Völkerkundemuseum München:An Lianen in die Tiefe

Die Erfinder des Bungee-Springens: Das Volk der Sa wurde durch seine Turmsprung-Tradition weltbekannt. Die Ausstellung "Ursprung in der Südsee" widmet sich ihrer Kultur. Ein Rundgang in Bildern.

Dagmar Bartosch

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UrSpung in der Südsee München

Quelle: SZ

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Die Erfinder des Bungee-Springens: Das Volk der Sa wurde durch seine Turmsprung-Tradition weltbekannt. Die Ausstellung "Ursprung in der Südsee" widmet sich ihrer Kultur. Ein Rundgang in Bildern.

Eine wunderliche Konstruktion aus Holz und Rindenstreifen steht derzeit vor dem Völkerkundemuseum in der Maximilianstraße. Es ist der Anfang eines "Tarbe Gol" - eines Turms, den ein Volk der Südseeinsel Pentecost jedes Jahr baut. Mutige Männer springen von Plattformen in verschiedenen Höhen in die Tiefe - nur von der Liane an ihren Füßen gehalten. Diese Tradition der Sa, wie das Volk heißt, gilt als der Ursprung der Extremsportart Bungee-Springen. Noch ist der Turm recht klein, er soll aber während der Ausstellung wachsen. Gebaut wurde er von Dorfbewohnern, die für das Projekt "Ursprung in der Südsee" aus ihrem Dorf Bunlap nach München gereist sind.

Text und Fotos: Dagmar Bartosch

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Auf der Insel Pentecost nimmt dieses "riskante Spektakel", wie es Kurator Thorolf Lipp nennt, ganz andere Ausmaße an. Jungen ab sechs Jahren fangen von niedrigen Plattformen mit den Sprüngen an, der Höhepunkt ist ein Sprung aus knapp 30 Metern. Zwei Wochen bauen 30 bis 40 Männer an einem solchen Turm. Frauen dürfen ihn nicht berühren - das würde den "Tarbe Gol" verunreinigen und die Springer gefährden. Um den Turm in München vor weiblicher Nähe zu schützen, haben sich die Gäste aus der Südsee etwas Besonderes einfallen lassen und Brennesseln in den Turm eingearbeitet.

Foto: Martina Kleinert

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Der kultische Aufwand suggeriert, dass es sich beim Turmspringen um ein bedeutendes Ritual handelt. Das ist aber nicht der Fall: Es ist für die Männer keine Pflicht und hat auch keine Auswirkungen auf ihren Status im Dorf. Vielmehr ist es ein Spiel. Ursprünglich fand das Spektaktel nur einmal im Jahr statt. Heute veranstalten Inselbewohner auf der Westseite der Insel Pentecost fast jedes Wochenende im Sommer ein Turmspringen - Inszenierungen für die zahlreichen Touristen.

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Die Ausstellung will sich mit der Kultur der Erfinder des Bungee-Springens umfassend auseinandersetzen. Der Ethnologe Thorolf Lipp war schon mehrere Male bei den Sa auf Pentecost. Das Besondere an den Bewohnern des Dorfes Bunlap ist, dass sie sich trotz Kontakt zur westlichen Welt bewusst für das Leben nach den Regeln ihrer Vorfahren entschieden haben. Wie das genau aussieht, macht die Ausstellung deutlich.

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Die Gäste aus Bunlap haben nicht nur den "Tarbe Gol" gebaut, sondern auch diese traditionelle Hütte. Das Haus ist innen durch einen Balken zweigeteilt und hat auch zwei Feuerstellen - eine für Männer, eine für Frauen.

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Eine weitere Facette der Kultur sind die Juban-Masken. Das Maskenschnitzen geriet bei den Sa vor sechzig Jahren fast gänzlich in Vergessenheit. Anfang der achtziger Jahre wollten Kunsthändler von den Dorfbewohnern solche Masken erwerben - vergeblich. Danach besann sich die Dorfgemeinschaft aber wieder auf das alte Handwerk, ...

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... so dass das Schnitzen heute wieder ein lebendiger Teil der Kultur ist. Früher wurden die Masken nur mit Steinen bearbeitet. Heute werden sie mit Hammer und Meißel hergestellt. Die Juban-Masken sind dadurch vielseitiger denn je.

Foto: Katrin Martin

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Im letzten Raum der Ausstellung wird der Besucher nach Bunlap versetzt, auf den Tanzplatz im Zentrum des Dorfes. In der Mitte der drei Männerhäuser werden in Filmausschnitten rituelle Tänze gezeigt, die zu Aufstiegszeremonien gehören. Im Rahmen der Ausstellung findet auch ein vielseitiges Programm statt, das die Begegung mit den Bewohnern von Bunlap und ihrer Kultur ermöglicht. Am kommenden Wochenende gibt es neben Führungen zum Beispiel eine Märchenstunde für Kinder und eine Verkostung von Südsee-Früchten und Essen aus dem Erdofen.

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Mathias Wataskon, Betu Watas und Tolak Moltavil Telkon (v.l.) sind seit zwei Monaten für das Projekt in Bayern und antworten bei mehreren Diskussionsrunden den Besuchern auf alle Fragen. In Deutschland hat Tolak vor allem der Schnee auf den Bergen beeindruckt. Mathias sagt: "Bei uns sind die Pfade steinig und holprig. Die geraden Straßen hier machen das Leben sehr einfach." Auch wenn sie in München viele neue Eindrücke gesammelt haben, freuen sie sich wieder auf ihre Heimat - und vor allem ihr heimisches Essen.

"Ursprung in der Südsee", 20. Juni bis 13. September 2009 im Völkerkundemuseum. Geöffnet Dienstag bis Sonntag 9.30 bis 17.30 Uhr. Nähere Informationen zur Ausstellung und dem Programm finden sie hier.

(sueddeutsche.de/dba/pfau/bgr)

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