Verspätungen:Putzwagen blockiert S-Bahn

Die Polizei muss mehrfach an der Stammstrecke eingreifen

Von Martin Bernstein

Ein Polizeieinsatz hat am Donnerstagvormittag den reibungslosen Verkehr auf der S-Bahn-Stammstrecke behindert. Eine Reisende in einer stadteinwärts fahrenden S 3 hatte beobachtet, wie in Langwied drei dunkelhäutige Männer mit ihren Koffern ausstiegen, ein vierter Koffer aber - scheinbar herrenlos - in der Bahn zurück blieb. Der Frau kam das verdächtig vor und sie informierte die Bundespolizei. Beamte stoppten die S-Bahn in Laim - und fanden nichts. Eine zufällig mitfahrende Polizistin konnte dann zur Aufklärung beitragen: Ein vierter Mann, der wohl auch zur Gruppe gehörte, hatte offenbar den Ausstieg in Langwied verpasst und verließ den Zug mit seinem Koffer erst in Pasing. Tatsächlich bestätigte sich das kurz darauf. Der geheimnisvolle Koffer enthielt lediglich die Kleidung und persönliche Utensilien des Mannes.

Erst am Mittwoch hatten zwei Einsätze der Bundespolizei zu teils erheblichen Beeinträchtigungen im S-Bahnverkehr geführt. "Nach Auswertung von Videoaufzeichnungen sowie Zeugenaussagen sind in beiden Fällen die Verursacher von der Bundespolizei ermittelt worden", sagte deren Sprecher Wolfgang Hauner am Donnerstag. Gegen 6.45 Uhr torkelte eine offensichtlich alkoholisierte 50-Jährige aus Planegg am Bahnhof Pasing gegen eine einfahrende S-Bahn. Die S 6 Richtung Tutzing war da zum Glück nicht mehr sehr schnell. Die Frau stieß mit Kopf und Oberkörper gegen die S-Bahn und prallte anschließend auf den Bahnsteig zurück, wo sie nahezu ungeschützt auf den Boden aufschlug. Die S-Bahn fuhr nach dem Aufprall noch rund 15 Meter weit, bevor sie zum Stehen kam. Die bewusstlose Frau wurde in ein Münchner Krankenhaus gebracht, in dem laut Bundespolizei neben einer Nasenbeinfraktur sowie zahlreichen kleineren Platzwunden auch ein Alkoholwert von 4,8 Promille festgestellt wurde.

Gegen 17.35 Uhr ereignete sich dann mitten im Pendlerverkehr in Laim ein Unfall der eher seltenen Art. Kleine Ursache mit großer Wirkung: Ein Putzmann befand sich mit seinem Putzwagen am Bahnsteig. Als er das Arbeitsgerät nur für einen kurzen Moment gerade nicht im Blick hatte, verselbstständigte sich dieses nach Angaben der Bundespolizei und rollte aufs Gleis 3. Der Triebfahrzeugführer einer unmittelbar darauf einfahrenden, aus Pasing kommenden S-Bahn leitete eine Schnellbremsung ein. Der Zug kam aber nicht mehr rechtzeitig zum Stehen und erfasste den Putzwagen. Dieser verklemmte sich kompliziert unter dem Triebfahrzeug zwischen der S-Bahn und den Gleisen, sodass die S 8, die auf dem Weg zum Ostbahnhof war, nicht mehr bewegt werden konnte. Der hintere Teil der S-Bahn befand sich zudem noch außerhalb des Bahnsteiges, sodass die darin befindlichen rund 150 Reisenden den Zug zunächst nicht verlassen konnten.

Erst nachdem Techniker der Deutschen Bahn die Überreste des Putzwagens geborgen hatten, konnte der Unfallzug wieder bewegt werden. Der Sachschaden an der S-Bahn ist noch Gegenstand weiterer Ermittlungen. Der Putzwagen erlitt einen Totalschaden und hat nur noch Schrottwert. Durch den Vorfall kam es zu erheblichen Störungen im abendlichen S-Bahnverkehr. Die Bundespolizei ermittelt jetzt gegen den Putzmann wegen des Verdachts des gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr.

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