Verregnetes Frühjahr:Wetter verhagelt Wirten die Bilanz

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Gewitter, Frost und schlechte Laune: Das verregnete Frühjahr hat in der Gastronomie zu drastischen Umsatzeinbrüchen geführt. Das Freiluftgeschäft ist bisher fast komplett ausgefallen - nun sparen die Wirte und setzen ihre Mitarbeiter einfach anderweitig ein.

Von Astrid Becker

Das schlechte Wetter im Frühjahr mit vielen verregneten Tagen hat in der Gastronomie zu drastischen Umsatzeinbrüchen geführt. Wegen der kühlen Temperaturen ist bisher das für die Branche so wichtige Geschäft unter freiem Himmel komplett ausgefallen. Viele Wirte sprechen von Verlusten, die sie in diesem Jahr kaum mehr wettmachen könnten. Schätzungsweise dürften die Betreiber von Bier- und Wirtsgärten in Stadt und Umland bis jetzt ein Minus von bis zu 20 Prozent verbucht haben. Doch auch Mitarbeiter und Gäste leiden unter der anhaltend trüben Witterung.

"Es ist eine Katastrophe" - diesen Satz hört man derzeit vielerorts in der Münchner Gastronomie. Auch wenn in der Branche Jammern zum Geschäft gehört: In diesem Jahr kann man den Wirten nicht vorwerfen, grundlos zu klagen. Wer in diesen Tagen beispielsweise durch den Hirschgarten streift, sieht nur trostlose Reihen leerer Tische, die von Pfützen umgeben sind. Schänken und Essensstände sind geschlossen.

Für Wirt Johann Eichmeier, der sein Geschäft mit seinen etwa 8000 Biergartenplätzen hauptsächlich über die warme Jahreszeit bestreitet, ist alles andere als erfreut: "Es ist nicht so, dass wir weniger Umsatz machen, wir schreiben ganz real Verluste", sagt er. Seit 24 Jahren betreibt er mit dem Hirschgarten den größten Biergarten Bayerns. Eine Saison wie diese habe er nur zwei Mal erlebt, erzählt er.

Eine Zusatzbelastung: Lebensmittel müssen trotzdem vorrätig sein

Wer als Biergartenbetreiber in den Monaten April, Mai und Juni kein Geschäft mache, könne es im weiteren Jahresverlauf nur schwer aufholen, sagt er. Denn das sei die Zeit, in der die Menschen am stärksten in die Freiluftgastronomie drängten. Dies bestätigt auch Günter Steinberg vom Hofbräukeller. Im Juli, so sagt auch er, seien viele andere Veranstaltungen in der Stadt und im August die meisten Einheimischen verreist: "Natürlich sind im Sommer auch viele Touristen in München, aber die verirren sich selten in einen Biergarten wie den unsrigen, der etwas abseits von der Innenstadt liegt."

15 bis 20 Prozent seines Umsatzes habe er im Vergleich zum Vorjahr verloren, berichtet er. Nicht nur die fehlenden Gäste belasten die Bilanz, hinzu kommen die Ausgaben für die Waren, die trotzdem vorgehalten werden müssen und die Kosten für die Mitarbeiter, die Steinberg wie viele andere Wirte auch bereits im März für die Saison eingestellt hat: "Schwierig ist es auch für die Beschäftigten, die nur für Schänke oder Biergartenküche rekrutiert wurden: Sie werden tageweise bezahlt, ist das Wetter jedoch schlecht, verdienen sie nichts."

Genau wie andere Wirte versucht auch Steinberg nun verstärkt, Kosten einzusparen und die ein oder andere Ausgabe zu verschieben. "Was anderes kann man da nicht machen." Getrübt wird die Stimmung in der Branche zusätzlich noch vom insgesamt schlechten Start in diesem Jahr: Zahlen des Hotel- und Gaststättenverbands zufolge ist der gesamte Umsatz im Gastgewerbe deutschlandweit im ersten Quartal im Vergleich zu 2012 real um mehr als zwei Prozent gesunken.

Auch die stellvertretende Kreisvorsitzende der Wirtevertretung, Birgit Netzle-Piechotka, hält die Verluste für kaum mehr wettzumachen. Außerdem trübe das schlechte Wetter die Stimmung von Gästen und Mitarbeitern. "Ist ja klar: Die Leute sind ohne Sonne ganz einfach viel öfter schlecht gelaunt."

Antje Schneider vom Chinesischen Turm versucht unterdessen, bei ihren Mitarbeitern Optimismus zu verbreiten und sie für andere Aufgaben einzusetzen: Bänke zu streichen oder das Lager aufzuräumen. Insgeheim hat jedoch auch sie Zweifel, ob die Rechnung ihres Vaters, des Wiesnwirtes Hermann Haberl, in diesem Jahr noch aufgeht. "Mein Vater hat immer gesagt: Jedes Jahr hat gleich viele Sonnentage. Daran habe ich mich immer gehalten. Doch heuer müsste das bedeuten, dass wir bis Jahresende Sonnenschein haben. Nicht ganz realistisch, oder?"

© SZ vom 23.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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