Vorschlag-Hammer:Von Menschen und Automaten

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Es gehört zu den landläufigen Vorurteilen, dass Tänzer und Tänzerinnen maximal bis acht mit dem "Unde" dazwischen zählen können: einsundezwei­undedreiundevier

Kolumne von Eva-Elisabeth Fischer

Es ist schon komisch, dass PR-Fuzzis für meist analoge Events immer noch glauben, mit absurden Superlativen Karten zu verkaufen. Wo doch inzwischen alle wissen sollten, dass Masse nicht gleich Klasse ist. Just purzelt also eine Meldung von der Datenbahn mit der Ansage, das Datum für den "größten Schwanensee der Welt" zu retten (save the date!), den 1. Dezember, wenn 48 Schwäne über die Bühne des Theaters am Potsdamer Platz in Berlin in zierlichen Arabesken hüpfen - zweimal mehr als im Bolschoi!!! "Diese Produktion des Shanghai Ballett wird dem Slogan ,Mit mehr Schwänen, als man zählen kann' mehr als gerecht", steht dazu auf der Homepage zu lesen. Da fragt man sich, ob die in Shanghai, dem Exerzierplatz des Schwanen-Corps, nicht mal bis 48 zählen können. Oder ob dem Ballettpublikum generell Rechenschwäche unterstellt wird, da man es ja auch für bescheuert genug hält, die "Schwanensee"-Qualität an der Menge der auf Zehntelsekunden und Millimeter genau synchron gedrillten Ballerinen zu messen. Tänzer und Tänzerinnen selbst, so das landläufige Vorurteil, können ja sowieso maximal bis acht mit dem "Unde" dazwischen zählen: einsundezweiundedreiundevier. Dies eine von Generation zu Generation überlieferte säuerliche Witzelei über das geistige Potenzial derer, die von Kindheit an der Stange ihr Ich rausschwitzen.

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