West-Schwabing:Marode Villa soll abgerissen werden

West-Schwabing: Das Haus an der Borschtallee 30 soll abgerissen werden.

Das Haus an der Borschtallee 30 soll abgerissen werden.

(Foto: Robert Haas)

Das gut 100 Jahre alte Haus am Luitpoldpark soll einem Neubau weichen. Weil wegen der Tiefgarage auch Bäume bedroht sind, lehnen die Lokalpolitiker die Pläne aber vorerst ab.

Von Ellen Draxel

Schwabing ist ein charmantes Pflaster. Das liegt an vielem: an den Menschen, an den zur nachbarschaftlichen Geselligkeit einladenden Hinter- und Innenhöfen, an den kleinen Läden entlang der Hauptmeilen, den vielen Lokalen und der Kunstszene. Aber auch an der Optik des Viertels. Nahezu 900 Häuser stehen in Schwabing unter Einzeldenkmalschutz, viele davon sind mehrgeschossige Renaissance-, Neubarock- oder Jugendstilbauten. Wenig verwunderlich, dass da eine kleine idyllische Villa von 1920, zumal auch noch an einer sehr prägnanten Stelle direkt neben dem Luitpoldpark gelegen, Aufmerksamkeit erregt. Denn dieses von Bäumen umsäumte Haus an der Borschtallee 30 soll abgerissen werden.

Westschwabings Lokalpolitiker haben einen Vorbescheidsantrag vorgelegt bekommen, der zwei Neubauvarianten zur Wahl stellt: Entweder sollen auf diesem exklusiven Grundstück zwei Einfamilienhäuser oder ein Mehrfamilienhaus mit Tiefgarage entstehen. "Diese alte Villa, so herrschaftlich sie von außen aussieht, ist innen total marode", sagt Architekt Andreas Schmauser. Auch er habe sich anfangs von der Fassade täuschen lassen und deshalb zunächst das Landesamt für Denkmalpflege um Rat gebeten. Das Ergebnis: "Da ist nichts Denkmalrelevantes dabei".

Niedrige Raumhöhen, sehr kleine Räume, er sei "sehr erstaunt" gewesen, als er den Bau in seinem "erbärmlichen Zustand" das erste Mal zu Gesicht bekommen habe. Eine Sanierung hält Schmauser daher für "ausgeschlossen" - zumal das ehemals zweigeschossige Haus im Zweiten Weltkrieg auch noch von einer Bombe getroffen wurde. Bis vor einem Jahr wohnte in der Villa noch eine ältere Dame, die inzwischen aber verstorben ist. Ob die Erben, drei Geschwister, selbst einmal in die neu geplanten Gebäude einziehen werden, ist laut Schmauser bislang offen.

Die Lokalpolitiker kritisieren, dass Bäume dem Neubau geopfert werden

Der Bezirksausschuss Schwabing-West jedenfalls hat die Bauvoranfrage erst einmal abgelehnt. Einerseits, weil dem Gremium lediglich eine der beiden Varianten übersandt wurde und den Bürgervertretern so die Entscheidungsgrundlage fehlte. Kritik üben die Politiker aber auch an den für die Realisierung von Neubauten notwendigen Baumfällungen - und an einer "extremen" Versiegelung des Bodens aufgrund einer weit auskragenden Tiefgarage. "Oberhalb eines solchen Untergrunds", erklärt der Vorsitzende des Unterausschusses Bauen und Wohnen, Markus Meiler (CSU), "kann kein tiefwurzelnder Baum mehr gepflanzt werden". Im Übrigen bezweifeln die Stadtteilvertreter das Baurecht für dieses Vorhaben auf dem Gelände an. Ihrer Ansicht nach überschreiten die Neubauten das zulässige Baufeld.

Architekt Schmauser widerspricht: Das Grundstück verfüge über "ein irres Baufenster, das ist wirklich riesig". Und gefällt werden sollen laut ihm nur zwei Bäume. "Die Allee bleibt dagegen stehen." Sollte das Projekt umgesetzt werden, wäre es nicht das Einzige an der Ecke. Östlich der Borschtallee 30 befindet sich direkt angrenzend der Schulcampus des Willi-Graf- und des Sophie-Scholl-Gymnasiums mit einer Dependance der Ricarda-Huch-Realschule. Die Planung sieht vor, den gesamten Schulstandort zu überarbeiten und Neubauten zu errichten. Eine belastbare Zeitschiene dafür gibt es aber laut Bildungsreferat bislang nicht. "Die Machbarkeitsstudie", sagt Sprecher Andreas Haas, "läuft noch, da sie auf Grund des gestiegenen Bedarfs überarbeitet werden muss".

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