Versteigerung droht:Schrannenhalle unter Zwangsverwaltung

Drei Jahre nach der Eröffnung droht der Schrannenhalle die Versteigerung. Der Investor hat offenbar Kreditgeber nicht bedient.

Astrid Becker

Kritiker hatten es längst prophezeit, nun ist aus ihren Warnungen bittere Realität geworden: Die Schrannenhalle ist unter Zwangsverwaltung gestellt worden, weil der Erbpachtnehmer der Stadt, die Schrannenhallen GmbH & Co. KG, vertreten durch Klaus D. Thannhuber, ihren Verpflichtungen bei den Kreditgebern nicht nachgekommen ist.

Schrannenhalle

Die Schrannenhalle ist unter Zwangsverwaltung gestellt worden.

(Foto: Foto: Hess)

Die Hauptgläubigerin, die Deutsche Bank London, hat zudem bereits Antrag auf Zwangsversteigerung der Immobilie am Viktualienmarkt gestellt. Der laufende Betrieb der Schranne wird davon allerdings nicht berührt.

Der Investor der Schrannenhalle hat es sich offenbar endgültig mit den Banken verscherzt. Nach Informationen der SZ hat sein einstiger Bankpartner, die Berlin Hyp, Thannhubers Darlehen vor etwa einem dreiviertel Jahr an die Deutsche Bank London verkauft. Diese hat nun kurzen Prozess mit dem Zahlungsunwilligen gemacht und beim Vollstreckungsgericht München Zwangsverwaltung erwirkt und zudem noch die Zwangsversteigerung des Objekts vorangetrieben.

Von der ursprünglichen Kreditsumme von rund 26 Millionen Euro soll die Schrannenhallen GmbH und Co. KG, für die Klaus Thannhuber die Prokura hat, aber bereits mehr als fünf Millionen Euro zurückbezahlt haben.

Doch zuletzt sollen die Mieteinnahmen aus der Schrannenhalle in Höhe von rund drei Millionen Euro jährlich nur mehr an Handwerker geflossen sein, bei denen der Vertragspartner der Stadt noch aus der Bauzeit in der Kreide stand. Um genau dieses Geld scheint es nun in der Auseinandersetzung mit der Bank zu gehen. Denn der Investorengesellschaft fehlen die Mittel, um neben den Forderungen der Handwerker auch noch die des Kreditgebers zu begleichen. Sämtliche Versuche Thannhubers, neue Vereinbarungen mit der Deutschen Bank London und anderen Banken zu treffen, sind bislang gescheitert.

Bei der Schrannenhallen GmbH & Co. KG spielt Klaus Thannhuber bislang gleich mehrere Rollen: Er ist nach Angaben der Wirtschaftsauskunft Creditreform Geschäftsführer der persönlich haftenden Gesellschafterin, der Schrannenhallen Verwaltungs GmbH. Zudem hat er persönlich als Kommanditist 792.000 Euro in die KG eingebracht.

Nahezu alle anderen Kommanditisten werden immer wieder mit Thannhubers Firmengeflecht in Verbindung gebracht, auch wenn er offiziell nicht oder nicht mehr dort in Handelsregisterauszügen geführt wird. Gerade diese undurchsichtig wirkenden Geschäfte hatten in der Stadt immer wieder zu Kritik an dem 64-jährigen Unternehmer geführt.

Vor allem die CSU warf Oberbürgermeister Christian Ude vor, er hätte sich auf keinerlei vertragliche Beziehungen mit Thannhuber einlassen dürfen. Bürgermeister Hep Monatzeder, der den urlaubenden OB vertritt, sieht indessen keine juristische oder finanziellen Probleme aus den jüngsten Entwicklungen in Sachen Schranne auf die Stadt zukommen.

Schrannenhalle unter Zwangsverwaltung

Er sei bereits seit Wochen informiert, "dass da irgendwas im Busch ist", von der Zwangsvollstreckung und der beantragten Zwangsversteigerung habe er am Donnerstagmorgen erfahren: "Gut ist, dass wir als Stadt keinen Cent in den Wiederaufbau der Schranne gesteckt und auch jetzt nichts zu verlieren haben." Vielmehr habe Thannhuber seinen Pachtzins - in Höhe von jährlich 150 000 Euro - immer fristgerecht und komplett Anfang des Jahres bezahlt.

Dieses Geld wird die Stadt künftig von dem seit 31. Juli agierenden Zwangsverwalter Johannes Mauder erhalten, der per Gerichtsbeschluss neuer Vertragspartner der Stadt wurde. Mauder bestätigt die Informationen der SZ: "Das Gericht legt in diesen Fällen einen Plan vor, nach dem ich die laufenden Mieteinnahmen aus dem Objekt an die Gläubiger zu verteilen habe."

Miete erhält er von der Betreibergesellschaft, deren Geschäftsführer der Landtagskandidat der Freien Wähler und Wirt des "Pschorr" Jürgen Lochbihler ist, und von der Münchner Brauerei Hacker-Pschorr, Pächterin des Wirtshauses. Sofern diese Miete pünktlich eingehe, werde sich am Betrieb der Schranne nichts ändern, sagt Mauder.

Ob die Halle tatsächlich irgendwann zwangsversteigert werde, sei derzeit nicht abzusehen: "Derartige Verfahren dauern mindestens ein bis zwei Jahre." Denn die Schuldnerin könne selbst gegen einen entsprechenden Beschluss des Gerichts Rechtsmittel einlegen und sich noch immer um eigene Kaufinteressenten bemühen.

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