Viertel-Stunde:Einmal Himmel und zurück

René Jeschke, Riesenrad im Werksviertel

René Jeschke inspiziert täglich das Riesenrad.

(Foto: Florian Peljak)

Höhen- oder Platzangst darf man beim Riesenrad im Werksviertel nicht haben - weder als Besucher noch als Mitarbeiter

Von Kolumne von Pauline Stahl

Weit ragt das neue Riesenrad im Werksviertel in den Himmel hinauf. Ganze 78 Meter hoch und 74 Meter breit ist es - und damit auch über das Viertel hinaus nicht zu übersehen. Einen Einblick in private Wohnzimmer erhaschen Besucher während der halbstündigen Fahrt trotzdem nicht, denn die neue Attraktion ist derzeit nur von Bürogebäuden umgeben.

Größtenteils Münchner und kaum Touristen sind es seit der Eröffnung Mitte April gewesen, die aus einer der Gondeln den Ausblick auf die Alpen und auf die Münchner Sehenswürdigkeiten genossen haben. Insgesamt waren es bereits mehr als 35 000 Gäste. "99,9 Prozent der Rückmeldungen sind sehr positiv", sagt René Jeschke, der zum 20-köpfigen Team des Riesenrads gehört. "Negative gibt es auch immer, dann sind es aber einfach negative Menschen."

Für den 39-Jährigen beginnt der Arbeitstag in der Regel um fünf Uhr morgens. Mit einem oder zwei Kollegen überprüft er fünf Stunden lang die Sicherheit des Riesenrads. Dafür muss er auch einen langen, schmalen Tunnel hochklettern, der bis zur Achse des Rads führt - Höhen- oder Platzangst darf hier keiner haben. "Wir schauen von oben bis unten genau nach, ob alle Schweißnähte, alle Einzelteile perfekt sitzen." Ist das der Fall, geht das Riesenrad in Betrieb und dreht ganz gemächlich, mit weniger als 0,5 Kilometern pro Stunde, seine Runden über dem Werksviertel.

Hell beleuchtet ist die Attraktion auch nachts, wenn sie außer Betrieb ist. Das hat schon so manchem Bewohner des Stadtteils Sorgen bereitet. Ähnlich wie ein Kran, der ebenfalls eine nächtliche Beleuchtung benötigt, ist es wegen des Flugverkehrs nicht erlaubt, die Lichter ganz auszuschalten. Also versucht es der Betreiber "Hi-Sky" anders wieder gutzumachen, stellt sich als "neuer Nachbar" vor und schickt allen Anwohnern eine Postkarte, mit der sie drei Euro Rabatt auf eine Fahrt bekommen, die sonst 14,50 Euro kostet. Im Werksviertel soll das Riesenrad außerdem erst einmal zwei Jahre lang stehen. Wo es danach seine Runden dreht, ist noch offen.

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