Vorstoß des Stadtrats:Wiesn-Attentat soll neu untersucht werden

13 Menschen wurden beim Oktoberfest-Attentat im Jahr 1980 getötet, 211 schwer verletzt. Die These, wonach ein rechtsradikaler Einzeltäter das Attentat auf eigene Faust verübt hat, ist bis heute umstritten. Nun drängt der Münchner Stadtrat auf neue Ermittlungen. Doch die Bundesanwaltschaft sieht keinen Anlass.

Silke Lode

Der Münchner Stadtrat will in seiner Vollversammlung am Mittwoch die Bundesanwaltschaft und das Landeskriminalamt (LKA) auffordern, die Ermittlungen zum Oktoberfest-Attentat wieder aufzunehmen. Bei dem Anschlag am 26. September 1980 wurden 211 Menschen schwer verletzt und 13 getötet, darunter der vermeintliche Einzeltäter Gundolf Köhler.

Oktoberfest-Attentat 1980

Oktoberfest-Attentat in München (Archivbild vom 26. September 1980): Der Münchner Stadtrat möchte, dass Bundesanwaltschaft und LKA die Ermittlungen wieder aufnehmen.

(Foto: AP)

Schon immer gab es Zweifel daran, dass der Rechtsradikale tatsächlich auf eigene Faust gehandelt hat. Alle Vorstöße, neue Ermittlungen aufzunehmen, waren aber bislang gescheitert.

Die jetzige Initiative des Stadtrats geht auf einen Antrag zurück, den Grünen-Fraktionschef Siegfried Benker vor einem Jahr gestellt hatte. Miriam Heigl von der Fachstelle gegen Rechtsextremismus erklärt die lange Bearbeitungszeit damit, dass die Verwaltung geprüft habe, was sich an Unterlagen in den Archiven der Stadt finde und wo sich eventuell neue Ansatzpunkte ergeben könnten. Ein Zusammenhang mit den Erkenntnissen um das rechtsextreme Terror-Trio aus Zwickau sei "nicht intendiert".

Allerdings erscheine es "im Blick der aktuellen Ereignisse noch wichtiger, vergangene Ereignisse aufzuarbeiten". Deutlicher wird Benker, der "in den 70er und Anfang der 80er Jahre ähnliche Versäumnisse wie heute" ausmacht. Da die Ermittler beim Wiesn-Attentat stets an der Einzeltätertheorie festgehalten hätten, habe man auch "in das Thema Rechtsterrorismus nicht genauer reingeschaut".

Wie Benker hält nun auch Oberbürgermeister Christian Ude eine Wiederaufnahme der Ermittlungen für angebracht, da es inzwischen neue Unterlagen und Publikation gebe, die Zweifel an der Alleintäterthese erhärten würden. Eine Mehrheit im Stadtrat für den Beschluss ist mit den Stimmen von Grünen und SPD sicher.

Die Bundesanwaltschaft sagte jedoch am Montag der Süddeutschen Zeitung, dass sie derzeit keinen Anlass zur Wiederaufnahme der Ermittlungen sieht. Das LKA erklärte, es könne nichts tun, da die Bundesanwaltschaft als zuständige Instanz die Akten geschlossen habe.

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