Visionen für den Münchner Osten:Leben im Parkhaus

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Im sechsstöckigen Parkhaus an der Ecke Oslo- und Helsinkistraße (im Bild) könnten nach Vorstellung der CSU Läden und Restaurants entstehen, in der Garage an der Georg-Kerschensteiner-Straße Wohnungen. (Foto: Robert Haas)

Weil die Quartiersgaragen in der Messestadt wenig genutzt werden, wollen CSU und SPD daraus Wohnungen machen. Die Grünen möchten lieber die ebenerdigen Stellplätze an den Straßen loswerden

Von Ilona Gerdom, Messestadt Riem

In Hamburg machen sie es vor: In der Hansestadt steht jetzt der Entwurf, mit dessen Hilfe ein altes Parkhaus in der Innenstadt umgebaut wird. Statt Stellplätzen soll es dort bald Genossenschaftswohnungen geben. Das fordert der Bezirksausschuss (BA) Trudering-Riem nun auch für die wenig genutzten Quartiersgaragen in der noch nicht einmal komplett fertiggebauten Messestadt.

Während die Tiefgaragen, die sich direkt unter oder an den Wohnhäusern befinden, von den Messestädtern gern genutzt werden, sieht es mit den großen Parkhäusern anders aus. Ursprünglich hatte man gehofft, mit ihnen parkende Autos von den Straßen des Stadtteils zu verbannen. So heißt es beispielsweise in einer Broschüre der Stadt aus dem Jahr 2009, man verfolge die "Idee einer ökologischen und ressourcenschonenden Ordnung des ruhenden Verkehrs". Die für Wohnungen erforderlichen Stellplätze sollten "grundsätzlich" und "ausschließlich" in Garagen untergebracht werden. Dafür wollte man "größere zusammenhängende Einheiten" schaffen - die sogenannten Quartiersgaragen. Allerdings - und das zeigte sich schon früh - sind die, weil sie oft einige Gehminuten von den eigenen vier Wänden entfernt liegen, nicht gerade beliebt. "Die werden schlicht nicht so angenommen wie erhofft", stellte Antragsinitiatorin Magdalena Miehle (CSU) in der jüngsten BA-Sitzung fest. Zugleich fehle es an allen Ecken und Enden an Wohnraum. Warum also nicht beispielsweise im Parkhaus an der Georg-Kerschensteiner-Straße in den oberen Etagen Wohneinheiten unterbringen? Oder das Parkhaus an der Helsinkistraße, Ecke Oslostraße in Teilen zu Laden- oder Restaurantflächen umwandeln?

Dass die Einstellräume tatsächlich wenig genutzt sind, bestätigt die Autopark Riem GmbH. Sie ist Eigentümerin und Verwalterin mehrerer Garagen, die sich auf Erbbaugrundstücken der Stadt München befinden. Insgesamt sind es rund 2800 Stellplätze im Viertel, für die die GmbH zuständig ist. Auf die Frage nach der Belegung ist zu erfahren, dass die 16 Halbebenen an der Georg-Kerschensteiner-Straße nur zu 16 Prozent mit parkenden Autos voll sind. Die sechs Stockwerke an der Helsinkistraße weisen laut Verwalter 57 Prozent Auslastung auf.

Im Bezirksausschuss stieß der Vorstoß der CSU zumindest bei der SPD auf Zustimmung. Angeregt wurde jedoch, dass man - wie in Hamburg auch - versuchen sollte, Genossenschaften ins Boot zu holen.

Die Grünen dagegen stellten selbst einen Antrag. Man sehe die leer stehenden Garagen ebenfalls als "gewaltige Ressourcenverschwendung" sagte Sprecher Herbert Danner. Allerdings habe seine Fraktion einen anderen Ansatz. Den Grünen wäre es lieber, wenn man die oberirdischen Parkbuchten, die es trotz der Konzeption eines autofreien Quartiers entlang der Straßen gibt, als öffentlichen Raum an die Bewohner "zurückgibt".

Als Gesamtkonzept für die Messestadt wollten die anderen BA-Mitglieder das nicht mittragen. Man einigte sich aber darauf, zumindest an der Oslo- und Erika-Cremer-Straße ein Pilotprojekt zu fordern, damit Autofahrer nicht mehr dort, sondern in einer der drei nahegelegenen Garagen parken. Die beiden Straßen hinter den Riem Arcaden nämlich seien, so SPD-Fraktionssprecherin Eva Blomberg, ein "Sicherheitsproblem": einerseits für Fußgänger und Radler, andererseits auch, weil häufig die Feuerwehrzufahrten versperrt würden. Beide Ideen - das Wohnen im Parkhaus und das Parkverbot am Straßenrand - müssen nun von den zuständigen Referaten geprüft werden.

© SZ vom 23.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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