich Landräte und Oberbürgermeister, um in vertraulicher Runde über den neuen Städteverbund zu beraten.

Metropolregionen werden als Wachstumszentren von internationaler Bedeutung definiert. In Deutschland tragen derzeit elf Regionen den Titel, der von der Ministerkonferenz für Raumordnung zugeteilt wird. Neben München ist im Freistaat der Großraum Nürnberg 2005 in den Kreis aufgenommen worden.

Nach Angaben von Ude soll in den kommenden Monaten in einer konstituierenden Sitzung der letzte Schritt zu einem formalen Zusammenschluss vollzogen werden. Ude verspricht sich davon Vorteile, wenn es etwa um die Aufnahme in europäische Förderprogramme geht. Andererseits müssten weit über die Grenzen Münchens hinaus gemeinsam die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Bisher habe es Reibungsverluste gegeben, sagt Ude.

"Die Interessen der Teilräume sind in der Vergangenheit nicht immer optimal abgestimmt worden." Im Gegensatz zu früheren Formen der städteübergreifenden Zusammenarbeit, die sich auf ein gemeinsames internationales Marketing beschränkt hatten, sollen nun konkrete Sachthemen abgearbeitet werden. Die Vertreter der Städte und Kreise haben Ude zufolge bereits Arbeitsgruppen gegründet, in denen gemeinsame Positionen erarbeitet werden sollen.

Dazu gehören die Themen Mobilität, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesundheit. Die Zusammenarbeit könne soweit führen, dass man etwa bei Firmenansiedlungen oder Standortentscheidungen für Forschungseinrichtungen Absprachen trifft. Die künftigen Partner der Metropolregionen sollen entsprechend ihrer Stärken gefördert werden, so Ude.

"Greater Munich"

Größter Nutznießer der erweiterten Metropolregion, die sich bislang auf das Münchner Umland beschränkt, dürfte Bayerns drittgrößter Ballungsraum Augsburg sein. Dort sind Politik und Wirtschaft auf der Suche nach einem entwicklungspolitischen Konzept.

Im vergangenen Jahr hatte Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber die Idee von "Greater Munich", der Annäherung Augsburgs an München, für gescheitert erklärt. Sein Vorgänger Otto Wiesheu hatte diese Idee propagiert - doch, so die Meinung von Wirtschaftsvertretern und Politikern: "Greater Munich" blieb nur eine Worthülse. Nun sind in Augsburg die Erwartungen hoch. "Wir werden uns als zweitgrößte Kraft einbringen", erklärt Augsburgs OB Paul Wengert (SPD).

Auch die schwäbische Industrie- und Handelskammer (IHK) sieht die Zukunft positiv. "Die Metropolregion stärkt unsere Position auch gegenüber der Staatsregierung. Wir werden künftig Kompromisse finden und unsere Argumente gebündelt vortragen", sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Peter Saalfrank. Augsburg könne als Produktionsstandort an der Metropolregion teilnehmen und ein eigenes Profil entwickeln.

Auch die kleineren Partner sehen Vorteile. "Es ist im Interesse der Region, wenn ein Magnet wie München nicht alles aufsaugt", sagt Landsbergs Oberbürgermeister Ingo Lehmann (SPD). "Wir müssen Aufgaben künftig funktionaler verteilen." Ingolstadts Oberbürgermeister Alfred Lehmann (CSU), setzt auch auf Marketing-Effekte: "Unsere Stadt hat international nur eine begrenzte Ausstrahlung. Daher ist es wichtig, dass wir uns gemeinsam positionieren."

Die Stadt Rosenheim, in der Holzingenieure ausgebildet werden, verspricht sich künftig eine bessere Zusammenarbeit mit den Münchner Hochschulen und will ihr großes Angebot an Rehakliniken einbringen. "Unsere Stärken können München bereichern", sagt Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer (CSU).

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