Von der Bürokratie ausgehebelt:Schon wieder Ärger um die Strandbar

Lesezeit: 2 min

Die Untere Naturschutzbehörde lehnt die Open-Air-Bar an der Ludwigsbrücke ab. Ein Tiefschlag für die Urbanauten.

Von Sabrina Ebitsch

Der "kleine Schubs", den der Stadtrat der Verwaltung geben wollte, ist nicht nur in die falsche Richtung gegangen. Er hat zu einer Kollision geführt. Denn einer der beiden Standorte, den der Stadtrat für den sommerlichen "Stadtstrand" vorgesehen hatte, wurde von der Bürokratie inzwischen wieder ausgehebelt.

(Foto: Foto: Robert Haas)

Während die Corneliusbrücke, an der es am 17. Mai losgehen soll, als Standort für die Open-Air-Bar mit Sand wohl sicher ist, lehnt das Planungsreferat, in dem die Untere Naturschutzbehörde angesiedelt ist, eine Dependance am Vater-Rhein-Brunnen an der Ludwigsbrücke ab. Jetzt wird nach Alternativen gesucht.

Gezerre um die Standortfrage

"Die Ludwigsbrücke ist gekippt", sagt Cornelius Mager, Leiter der Lokalbaukommission, mit Verweis auf den Naturschutz. Für die Strand-Veranstalter, die Urbanauten, ist das ein Tiefschlag. Natürlich freue man sich, dass man wenigstens bezüglich der Corneliusbrücke schon Bescheid wisse, sagt Benjamin David:

"Aber es sollte einen zweiten Ort geben, und wo der sein wird, habe ich ehrlich gesagt keine Ahnung. Wir dachten, mit dem Stadtratsbeschluss wäre die Sache klar." Für bindend hält die Verwaltung die Stadtratsvorschläge aber nicht, das habe er bereits vor der Abstimmung deutlich gemacht, sagt Mager .

Damit tritt ein, was die Urbanauten vermeiden wollten. Nach dem von Kurz-vor-knapp-Entscheidungen geprägten Gezerre um die Standortfrage im vorigen Jahr hatte man sich frühzeitig bemüht, für 2007 Klarheit zu schaffen. Bereits im Januar und Februar waren die Urbanauten vorstellig geworden.

Mitte März sollte ein Grundsatzbeschluss des Stadtrats ein für allemal Klarheit schaffen. So klar fiel der Beschluss allerdings nicht aus: Nach anderthalbstündiger Verhandlung einigten sich Grüne, Rosa Liste, FDP und CSU gegen die SPD auf die Standorte Cornelius- und Ludwigsbrücke - letztere hatte erst ein Ergänzungsantrag am Vortag wieder ins Spiel gebracht.

"Das Projekt hat grundsätzlich bei Stadtrat und Verwaltung eine große Unterstützung, aber wenn es konkret wird, ist immer irgendwas, warum es gerade an diesem Ort nicht gehen kann", sagt David.

Schon damals hieß es: Wenn der Standort Ludwigsbrücke die Hürden der Verwaltung nicht passiert, muss nach Alternativen Ausschau gehalten werden. Und das ist nun eingetreten: Das Planungsreferat macht seine vorab geäußerten Bedenken nun erneut geltend. Der Strand auf der Insel läge mitten im Landschaftsschutzgebiet, sei kartiertes Biotop, und auch wegen des Denkmalwertes wolle man dort kein achtwöchiges Festival zulassen.

"Macht keinen Spaß"

Das KVR, eigentlich Befürworter des Stadtstrands, schließt sich dem an: "Das Planungsreferat als Fachbehörde hat sein Veto eingelegt", sagt KVR-Sprecher Christopher Habl; wenn es Einwände wegen des Landschaftsschutzes gebe, könne man nicht darüber hinweggehen.

Während in einigen Wochen an der Corneliusbrücke schon mehr als 50 Tonnen Sand aufgeschüttet werden, sucht man Ersatz für die Ludwigsbrücke. "Wir sind schon daran interessiert, einen zweiten Standort zu finden", sagt KVR-Sprecher Habl, und auch Mager verschließt sich dem nicht. Im Gespräch sind der Marienhof, der Wittelsbacher-, der Königs- und der Orleansplatz.

Den Vater-Rhein-Brunnen wollen die Urbanauten noch nicht aufgeben. Sie hoffen auf ein Einlenken des Planungsreferats und nähmen auch etwaige Auflagen gerne hin. Grundsätzlich wollen sie nun aber darüber nachdenken, wie und ob es überhaupt mit dem Strand weitergehen soll bei den jährlichen "Hängepartien". "Die ständigen Auseinandersetzungen", sagt Benjamin David, "machen keinen Spaß."

© SZ vom 12.4.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: