Viertel-StundePermanent auf Wanderschaft

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Einmal im Jahr Gastgeber: St.Peter und Paul.
Einmal im Jahr Gastgeber: St.Peter und Paul. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Lokalpolitiker in Feldmoching-Hasenbergl tingeln Monat für Monat durch den Stadtbezirk - der Bezirksausschuss versteht sich als Wander-Gremium und tagt keine zweimal hintereinander an derselben Stelle. So haben auch wenig mobile Bürger in den abgelegenen Siedlungen die Chance, ihre Anliegen vorzubringen

Von Thomas Kronewiter

In diesem Fall kann man getrost von einer Tradition sprechen, lange genug handhaben es die Lokalpolitiker im nördlichsten Stadtbezirk Feldmoching-Hasenbergl so. Denn obwohl oder eher weil es sich flächenmäßig um einen der großen Münchner Stadtbezirke handelt, versteht sich der Bezirksausschuss als Wander-Gremium. Die Stadtteilvertreter tagen keine zweimal hintereinander an derselben Stelle - obwohl sie spätestens seit der Fertigstellung des Kulturzentrums 2411 eine gut angebundene und modern ausgestattete Adresse hätten. Der Nachbar-Stadtbezirk Milbertshofen-Am Hart hat sich vor Jahren anders entschieden: Seit der Eröffnung des Kulturhauses Milbertshofen tagen sie nahezu ausnahmslos dort.

Die 24er aber haben sich nicht beirren lassen. Sie haben das Jahr im Pfarrsaal der Evangeliumskirche mitten im Hasenbergl begonnen, sind im Februar nach St. Peter und Paul in Feldmoching gewechselt und werden den Ausgang der Kommunalwahl - wenn auch vermutlich noch ohne die Bezirksausschuss-Ergebnisse - im Pfarrsaal von St. Johannes Evangelist in der Siedlung am Lerchenauer See diskutieren. Im April haben dann die Stadtteilpolitiker und ihre Gäste vereinzelt einen weiteren Anfahrtsweg. Dann geht es in die Siedlung Ludwigsfeld.

Für weniger mobile Ludwigsfelder in ihrer idyllischen, aber abgelegenen Siedlung ist es der einzige Termin im Jahr, an dem sie ihre Anliegen den gewählten Vertretern des Stadtbezirks sozusagen barrierefrei vorbringen können. Für Gäste von weiter her ohne eigenes Auto ist die Siedlung inzwischen gut per Bus an die S-Bahnhöfe Moosach und Feldmoching angebunden. In den Neunzigerjahren war das noch ganz anders: Da fuhr ein einziger Bus mit großen Lücken im Takt von Moosach in die Siedlung. Wer nicht genau aufpasste und die Hieroglyphen in den Fahrplänen nicht exakt zu entziffern wusste, konnte erleben, wie er nächtens nach der Bezirksausschuss-Sitzung am Bushalt in der Siedlung vergebens warten und zusehen musste, wie der Bus im Fahrplan nur an der Dachauer Straße - außerhalb der Siedlung - kurz stoppte. Man machte sich dann zu Fuß auf den Weg, über die laaange Dachauer Straße bis nach Moosach, und von dort aus weiter mit Bussen oder Bahnen.

Mit dieser Folge beendet die Stadtviertel-Redaktion ihre kleine Reihe über Tagungsorte von Münchner Bezirksausschüssen.

© SZ vom 14.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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