Vorbereitung auf das Oktoberfest:Leberkäs in der Lederhose

Knapp einen Monat vor dem Wiesn-Anstich bereitet sich die Stadt auf den Tourismusansturm vor. Während sich die Arbeiter auf der Theresienwiese hinter Bauzäunen verschanzen, sind die Geschäfte bereits voll mit teils skurrilen Accessoires.

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Leberkäs in der Lederhose

Oktoberfestgegenstände

Quelle: Florian Peljak

Viele erfolgreiche Ideen entstehen aus einer Laune heraus. So auch das Geschäftsmodell von Khosro Barzinpour. Als Gag für die Weihnachtsfeier des Tennisclubs buk seine aus dem Chiemgau stammende Frau einen großen Lebkuchen, der mitsamt seinen Verzierungen wie eine Lederhose aussah. "Da hat es bei mir Klick gemacht", erzählt der 55 Jahre alte Perser, der sich selbst gerne - ganz bajuwarisiert - "Bazi" nennen lässt. 2007 war das, als ihm der Einfall für die "Lederhosensemmel" kam. Er ließ die Idee patentieren, suchte einen Bäcker, der sie umsetzen konnte, wurde fündig bei einem Betrieb in Traunstein und präsentierte die Semmel auf einer Gastromesse in Salzburg. "Das war ein Riesenerfolg", schwärmt Barzinpour. Er ließ sich einen Anhänger bauen, der ebenfalls an eine Lederhose erinnert, und verkaufte seine Semmel zusammen mit Weißwürsten und Leberkäs auf Veranstaltungen. So wurde aus dem Fotografen ein Gastronom. Und weil er in Bad Reichenhall auch noch einen Metzger auftreiben konnte, der einen genau wie seine Semmel geformten Leberkäs herstellte, verkauft er nun die Lederhosen-Leberkässemmel. Seit einem Jahr betreibt Khosro Barzinpour einen Stand in der Schrannenhalle, während der Wiesn ist er zusätzlich im Stachus-Zwischengeschoss präsent. Außer den Semmeln hat er inzwischen auch Krapfen in derselben Form im Angebot. Bald soll es auch noch Lederhosen-Fleischpflanzerl geben. Sein Ziel sei es, sagt der persische Bayer, einen neuen Trend zu setzen und die Idee via Franchise weltweit in aller Munde zu bringen.

Andreas Schubert

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Porzellanhirsch und Messerbank

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Quelle: SZ

In Biergärten ist es ja schon seit Urzeiten üblich, sich eine Tischdecke mitzunehmen, die gerne mit einem weiß-blauen Rautenmuster und dem bayerischen Löwen verziert sein darf. Und auch bayerische Wirtshäuser dekorieren ihre Gasträume gerne mit den Landesfarben. An diese hält sich auch die Porzellan Manufaktur Nymphenburg. Sie verkauft die eher edle Variante des bayerischen Tischschmucks und hat eine Linie namens "Bavaria" herausgebracht. "Die fünfte und wohl beliebteste Jahreszeit in München ist das Oktoberfest", teilt die Manufaktur mit. "Passend zur bevorstehenden Wiesn deckt Nymphenburg die Tafel mit weißblauen Kostbarkeiten". Die da unter anderem sind: Ein Hirsch in weißem Biskuitporzellan, kleine Messerbänkchen in Form eines Geweihs und das Service Bavaria. Letzteres ist mit einem hellblauen Rand verziert, in der Mitte prangt - wie sollte es auch anders sein - das Rautenmuster in Weiß-Blau. Die Schüssel hat noch dazu einen dekorativen Löwenkopf. Touristen aus Übersee, Jäger und sonstige Freunde von Traditionsmustern dürften schon mal ihre helle Freude an dem Service haben. Doch das ist nicht alles: Weil in Nymphenburg auch traditioneller Schmuck hergestellt wird, hat die Manufaktur angesichts der bevorstehenden Tracht-Welle auch eine Schmuckkollektion "Waldeslust" im Angebot. Das sind Anhänger aus weißem Biskuitporzellan, die zum Beispiel ein Hirschgeweih oder ein Edelweiß darstellen. "Das filigrane, handgefertigte Geweih schmückt nicht nur das Haupt eines Hirsches, sondern auch den Hals von feschen Madln und Buam", wirbt der Hersteller. Doch Vorsicht: Wer solch zerbrechliche Preziosen trägt, sollte gut aufpassen, dass er wegen der Alkohol-immanenten Stolpergefahr nicht zu viel Bier erwischt.

