Münchner Momente:Vogelwilde Futterkugeln

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Wieder ein Aspekt des Wohnens, der endlich durchdesignt ist: Vogelfutter wirft man nicht mehr auf den Boden, da gibt es inzwischen ganz andere Lösungen.

Von Philipp Crone

Man muss sich manchmal wundern, warum manche Marktlücke erst jetzt geschlossen ist. Gerade beim Design gab es ja welche, die eher an Schluchten als an winzige Risse im ästhetisch durchkomponierten Leben des 21. Jahrhunderts erinnerten. Längst sind die früher absurderweise rein zur Fortbewegung optimierten Gefährte wie Fahrräder zu kleinen Windkanal-Studien gereift, ihre bauchigen Brüder von der aggressiven Unterart des Lastenrads orientieren sich an oligarchisch geschnittenen Superyachten. Und auch die Zigaretten - wer trägt die schon noch in diesen billigen Pappschächtelchen mit sich herum? Entweder er oder sie hat ohnehin schon eine dieser ebenfalls nikotinwindschnittigen Mini-Turbinen in Betrieb, oder trägt seine Zigarettensammlung in einem Designertäschchen, wie sie zum Beispiel als "Sigaretta" für 220 Euro angeboten werden, also schlappe 630 Zigaretten wert. Und nun wird ein weiterer völlig vernachlässigter Bereich plötzlich trendy.

Wer heute noch Vogelfutter auf den Bürgersteig wirft, verstößt zum einen gegen das Taubenfütterverbot der Stadt und ist dazu noch derart gestrig, dass er sich auch gleich auf dem Dreigang-Rad mit Nabendynamo und Schutzblech eine ohne Filter aus der Pappschale anzünden kann. Soll die Meise wirklich vom Boden essen? Also bitte. Dafür gibt es doch heute wirklich zeitgemäßere Lösungen, zum Beispiel einen Bilderrahmen, der an Wände oder Fensterscheiben gehängt werden kann, das Futter kommt in den Rahmen und der Vogel quasi ins Schaufenster. Oder eine gläserne Fensterfutterkugel, die wirkt, als hätte Alessi sie persönlich entworfen. Und dann für den glücklichen Gartenbesitzer auch die Varianten, die das Potenzial haben, die letzten tönernen Gartenzwerge zu verdrängen. Glaskugeln mit Knabberloch, die Singvögel das ganze Jahr glücklich machen und Gartenbesitzer das ganze Jahr in Weihnachtsstimmung versetzen.

Ob die Tiere nun ihre Körner in der Glaskugel, in unterdimensionierten Todessternen oder überdimensionierten Schrauben knacken: Da ergibt sich natürlich gleich die nächste Marktlücke. Kann man dann wirklich noch schnöde Maiskörner ausstreuen? Nein, bei Dallmayr und Käfer entwickelt man in Zusammenarbeit mit My Muesli längst stadtviertelgerechte Körnermischungen wie Haidhausen healthy, Ausgewähltes aus der Au oder Schwabinger 7-Korn.

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