Viertel-Stunde:Kilometerweit Geschichte

Kirche und Friedhof in Allach, 2016

Stolze Mitte: die Kirche Sankt Peter und Paul

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Eversbuschstraße ist nicht nur lang, sie hat auch eine lang zurückreichende Historie, wenngleich unter anderen Namen

Von Anita Naujokat

Zu viel Verkehr, Staus, kein Platz für Radfahrer und gefährlich schmale Gehsteige - ihr Ruf ist nicht der beste. Doch die Eversbuschstraße ist alles andere als eine der gesichtslosen Einfallstraßen, vor der sich Anwohner hinter Betonmauern und Zäunen verschanzen müssen. Dessen sollte man sich im Jubiläumsjahr "1200 Jahre Menzing" wieder einmal bewusst werden. Gesäumt von Villen, Geschäften, Betrieben, niedrigen Wohn- und Bauernhäusern, deren Gärten oft bis ans Ufer der westlich entlang fließenden Würm reichen, verbindet sie auf knapp 4,2 Kilometern die einstigen Dörfer Allach und Untermenzing.

Ihre Kleinteilig- und Vielseitigkeit ist beredtes Zeugnis der Vergangenheit, die auch mit unmenschlichem Leid verbunden war. Bis 1933 hieß die Trasse Hauptstraße. Danach benannte die Gemeinde Allach ihren Teil in Horst-Wessel-, und Untermenzing den seinen in Adolf-Hitler-Straße um. Am 26. April 1945, als beide Straßen längst zu München gehörten, wurden dort Tausende Gefangene aus dem KZ Dachau gen Süden getrieben, an den Todesmarsch erinnert das Mahnmal an der Ecke zur Höcherstraße.

Im Juli 1945 wurde das Straßenband nach dem Augenheilkundler Oskar Eversbusch benannt - an ihm liegt mit Sankt Peter und Paul, umgeben von einem Friedhof, eine der ältesten Kirchen, die jahrhundertelang den Ortskern Allachs prägte. Auch der Untermenzinger Friedhof ist denkmalgeschützt. Schon 1679 hatte Hofmarksherr Anton von Berchem an der heutigen Eversbuschstraße das erste Allacher Schulhaus errichten lassen, und dem Gebäude mit der Hausnummer 156 sieht man noch immer die einstige Tafernwirtschaft an. Wo heute in Untermenzing Eigentumswohnungen und ein Restaurant stehen, soll auch Agnes Bernauer, heimliche Geliebte und Ehefrau des bayerischen Herzogs und Thronfolgers Albrecht III., zwei Höfe besessen haben.

Mit der Eversbuschstraße sind Bäder und Mühlen verbunden. Und obwohl es vieles nicht mehr gibt, sind dort die meisten Baudenkmäler im Stadtbezirk. Einzigartig auch ihr Name: Laut dem Online-Straßenverzeichnis gibt es nirgendwo in Deutschland eine Straße dieses Namens.

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