Andreas Schubert

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Krachlederne Hotpants

Oktoberfestgegenstände

Quelle: Florian Peljak

Die Lederhose - Symbol der bayerischen Männlichkeit, teilweise über Generationen vom Vater an den Sohn weitervererbt. Sie ist die Standardausstattung des Oktoberfestburschen, auch gut verwendbar als Maßkrugabstellfläche. Auf der anderen Seite war auch alles in bester Ordnung, wenn sich die Damen während des Oktoberfestes im feschen Dirndl präsentierten - die Welt könnte so einfach sein. Doch auch hier, an der letzten in unserer so hektischen Zeit Orientierung gebenden Konstante - der klassischen Rollenverteilung beim Trachtenoutfit - wird gerührt. Beim "Almenrausch" im Tal 15 gibt es derzeit "Lederhosen"-Hotpants für Frauen. 99,90 Euro sollen sie kosten und zu allem Überfluss heißen sie auch noch "Clara". Nicht weit unter Hüftansatz endend, ist sie eine Ohrfeige für den traditionsbewussten Trachtenträger. Mit Mieder und Strumpfband wird das Outfit komplettiert - so zeigt es zumindest die Schaufensterpuppe. Stellt man sich das an einer Wiesn-Gängerin vor, ist es, ja gut, vielleicht doch gar nicht so schlimm.

Tilman Schröter

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Schwimmente für den Maßkrug

Oktoberfestgegenstände

Quelle: Florian Peljak

Die Badeente ist seit dem Streit der Herren Müller-Lüdenscheid und Doktor Klöbner zum Kultobjekt geworden. Es gibt sie - je nach Vorliebe - in verschiedensten Varianten. Ob nach Ländern oder nach Berufen sortiert, nach Sportarten oder Jahreszeiten- für jede Gelegenheit findet sich ein passender Badekamerad. Da darf natürlich ein traditionelles Lederhosen-Outfit nicht fehlen. Die Ente "Ducktoberfest" gibt es bei "Servus Heimat" unter anderem im Tal. Und sie scheint sich großer Beliebtheit zu erfreuen, denn glaubt man den Angestellten des Ladens, verkauft sie sich gut, sogar sehr gut. Man habe vorsichtshalber auch immer einen Vorrat auf Lager. Wie nun der kleine Badefreund zum Einsatz kommt, bleibt freilich jedem selbst überlassen. Auf dem Oktoberfest kreativ an den Trachtenhut gepappt oder als Verzierung in der dritten Maß dümpelnd, ob als spaßiges Wurfobjekt nach der vierten Maß oder klassisch als Badevergnügen nach einem langen harten Tag auf der Wiesn- die Ente ist vielseitig einsetzbar.

Tilman Schröter

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Glitzerhut mit Auerhahnfeder

Oktoberfestgegenstände

Quelle: Florian Peljak

Von Claudia Effenberg ist regelmäßig zu lesen, gerade etwa empören sich Mitbewohner im Big-Brother-Haus, dass sie seit Tagen nicht geduscht habe. Durch hygienische Nachlässigkeiten ist die frühere Spielerfrau bereits öfter aufgefallen, speziell auf dem Oktoberfest. Betrachtet man die Bilder der Knutschorgien im Käfer mit ihrem Ex Stefan Effenberg - Spötter sprachen von Zungenwrestling -, ist das aus medizinischer Sicht nur als bedenklich einzustufen. Auch den obligatorischen Hut zur Tracht, den sie in knallrot und quietschpink auf den blonden Locken trug, kann man in Anbetracht der Big-Brother-News böswillig interpretieren: Wahrscheinlich brauchten die fettigen Haare eine Kopfbedeckung. Rational ist der Trend der vergangenen Jahre jedenfalls nicht zu erklären. C-Promis tragen Hut zur Landhausmode. Wenn der Glitzerlook auf dem Kopf dann noch eine Auerhahnfeder spendiert bekommt wie bei Angermaier in der Stachuspassage, sieht das aus wie Aschenputtel aus der Schlamperkiste. Aber Wiesn ist ja irgendwie auch Fasching.

Florian Fuchs

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Edelweiß-Chucks als Haferlschuh-Ersatz

Oktoberfestgegenstände

Quelle: Florian Peljak

Tradition mit Moderne zu verbinden, ist immer so eine Sache. Wie auch immer man dazu stehen mag, es gibt jedenfalls gerade Trachten-Turnschuhe im "Almenrausch" im Tal. Im Großen und Ganzen könnte man die Treter beschreiben als Chucks im Oktoberfest-Style. Nun muss man wissen, dass dieses Schuhwerk ursprünglich als Basketball-Schuh geplant war und später im linken Milieu Rebellion symbolisieren sollte, bevor es sich im modischen Mainstream ansiedelte. Mit Sport und Punk als Ausgangspunkt ist das wohl eher für jüngere Frauen entworfene Modell folgendermaßen gestaltet: "Dekoratives Edelweiß", so heißt es in der Beschreibung eines Online-Shops, ziert das Äußere des Schuhs, kleine Glitzersteinchen prangen auf der weißen Fußspitze der Schuhe, die vornehmlich in den Farben grün oder rot verkauft werden. Auf der Ferse ist ein Hirsch abgedruckt. Wie gesagt: Es ist immer so eine Sache mit Modernem und Tradition. Aber wenn man bedenkt, was die Wiesnbesucher sonst für Schuhe tragen zur Tracht, ist es auch schon egal.

Tilman Schröter

© SZ.de/infu
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