Zwei neue Ausstellungen im Villa Stuck InterimMachtspiele und Zensur

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Performatives Stück: Yael Bartanas "Two Minutes to Midnight".
Performatives Stück: Yael Bartanas "Two Minutes to Midnight". (Foto: Birgit Kaulfuß)

Yael Bartana und Tania Bruguera kommen mit starken Stücken ins VS Interim in München.

Von Evelyn Vogel

Das Museum Villa Stuck mag zwar im Moment wegen der Sanierung des Gebäudes am Isarhochufer in einem Ausweichquartier untergebracht sein. Trotzdem werden Michael Buhrs und sein Team nicht müde, auch unter völlig veränderten Bedingungen ein vielfältiges Programm auf die Beine zu stellen. Aus der Sommerpause melden sie sich gleich mit zwei spannenden Präsentationen zurück.

Was wäre, wenn Frauen die Welt regieren würden? Diese Frage stellt die Künstlerin Yael Bartana in ihrem performativen Stück „Two Minutes To Midnight“, das von 5. September an im VS, dem Interim der Villa Stuck in der Goethestraße, zu sehen ist. Die in Berlin lebende, international renommierte israelische Künstlerin wurde zuletzt auch einem breiteren Publikum bekannt, weil sie im deutschen Pavillon auf der diesjährigen Biennale in Venedig ausstellte.

In „Two Minutes To Midnight“ muss eine rein weibliche Regierung eines fiktiven Landes Stellung zu einer akuten nuklearen Bedrohung durch eine fremde Nation beziehen. Bartanas Stück basiert auf einem vierjährigen, interdisziplinären Prozess, der geopolitische Macht- und Machospiele analysiert und versucht, Alternativen zu präsentieren. Ihre Videoinstallation stellt sie der Geschichte des Gebäudes in der Goethestraße 54 gegenüber, wo in der NS-Zeit mit der Pension Patria eine Zwangsunterkunft für jüdische Personen auf dem Weg zur Deportation untergebracht war.

Der Instagram-Post von Tania Bruguera entstand während eines Hausarrests 2021. Die kubanische Künstlerin verarbeitet in "The Condition of No" ihre eigenen Erfahrungen von Zensur.
Der Instagram-Post von Tania Bruguera entstand während eines Hausarrests 2021. Die kubanische Künstlerin verarbeitet in "The Condition of No" ihre eigenen Erfahrungen von Zensur. (Foto: Tania Bruguera)

Die zweite Präsentation, „The Condition of No“, stammt von der kubanischen Künstlerin und Aktivistin Tania Bruguera. Ihre eigenen Erfahrungen mit Zensur und Machtmissbrauch auf Kuba und in anderen Ländern nutzt Tania Bruguera, um sich in ihren Performances und Ausstellungen für freie Rede und gegen Zensur einzusetzen.

Bruguera war 2022 auf der documenta fifteen in Kassel mit dem von ihr gegründeten Kollektiv INSTAR vertreten. Vergangenen Februar wollte sie im Hamburger Bahnhof in Berlin eine 100-stündige Lesung von Hannah Arendts Buch „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ inszenieren. Nach massiven antijüdischen Protesten musste die Lesung abgebrochen werden, tags darauf wurde die Performance geschlossen.

„The Condition of No“ besteht aus einer Ausstellung, die die Mechanismen von Propaganda, Zensur und Protest untersucht, einer Gesprächsreihe, die den Blick auf die Situation in Deutschland richtet, und dem INSTAR Film Festival, das sich mit unabhängigen chinesischen Filmproduktionen beschäftigt, die zensiert oder nicht ausgestrahlt wurden.

Yael Bartana: Two Minutes To Midnight, 7. September bis 20. Oktober; Tania Bruguera: The Condition of No, 7. September bis 24. November; Eröffnung beide 7. September, 15 Uhr, VS, Goethestraße 54

In einer früheren Version hieß es, Yael Bartana habe den Deutschen Pavillon in Venedig mitkuratiert. Sie war aber als Künstlerin dorthin eingeladen. Alleinige Kuratorin war Çağla İlk.

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