Volleyball:Ein Erfolg, der Erwartungen weckt

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Die U-16-Volleyball-Meisterinnen des TSV Turnerbund stecken ihr Talentiade-Preisgeld in die Aufbauarbeit

Von Julian Raff

Dass ihre große Leidenschaft Volleyball immer eine exklusive Angelegenheit bleiben würde, wusste Birgit Gußmann schon, als sie noch an Münchner Schulen Sport unterrichtete und ihren Schützlingen, meist im Wahlkurs, die verzwickten Regeln, Spieltechniken und taktischen Kniffe nahe brachte. Das Nischendasein hat die Gründerin der erfolgreichen Juniorinnen des Harlachinger TSV Turnerbund (TBM) nie groß gestört. Auch die Talente um Kapitänin Charlotte Körber, sowie Gerhard Eberl, Leiter des Münchner Leistungsstützpunkts, versichern unisono, dass zuerst der pure Sport komme. Da lässt es sich ganz gut damit leben, dass ein frischer deutscher U16-Titel erst einmal kaum Medienecho gebracht hat - und schon gar kein Geld.

Glückliche Gesichter: die jungen Volleyballerinnen des TSV Turnerbund bei der Preisverleihung. (Foto: Stephan Rumpf)

Klar, ein (dotierter) SZ-Talentiade-Preis ist als nachträgliches Zuckerl trotzdem hoch willkommen, vor allem weil der TBM bei der zehnten Talentiade-Preisverleihung das Stadtgebiet vertrat (die per Sonderpreis geehrten Forstenrieder und Allacher TSV-Handballer liefen sozusagen außer Konkurrenz). Öffentliche Ehrungen, so Gußmann, seien hier nun mal rarer als in einer Umlandgemeinde, wo ein persönlicher Glückwunsch vom Bürgermeister das Mindeste gewesen wäre, nachdem die TBM-Juniorinnen am 8. Mai das DM-Finale gewonnen hatten. Das geht schon in Ordnung, findet die sportliche Mutter der TBM-Mädchen. In Münchens manchmal rauer Sportlandschaft können sie sich ja auch ganz gut aufgehoben fühlen, seit sie 2015, nach einem erzwungenen Vagabundendasein, ihr Quartier in der Dreifachturnhalle des Theodolinden-Gymnasiums aufschlagen konnten. Dort, in der Eschenstraße, liegt die eigentliche sportliche Heimat, auch wenn die wenige Aufschläge entfernte Vereinsadresse "Säbener Straße" weiterhin Assoziationen und Erwartungen weckt, die auf der Preisverleihung nicht unerwähnt blieben. Drei Querfelder zum Trainieren und ein längs zur Tribüne markierter Turniercourt für Publikumsspiele lassen keine Wünsche offen. Fast noch wichtiger ist der Kraftraum, wo die Mädchen Muskeln für hohe Sprünge und, wichtiger noch, für die sichere Landung aufbauen.

(Foto: Logo Talentiade)

Gesunder Leistungssport, so weit möglich, steht bei der Nachwuchsschmiede TBM nach wie vor weit oben. "Wir passen gut auf die Mädchen auf", versichert Eberl. So gesehen hätte Physiotherapeutin Luisa Rembeck eigentlich bei der Preisverleihung mit auf die Bühne gehört. Die Betreuerin hatte Kapitänin Körber nach einer Bänderverletzung am Finalvortag behandelt und grünes Licht für den entscheidenden Einsatz gegeben. Für Körber war es die erste Verletzung überhaupt, was ja den obigen Anspruch nur bestätigt. Mit 1,80 Metern liegt die Spielführerin gerade so im Maß ihres Teams. Nicht nur, weil die TBM-Mädchen den Preis ladylike in Schwarz-Weiß gekleidet entgegen nahmen, hätte manch Zuschauer zweifeln können, ob hier noch Nachwuchs auf der Bühne steht.

Tatsächlich, so Eberl, sind heutige Jugendspielerinnen im Schnitt zehn Zentimeter größer als ihre Altersgenossinnen Anfang des Jahrzehnts (und fast ebenso groß wie das Herrschinger Erstliga-Volleyball-Bruderpaar Ferdinand und Johannes Tille, das ihnen den Preis am Mittwochabend überreichte). Keine Evolution im Schnelldurchlauf, sondern das Ergebnis konsequenter Sichtung. Wie die jetzige Trainerin Verena Steinbacher versichert, gelingt es dabei meist, auch das wortwörtliche Wachstumspotenzial früh einzuschätzen. Nur selten müssten motivierte Talente später wegen fehlender Länge aussteigen. Was auch immer die nun anstehende U-18-Meisterschaft bringt - die professionelle Arbeit zahlt sich aus: Der TBM konnte seine Präsenz im Bayern-Verbandskader auf 13 von 19 Spielerinnen ausbauen.

© SZ vom 26.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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