Süddeutsche Zeitung

Viertel-Stunde:Von Bank zu Bank

Die eine ist zum Ausruhen da, die andere fördert Begegnungen: Schwabing hat viele Sitzgelegenheiten, jede dient einem ganz eigenen Zweck

Von Nicole Graner

Grün oder braun gestrichen. So kennt man sie. Aber Bänke sind nicht gleich Bänke. In Schwabing hat - man will es in jenem Stadtviertel, dem einstigen Nährboden der Schwabinger Krawalle und dem ehemaligen Künstlerviertel, gar nicht glauben - alles so seine Ordnung. Natürlich gibt es da auch grüne Bänke. Aber eben als lange Sitzreihe angelegt. Die stehen am Rand des Spielplatzes mit dem Blick aufs Forum der Münchner Freiheit, und sie sind sehr beliebt. Dort wird mal ein Schnellfrühstück eingenommen, Kaffee getrunken - auch mal ein Bier. Dort wird in aller Ruhe bei Sonnenschein Zeitung gelesen. Eine Frau, die den Kinderwagen hin- und herschiebt, damit, wie sie sagt, "die kleine Maus endlich einschläft", nutzt die Zeit und beantwortet via Handy Mails. Das sind - ganz klar - Begegnungsbänke.

Ein Stück weiter gibt es braune Holzkästen, in deren Bauch sich Schachfiguren befinden. So mancher hat Stunden darauf gesessen, um den rechten Zug zu tun. Denkerbänke also. Und dass die beiden von Karl Eisenrieder gestifteten klassischen Sitzgelegenheiten an der Seite des Cafés Münchner Freiheit nur zu einem Zweck da sind, ist auch klar: zum Eis schlutzen. Die grüne Bank am Arthur-Kutscher-Platz könnte es schöner haben, wenn anstelle von Autoblech einfach nur Grün um sie wäre. Aber ein paar Minuten Ausruhen am Brunnenbänkchen - immer wieder trifft man da Menschen, die sich eine Auszeit aus dem Schwabinger Getümmel nehmen: die Ruhe-Bank.

Bänke sind es nicht, aber steinerne Vorsprünge, die auf dem kleinen Platz am Fuchsbau Mittagspäusler anlocken. Name dafür vielleicht: Salat-Steine. Ein kleiner Geheimtipp sind die grünen Draht-"Sessel" in der idyllischen Gartenanlage der Germaniastraße 6. Hier zwitschern die Vögel, und es ist herrlich ruhig im Rondell. Auf geflügelten Fabelwesen, wie vor dem berühmten Restaurant Tantris, könnte man natürlich auch sitzen oder viel besser: woanders hinfliegen. Schließlich haben die steinernen "Flug-Bänke" Haltegriffe. Eine besondere Sitzform bieten die neuen Spielplätze vom Schwabinger Tor: Ausruhen auf geschälten und polierten Baumstämmen - die Outdoor-Bank. Alles hat also seine Ordnung in Schwabing. Sogar das Sitzen.

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Quelle:
SZ vom 20.05.2017
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