Pop-Up-Räume für Kunst:Klein ganz groß

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In den vergangenen zwei Wochen haben gleich drei charmante Pop-up-Räume für Kunst eröffnet

Kolumne von Evelyn Vogel

In diesen Zeiten begegnet mir allenthalben das kleine Format. Doch Miniaturisierung ist nicht gleichzusetzen mit Marginalisierung. Gleich drei kleine charmante Pop-up-Räume haben in den vergangenen zwei Wochen eröffnet und zeigen: Mit Erfindungsreichtum geht auch was auf kleinem Raum. Schnell wechselnde Programme locken Connaisseure, Nachbarn und Passanten gleichermaßen an, große Schaufenster lassen die Kunst auch zu Un-Zeiten nach außen strahlen.

So hat Various Others am Kunstwochenende in der Theresienstraße 154 das voll verspiegelte Schwabinggrad in Betrieb genommen. Die Pop-up-Bar wurde mit einer Rauminstallation von Stephan Dillemuth und einer sehr lustigen performativen Lesung von Angharad Williams eröffnet. Das @Base in der Milchstraße 4 ist ein Satellit der Eres-Stiftung, wo Studierende der Kunstakademie ihre Arbeiten präsentieren können. Zum Auftakt beschäftigt sich die Klasse von Peter Kogler mit dem Thema Big Data. Und vergangenes Wochenende hat in der Hans-Sachs-Straße 15 das MiM eröffnet - Mitten in München oder Made in Munich, ich kann mich für keine Interpretation entscheiden - vor allem aber mitten im Glockenbachviertel. In dem Non-Profit-Off-Space inszenieren der Designer Miro Craemer und der Kunsthistoriker Bernhart Schwenk zum Auftakt eine Hommage an Rainer Werner Fassbinder (bis 21. Nov.).

Beim ersten Digital Art Salon am kommenden Mittwoch in der Pinakothek der Moderne geht es um die Frage "Was bedeutet Erfolg im digitalen Zeitalter?" Diskussion und anschließende Sound/Visual-Performance werden - hier öffnet sich der Kreis vom Kleinen ins ganz Große - auf Youtube live gestreamt. Nicht per Stream, sondern leibhaftig war dieser Tage die Künstlerin Astrid Klein in der Pinakothek der Moderne im kleinen Kreis zu Gast - ein großartiges Erlebnis. Klein tritt extrem selten öffentlich auf. Und ihre dunkel-rauchige Stimme, die selbstbewusst kluge Gedanken zum Ausdruck bringt, löst sofort Kopfkino aus. Gut dass ihre Bilder noch eine Weile in der Pinakothek zu sehen sind. Nur noch bis Sonntag hingegen ist Sheela Gowdas Installation Collateral in der Lukaskirche zu sehen - und zu riechen. Die Räucher-Arbeit entstand auf Einladung des Lenbachhauses. Zum Abschluss gibt es in der Kirche um zehn Uhr einen Kunstgottesdienst. Das Lenbachhaus selbst zeigt als neue Ausstellung Die Sonne um Mitternacht schauen. Diese beginnt am Montag mit Sonderöffnungszeiten von 18 Uhr bis passenderweise Mitternacht. Großes Kino, nicht nur im Kopf.

© SZ vom 26.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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