Verkehrspolitik:3290 Elektro-Exoten

Die Stadt tut einiges, um mehr E-Autos auf die Straße zu bringen - nicht nur mit neuen Ladesäulen. Doch der Erfolg ist bislang sehr überschaubar

Von Andreas Schubert

Wer sich, einfach mal aus Spaß, ein Elektroauto ausleiht, bekommt zunächst zwei wesentliche Vorzüge mit: So ein E-Auto ist erstens - zumindest bei geringer Geschwindigkeit - fast lautlos, zweitens zieht es oft besser ab als ein PS-starkes Auto mit Verbrennungsmotor. Dennoch geht es immer noch zäh voran bei der Elektrifizierung des Individualverkehrs. Zwar wurde in München im vergangenen Jahr die 3000er-Marke bei den Elektroautos geknackt: Exakt 3112 Elektro-Pkw (plus 178 elektrische Lkw) waren Ende November zugelassen. Das sind 750 E-Autos mehr als noch am Anfang des Jahres, doch im Vergleich zu den etwa 700 000 Pkw mit Verbrennungsmotor ist der Anteil der abgasfreien Fahrzeuge nach wie vor verschwindend gering.

Das liegt noch immer am Preis und an der Reichweite der Fahrzeuge. So hat etwa das Münchner Taxizentrum vergangenes Jahr zehn neue Jaguar I-Pace in Betrieb genommen, die laut Hersteller immerhin bis zu 450 Kilometer weit kommen. Der Nachteil: So ein I-Pace kostet um die 80 000 Euro. Auch ein E-Golf von VW kostet schon knapp 35 000 Euro, bei einer Reichweite von gerade einmal 230 Kilometern. Das sind bei beiden Modellen Maximalwerte. Wenn der Fahrer ordentlich Gas gibt oder es winterlich kalt ist wie derzeit, sinkt die Reichweite deutlich.

Um die E-Mobilität trotzdem vorwärts zu bringen, tut die Stadt einiges. So parken seit September Autos mit einem E im Nummernschild bis zu zwei Stunden lang kostenlos auf öffentlichen Parkplätzen. Das E-Taferl gibt es für rein batteriebetriebene Autos, Plug-in-Hybride und Autos mit Brennstoffzellen. Auch die Infrastruktur wird stetig ausgebaut. Auf Beschluss des Stadtrats sollen die Stadtwerke München (SWM) bis Ende dieses Jahres die Zahl der Ladesäulen auf 550 aufstocken, das wären dann 1100 Ladepunkte. Aktuell sind es laut SWM 356 Säulen mit insgesamt 714 Ladepunkten. "Wir liegen hier sehr gut im Zeitplan", sagt SWM-Sprecherin Bettina Hess. Auch den eigenen Fahrzeugpool stellen die Stadtwerke nach und nach auf elektrisch betriebene Fahrzeuge um. Aktuell sind es 50 Autos plus zwei Transporter. Da auch immer häufiger SWM-Mitarbeiter privat über die Anschaffung eines E-Fahrzeugs nachdächten oder dies auch bereits getan hätten, so Hess, bauten die SWM die Ladeinfrastruktur auch auf den Stellplätzen für Mitarbeiter aus.

Bei der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), Tochterunternehmen der SWM, geht es mit dem Ausbau der Elektromobilität auf der Straße indes nur langsam vorwärts. Die MVG ist vorsichtig und will die teuren Busse erst auf ihre Alltagstauglichkeit hin testen. Die sechs bisher bestellten Busse kosteten samt Ladetechnik 3,9 Millionen Euro. Derzeit sind in der Busflotte erst zwei E-Fahrzeuge auf der Linie 100 im Einsatz, die sich nach Angaben der MVG recht gut bewähren. Dieses Jahr kommen vier weitere E-Busse dazu, die auf einer ersten rein elektrisch befahrenen Linie eingesetzt werden sollen. 2020 werden dann zwei elektrische Gelenkbusse ausgeliefert, zwei weitere Gelenkbusse gehen in die Ausschreibung. Wenn sich die Mini-Elektroflotte bewährt, sollen 32 weitere E-Busse angeschafft werden. Das wiederholt formulierte Ziel der MVG ist es, die Buslinien bis 2030 komplett zu elektrifizieren.

Freilich betont die MVG gerne, dass ja U- und Trambahnen schon immer elektrisch fahren - und das entspreche 80 Prozent der Verkehrsleistung. Überdies weist sie darauf hin, dass der Anteil der mit Diesel betriebenen Busse am gesamten Schadstoffausstoß in der Stadt nur ein Prozent betrage. Eine Verkehrswende lasse sich nicht allein mit E-Bussen erreichen. MVG-Chef Ingo Wortmann betont dabei, es brauche Investitionen in den ÖPNV im großen Stil. Hier sei der Bund dauerhaft als Fördergeldgeber gefragt.

Nicht nur die vom Verkehr und den Abgasen gebeutelte Stadt strebt den Ausbau der E-Mobilität an. Auch im Landkreis kommen bald E-Busse zum Einsatz. Noch Ende des Jahres soll es in Unterföhring eine rein elektrische Linie mit drei Fahrzeugen geben, auch andere Gemeinden denken über E-Busse nach. Landrat Christoph Göbel (CSU) wünscht sich, dass die Elektrifizierung der Buslinien "schnellstmöglich" vonstatten geht.

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