Von Burkina Faso nach München:Durch Zufall hier gelandet

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Hamado Dipama hat viele Freunde gefunden, doch wohl fühlt er sich in der Stadt nicht immer. (Foto: Catherina Hess)

Hamado Dipama stieg in Paris in den nächstbesten Zug - der brachte ihn nach Bayern

Hamado Dipama hat der Zufall nach München geführt. Er floh von Burkina Faso zuerst nach Mali und Algerien und schließlich mit dem Flugzeug nach Paris. Doch in der ehemaligen Kolonialmacht wollte er nicht bleiben. Also stieg er, nachdem er nicht einmal zwei Stunden in der französischen Hauptstadt verbracht hatte, in den nächsten Zug. Und dieser fuhr nach München, eine Stadt, in der er niemanden kannte, und in der er sich nicht immer willkommen fühlte.

17 Jahre ist das inzwischen her. Freunde hat der 1974 geborene Dipama in München heute viele. Er ist im bayerischen Flüchtlingsrat aktiv, organisiert einen Panafrika-Kongress und ist Mitglied im Migrationsbeirat der Stadt. Doch wohl fühle er sich trotzdem nicht immer: Alle zwei Tage erlebe er es im Schnitt, dass ihn auf der Straße jemand wegen seiner Hautfarbe beleidige. "Geh' mal zurück in deine Wüste", habe erst neulich ein älterer Herr zu ihm in der U-Bahn gesagt. Auf der Straße würden ihm Menschen häufig das "N-Wort" hinterherrufen. Und wenn er eine Wohnung suche, würden Menschen oft gleich wieder auflegen, wenn sie seinen Akzent hören.

Am meisten beschäftigte Dipama in den vergangenen Jahren aber der Rassismus im Nachtleben. "Wir Geflüchtete saßen ja tagtäglich mit ähnlich traurigen Gesichtern zusammen. Zumindest am Wochenende wollten wir Spaß haben", sagt Dipama. Er und ein Kumpel beschlossen, feiern zu gehen. Doch der Türsteher ließ sie nicht rein. Immer wieder sei ihm das passiert. 2013 macht er schließlich gemeinsam mit Freunden einen Test. Eine Gruppe von dunkel- und eine Gruppe von hellhäutigen Menschen versuchte zwei Nächte lang in 25 Münchner Clubs hineinzukommen. Diejenigen mit weißer Hautfarbe hatten keine Probleme - die anderen ließen die Türsteher nicht hinein. Insgesamt 20 Mal. Dipama verklagte die Türsteher auf Schmerzensgeld, doch das Gericht wies die Klage ab. Aufmerksamkeit erlangte der Fall trotzdem.

In den vergangenen Jahren jedoch, sagt Dipama, habe sich für ihn die Situation in München verschlechtert. In seinem E-Mail-Postfach habe er mittlerweile einen extra Ordner für Hassmails eingerichtet - darunter seien viele Schimpfwörter, aber auch Drohungen. Früher habe er solche Nachrichten immer einfach gelöscht und versucht, den Inhalt zu vergessen. Heute hebt Hamado Dipama sie auf. "Als Beweis, falls ich einmal angegriffen werde."

© SZ vom 20.09.2018 / chrh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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