Verzweifelte Krippenplatz-Suche:Ein Notfall? Na und!

Wenn die Großeltern ausfallen, ist die Betreuungsnot groß: Auf der Suche nach einem Krippenplatz in München sind viele Eltern oft kurz vorm Verzweifeln.

Katja Schnitzler

Kleinkind und Beruf zu vereinbaren, ist wirklich einfach. Solange willige Großeltern in der Nähe wohnen, die Zeit und Lust haben, die Enkel mehr als ein paar Stunden am Tag zu versorgen. Nur ausfallen dürfen sie nicht, schon gar nicht von heute auf morgen. Sonst ist plötzlich gar nichts mehr einfach.

Entweder muss ganz schnell eine Alternative her, oder die Stunden im Büro sind gezählt. Natürlich hat man als junges Elternpaar mitbekommen, dass Krippenplätze in München meist nicht von heute auf morgen zu bekommen sind. Aber dies ist schließlich ein Notfall. Auf der München-Homepage sind die städtischen Krippen aufgeführt und auch nach Stadtbezirken geordnet.

Kennen Sie auch solche Krippenkatastrophen?

Ob die Kleinen jedoch ganztags betreut oder schon mittags wieder den Eltern übergeben werden, steht nicht dabei. Auch nicht die Internet-Adressen der städtischen Einrichtungen. Mühsam werden alle Krippen gegoogelt, viele scheiden aus, da sie nur eine Arbeitszeit von maximal vier Stunden ermöglichen. Auf der Seite der privaten Elterninitiativen (www.elterninitiativen- muenchen.de) erfährt man zwar schnell Öffnungszeiten, Gruppenstärken und Kosten. Aussicht auf einen Platz gibt es aber auch nicht.

Steckdosen auf Krabbelhöhe ohne Kindersicherung

Die Telefonate mit den Krippenleiterinnen sind frustrierend: "Sie stehen noch gar nicht auf der Warteliste?" "Nein, das ist ein Notfall!" "Sie hätten sich aber schon während der Schwangerschaft anmelden müssen." Andere haben Mitleid, setzen das Kind auf die Liste, wünschen viel Glück und empfehlen, lieber weiterzusuchen.

Eine Krippe nimmt sich zwei Stunden Zeit für Anmeldungen - pro Monat. Und schriftlich geht hier im Gegensatz zu anderen Einrichtungen gar nichts: "Sie müssen schon persönlich vorbeikommen. Dann können Sie sich anmelden. Für September 2008. Aber da sind wir eigentlich auch schon voll." Und die Tochter kommt in den Kindergarten.

Dann sagt doch eine private Kinderkrippe zu: In zwei Monaten werde ein Platz frei, ob man den wolle, Entscheidung sofort. Das Vorstellungsgespräch ist freundlich, der Umgang mit den Kindern auch. Bis die Pflegerinnen denken, die Neuen seien schon gegangen: Dann wird die Gruppe angeherrscht, wer der Puppe das Gesicht mit Kleber beschmiert habe. Wieso das Kind überhaupt an Klebstoff kam, fragt sich keiner. Die Entdeckung, dass selbst Steckdosen auf Krabbelhöhe keine Kindersicherung haben, erleichtert die Entscheidung: Hier bleibt das Kind nicht.

Aber kündigen kommt immer noch nicht in Frage. Letzte Hoffnung ist die Tagesbetreuungsbörse im Sozialbürgerhaus: Hier hängen nach Stadtteilen sortiert Zettel von Tagesmüttern aus, die gerade Plätze frei haben.

Gefällt einem die Kurzbeschreibung mit Qualifikation, Betreuungszeiten und Gruppenstärken - die leider nicht digital, sondern nur als Aushang zu lesen ist - machen Tagesmutter und Eltern den Rest unter sich aus. Mit etwas Glück stimmt auch die Chemie zwischen Kleinkind und Betreuerin. Dann wird wieder vieles einfacher.

Kennen Sie auch solche Krippenkatastrophen?

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: