Verstehen Sie Spaß?:Strafanzeige gegen "Bully" Herbig

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Nicht lustig: Ein Zuschauer der "Verstehen Sie Spaß"-Aufzeichnung in Walchensee fühlt sich beleidigt und genötigt. Und Bully ist schuld.

Ingrid Hügenell

Manche der Gäste, die am vorigen Freitag die Aufzeichnung der Sendung "Verstehen Sie Spaß" in Walchensee erlebten, lachten Tränen. Doch für Hjalmar Heinen war die Sache kein Spaß. "Mir ist egal, ob die Leute das lustig fanden - ich find's nicht lustig", sagt er. Die Gemeinde hatte eingeladen, sich Michael "Bully" Herbigs Ideen für eine Vermarktung der Kulissen seines Wickie-Films anzuhören. Tatsächlich wollte der Filmregisseur die Walchenseer für die Fernsehsendung aufs Glatteis führen.

Hat ein Vorstandsmitglied des Walchenseer Segelclubs sehr wütend gemacht: Lockvogel Bully Herbig. (Foto: Foto: ddp)

Heinen erstattete nach eigenen Angaben gegen die Sender Bayerischer und Südwestrundfunk sowie gegen Herbig Strafanzeige wegen Freiheitsberaubung, Beleidigung und Nötigung. Der Münchner Staatsanwaltschaft lag die Anzeige gestern noch nicht vor.

Heinen verließ die Veranstaltung frühzeitig

Heinen fühlt sich getäuscht. "Das sollte etwas Ernsthaftes sein, und dann das", sagt er. Dabei lache er sehr gern. Der 55-jährige Ruheständler verließ die Veranstaltung frühzeitig. Man habe versucht, ihn am Gehen zu hindern, berichtet er. Erst am nächsten Tag habe er von dem Scherz erfahren. "Da bin ich wutentbrannt heimgefahren nach München", sagt er. Außerdem legte er seinen Vorstandsposten beim Walchenseer Segelclub nieder und trat aus dem Verein aus. "Ich habe mich mehrfach sehr engagiert. Jedes Mal bin ich reingefallen. Mir reicht es", begründet er diesen Schritt.

Heinen, der früher Fachbereichsleiter eines Versicherungskonzerns war, ist die Sendung "Verstehen Sie Spaß" schon lange ein Dorn im Auge. Immer wieder handle es sich dabei um die "Darstellung strafbarer Handlungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen", findet er. Dass er nun selbst Opfer wurde, kommt Heinen gerade recht: "Jetzt kann ich endlich was machen gegen diese Sendung."

Noch nie vorgekommen

Beim Südwestrundfunk, der "Verstehen Sie Spaß" produziert, ist man von der Anzeige überrascht. So etwas sei noch nie vorgekommen, sagt Pressesprecher Bruno Geiler, der ausschließt, jemand könnte gewaltsam am Verlassen der Veranstaltung gehindert worden sein.

Die Redaktion gehe davon aus, dass die "amüsante Geschichte" den Leuten in Walchensee gefallen habe. "Grundsätzlich wollen wir natürlich niemanden verärgern", versichert Geiler. Herbig war gestern nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Seine Produktionsfirma teilte mit, er befinde sich auf Promotionstour.

© SZ vom 2.9.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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