Video-Clips:Blendende Aussicht

Münchner Filmschaffende singen im Chor - und profitieren beruflich

Von Jürgen Moises

Was machen Münchner Filmschaffende in der Corona-Krise? Sie singen. Okay, vielleicht nicht alle, aber 35 sind es mindestens. So viele Mitglieder hat nämlich der Filmchor Die Vögel, der tatsächlich nur aus Regisseurinnen, Schauspielern, Kameraleuten, Editorinnen oder etwa einem Tonmischmeister besteht. Sie alle singen zugegeben nicht erst seit jetzt A-cappella-Filmmusik, sondern haben sich schon vor Corona jeden Mittwoch dazu im Mucca auf dem Kreativquartier getroffen. Gegründet wurde der Chor 2017 von den Regisseurinnen Eileen Byrne, Mirjam Orthen und Pauline Roenneberg, die sich von der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) her kennen. Ihr Ziel: möglichst viele Filmschaffende in ihrer Leidenschaft für Musik zu vereinen und nebenbei auch noch ein Branchennetzwerk zu schaffen.

Filmchor "Die Vögel"

Von Hitchcocks Horror inspiriert: Schon 2017 gründeten ehemalige HFF-Studierende den Chor "Die Vögel".

(Foto: Franz Kastner)

Seit Corona sind diese Treffen genauso wie normale Dreharbeiten nicht mehr möglich. Und wie man gehört hat, sind auch Chorproben im Internet recht kompliziert. Deswegen hatten Die Vögel, so erfährt man von Pauline Roenneberg, eine andere Idee: Sie produzieren "lustige Videos" zu ihrem bisherigen Repertoire und stellen diese ins Internet. Für diese singt jeder seinen Part alleine vor der Kamera ein und das Ganze wird zusammengeschnitten. "Damit die Synchronität gesichert ist", erzählt die Regisseurin, "hat bei uns jeder Sänger ein Video bekommen. Darin singt nicht nur eine Stimme die Melodie vor, sondern unser Chorleiter Tobias Sasse gibt mit seiner Beatbox auch den Takt an und dirigiert".

Auf diese Weise haben sie zuletzt ein Video zu "Game Of Thrones" kreiert, in dem man sie im Pelz, mit Kerzen und bemalten Gesichtern sieht. Und im Video zu "Nightcall" aus dem Film "Drive" sieht man sie aufgebrezelt im passenden Disco-Licht. Zusammen mit dem dritten Video zu "Ghostbusters" sind das charmante Fingerübungen in puncto Kamera, Licht, Styling und Schnitt, die bei Beteiligten und Zuschauern für gute Laune sorgen. Mit dem schönen Nebeneffekt, dass durch die größere digitale Reichweite neue Mitglieder aus Berlin und anderswo zum Chor gestoßen sind. Der Netzwerkeffekt, er funktioniert also auch unter Corona. Und wer weiß, darin sieht Roenneberg "eine tolle Perspektive": Vielleicht ist Die Vögel dann auch nach Corona ein "deutschlandweiter Filmchor".

Die Vögel Filmchor, Videos auf Youtube zu finden unter "Die Vögel - Der Filmchor"

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