Vorgetäuschte Entführung:"Es war eine Kurzschlusshandlung"

Am Ende konnte der Tankstellenpächter seinen ausschweifenden Lebensstil nicht mehr finanzieren - und inszenierte seine eigene Entführung. Vor Gericht gesteht der 49-Jährige und versucht, sein Verhalten zu erklären. Jetzt hat das Amtsgericht München das Urteil gesprochen.

Wegen schweren Betrugs und einer vorgetäuschten Entführung ist ein Tankstellenpächter aus München zu einem Jahr und zehn Monaten Gefängnis verurteilt worden. Das Amtsgericht München sah es am Freitag als erwiesen an, dass der 49-Jährige jahrelang durch Betrügereien in seiner Tankstelle einen ausschweifenden Lebensstil finanziert hat. Als seine Machenschaften aufzufliegen drohten, wollte er einen Raubmord vortäuschen. Das Gericht entsprach mit seinem Urteil der Forderung der Staatsanwaltschaft, der sich auch die Verteidigung angeschlossen hatte.

Der Mann hatte zuvor gestanden, seine Entführung vorgetäuscht zu haben. "Es war eine Kurzschlusshandlung, die durch nichts, durch absolut nichts zu entschuldigen ist, sagte der verschuldete 49-Jährige. "Ich kam einfach mit der Situation nicht mehr klar", ergänzte er mit Blick auf seine schwierige finanzielle Situation und zahlreiche Betrugsfälle, die aufzufliegen drohten. Er habe eine "Art Tunnelblick" gehabt und seinem Leben ein Ende setzen wollen.

Der 49-Jährige hat demnach jahrelang durch Betrügereien in seiner Tankstelle einen ausschweifenden Lebensstil finanziert. Als seine Machenschaften aufzufliegen drohten wollte er einen Raubmord vortäuschen, damit er einer Strafe entgeht und einen "Gesichtsverlust" verringert, wie es in der Anklageschrift heißt.

Der Mann fuhr am 31. Januar dieses Jahres zu seiner Bank, um dort angeblich Bareinnahmen einzuzahlen. Er versah die Fahrertür seines Sportwagens mit Blut, ließ das Auto stehen und tauchte für mehrere Tage unter. Damit löste er eine groß angelegte Fahndung aus. Als der mutmaßliche Betrüger mit Spuren einer Fesselung wieder auftauchte behauptete er, von zwei Männern entführt worden zu sein. Sie hätten auch versucht, ihn zu töten.

Die Ermittler hatten jedoch in der Zwischenzeit vor allem wegen der desolaten wirtschaftlichen Situation des Verschwundenen Verdacht geschöpft. Auch hatten sie die schweren Betrügereien in der Tankstelle entdeckt, die in dem Prozess mitangeklagt sind. Der Mann hatte die den Angaben zufolge einst umsatzstärkste Aral-Tankstelle Deutschlands betrieben.

Ab dem Jahr 2004 jedoch brachen die Gewinne deutlich ein, weil die vorbeiführende Straße untertunnelt wurde. Der Angeklagte, der sich laut Staatsanwaltschaft "über Statussymbole und Geld definiert", wollte seinen "verschwenderischen Lebensstil" nicht einschränken und soll unter anderem jahrelang falsche Zählerstände an der Waschstraße abgerechnet, sich mit Lügen Kredite erschlichen und sogar seinen langjährigen Mitarbeiter um 20.000 Euro betrogen haben.

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