Viertel-Stunde:Ein Kiosk, der leuchtet

Alexander Vesely vor seinem neuen Kiosk an der Münchner Freiheit in München, 2014

Grün ist Alexander Veselys erklärte Lieblingsfarbe.

(Foto: Robert Haas)

Die ersten 100 Tage des 24-Stunden-Shops an der Münchner Freiheit sind vorbei

Von Nicole Graner

Erst am Dienstag war es soweit. Da leuchtete der Kiosk an der Münchner Freiheit rot. Aber nur kurz. Denn als der FC Bayern raus war aus dem DFB-Pokal, schaltete Alexander Vesely wieder um. Auf grün. Es mache ihm Spaß, den Glaskubus in allen möglichen Farben erstrahlen zu lassen, sagt der Mann, der seit Dezember vergangenen Jahres den 24-Stunden-Shop betreibt. Grün sei die erklärte Lieblingsfarbe. Und die hat Signalwirkung. Nachts, wenn Menschen auf den Bus oder die Tramlinie 23 warten. Sie hat etwas Beruhigendes. Viele Frauen zum Beispiel haben Alexander Vesely schon bestätigt, dass sie sich jetzt abends viel sicherer fühlten, seit es den Kiosk gibt. Und manchmal, da komme in den späten Abendstunden auch die Menschen, die Schwabing schon lange kennen, es lieben. Sie kaufen Zigaretten und freuen sich über ein Gespräch. Und sie mögen die grüne Designer -Schachtel, die so gut auf den Platz passe. Tagsüber sind es Schüler und auch Kinder. Sie kaufen sich ein Steckerleis - die einzige Möglichkeit, auf dem Platz. Und Radfahrer halten: "Ja, wir sind auch ein Drive-in."

Die ersten 100 Tage des leuchtenden Kubus sind vorbei. Laufen tue der Kiosk noch nicht richtig, sagt Vesely. Das liegt bestimmt nicht am Angebot. Die Rote-Beete-Brezen oder Toasts mit Ziegenkäse und Rucola sind beliebt. Wie auch die für Nachtschwärmer besonders lecker belegten Sandwiches.

Von Pfingsten an wird Vesely Picknickkörbe verleihen. Leere, aber auch gefüllte. Für Biergartenbesucher oder Verliebte. Der Inhalt: Decke, Prosecco und was Süßes. Aber um den Kiosk rund um die Uhr zu öffnen, beschäftigt Vesely zehn Leute. Das kostet. "Es braucht eben seine Zeit, bis so etwas gut läuft." Vesely ist trotzdem überzeugt, dass die einstige rechteckige Aussparung in der Mauer, die früher oft als Schlafplatz für Wohnungslose diente und eine Art Balkon mit Blick auf das Forum Münchner Freiheit war, genau der richtige Ort sei für einen Kiosk. Und damit liegt er richtig. Denn blickt man verzweifelt der gerade abfahrenden Tram nach, dann ist Warten angesagt. Und dann, ja dann, ist ein Gourmet- Toast die Rettung.

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