Viertel-Stunde:Beschützer der Frauen

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Noch verhüllt: die Statue des heiligen Ignatius von Laconi. (Foto: Betina Fichtl/oh)

Der Kapuzinermönch Ignatius von Laconi soll im 18. Jahrhundert Wunder gewirkt haben; er wird als Heiliger verehrt. Nun stiftet der Allacher Zweigverein des Katholischen Deutschen Frauenbunds der Kirche Maria Himmelfahrt eine Figur des Ordensbruders.

Von Anita Naujokat

Für die Gräfin Cirello soll er einst die Geburtsschmerzen auf sich genommen haben. Einer Arzttochter, von furchtbaren Wehen heimgesucht, ersparte er einen operativen Eingriff. Und auch der Markgräfin Albis soll er zu einer glücklichen Niederkunft verholfen haben. Doch Ignatius von Laconi wirkte nicht nur für die besseren Leute. Als Bettelmönch der Kapuziner in Cagliari war er jahrzehntelang auch für die Kinder auf den Straßen und arme Mütter mit kranken Kindern "Il padre santo". Er machte sie wie durch ein Wunder gesund, soll sogar tote Kinder auferweckt haben. So zumindest schreibt es der Kapuziner Hilarius Rüttimann. Und nun hält der Heilige Einzug in Allach.

Zu seinem 100. Geburtstag stiftet der Allacher Zweigverein des Katholischen Deutschen Frauenbunds der Kirche Maria Himmelfahrt eine Figur des Ordensbruders und Mystikers, der von 1701 bis 1781 auf Sardinien lebte und wirkte. Geschaffen hat sie die Dachauer Künstlerin Betina Fichtl aus Lindenholz. Enthüllt wird die Statue im Festgottesdienst zur Jubiläumsfeier an diesem Sonntag, 12. Mai, um 10 Uhr - einen Tag nach dem katholischen Gedenktag für ihn. Mit der Statue knüpft der Allacher Frauenbund auch an einen Teil seiner Geschichte an: 1933 übernahmen die Frauen die Trägerschaft der gegründeten Beratungsstelle für Schwangere und Mütter, die es mittlerweile nicht mehr gibt.

Aus der hundertjährigen Geschichte des Frauenbunds ist, sehr zum Leidwesen von Teamsprecherin Monika Neidhardt, nicht viel bekannt. Nach Ende des Ersten Weltkriegs und der Revolution 1918/19 mussten Frauen neue Wege und Formen der Sicherheiten finden, zusammenhalten, nachdem viele Männer im Krieg gestorben waren oder erst spät zurückkehrten. 1919 rief ein Fräulein Brey, eine junge Lehrerin, den Zweig ins Leben, um die karitativen und sozialen Bestrebungen der Frauen in einem Verein zu bündeln und das katholische Frauenideal in Familie, Beruf und öffentlichem Leben zu vertiefen. Ihr Bestreben sei es aber auch gewesen, für die katholischen Frauen und Mädchen in Allach den Zugang zu Bildung und Chancengleichheit sicherzustellen.

Aus den Kriegs- und Nachkriegsjahren gebe es keine Dokumentationen mehr. Der Frauenbund Allach sei wohl der Gleichschaltung entgangen und habe im Verborgenen existiert, vermutet Monika Neidhardt. Erst in den Fünfzigerjahren tauchten Vorsitzende und geistliche Beiräte namentlich wieder auf.

Kinderwunsch, Risikoschwangerschaft, Fehlgeburt und Ängste sind trotz des großen medizinischen Fortschritts seit Laconis Zeit bei Frauen und Paaren bis heute ein Thema. Mit ihm als Schutzheiligen will der Frauenbund in Allach einen Ort schaffen, an dem Bitten, Sorgen, Ängste, aber auch Dank und Freude Raum finden können. Zur Feier des Tages treten von 17 Uhr an in Maria Himmelfahrt, Höcherstraße 14, die Wellküren mit ihrem Programm "Abendlandler" auf.

© SZ vom 11.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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