Verkehrskonzept für Eisbachstudios:Zäher Dialog

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Traumfabrik: Im brandneuen Gewerbegebiet am Hüllgraben in Daglfing stehen die Eisbach-Studios. (Foto: Claus Schunk)

Zwischen den neuen Eisbach-Studios an der Grasbrunner Straße und dem Bezirksausschuss knirscht es: Der Unterausschuss Planung verlangt Parkplätze, das Unternehmen setzt auf ein Shuttle-Konzept

Von Ulrike Steinbacher, Daglfing

Genau genommen sind die Münchner Eisbach-Studios Opfer der Attraktivität ihrer Stadt geworden: Seit 1991 waren sie auf dem 1,7 Hektar großen Gelände eines ehemaligen Betonwerkes an der Berduxstraße in Pasing zu Hause. Die Betreiber Thomas Taube, Frauke und Guntram Göring wickelten dort professionelle Kinofilmproduktionen und Fotoshootings ab und vermieteten ihre Räume in produktionsfreien Zeiten für Tagungen, Präsentationen, Hausmessen, Gala-Abende oder andere Events. Diskretion war immer ein Markenzeichen der Eisbach-Studios: Unbemerkt von der Öffentlichkeit kamen die Rolling Stones zum Proben nach Pasing, Oliver Kahn drehte Werbung, Boris Becker feierte Geburtstag, Claudia Schiffer war da, Jonas Kaufmann und, und, und.

Inzwischen ist das alles Vergangenheit. München ist Zuzugsgebiet, aus dem 34 Hektar großen, ehemaligen Gewerbegebiet an der Paul-Gerhardt-Allee wird ein Quartier mit 2400 Wohnungen für mehr als 5000 Menschen. Die Eisbach-Studios mussten sich deswegen einen neuen Standort suchen. Gefunden haben sie ihn am anderen Ende der Stadt: Im brandneuen Gewerbegebiet am Hüllgraben in Daglfing errichteten Taube und die Görings einen Komplex, dessen Adresse noch so unbekannt ist, dass nicht einmal alle Navigationsgeräte den Weg zur Grasbrunner Straße 20 finden. Dort entstanden sechs Studios, 100 bis knapp 1400 Quadratmeter groß und zum Teil kombinierbar. Und diese Flächen wollen die Betreiber wie bisher in produktionsfreien Phasen für Events vermieten.

An diesem Punkt allerdings entbrannte schon im Frühjahr ein Konflikt mit dem Bezirksausschuss (BA) Bogenhausen. Er eskalierte jüngst im Unterausschuss Planung, weil Unternehmer und Stadtviertelvertreter erst einmal aneinander vorbeiredeten, ehe sie zu einer gemeinsamen Sprache fanden. Thema der Auseinandersetzung ist das Gutachten zum Parkraumkonzept, das die Lokalbaukommission von den EisbachStudios für Veranstaltungen mit Gästen verlangt. Die Studiobetreiber wollen auf ihrem Gelände aber keine Parkplätze bauen, sondern mit Shuttle-Bussen arbeiten. Dem Bezirksausschuss waren die Pläne dafür erst einmal zu windig.

Maximal 2700 Besucher an einem Tag seien am Hüllgraben zu erwarten und das nur zwei- oder dreimal im Jahr, heißt es in der Studie, die die Eisbach-Betreiber dem BA vorlegten. Diese Gäste könnten ihre Autos auf Park & Ride-Plätzen in der Umgebung oder in den Parkhäusern der Messe abstellen. Von dort, von den U- und S-Bahnhöfen rundum und von größeren Hotels aus, werde ein Shuttle-Service zu den Studios organisiert. Xaver Finkenzeller (CSU) geißelte die Untersuchung im März als "Gefälligkeitsgutachten" und konnte sich einen Seitenhieb auf die Eisbach-Studios selbst nicht verkneifen: "Es soll ein Hollywood 5.0 entstehen."

Ende Juni erklärten die Eisbach-Leute daraufhin per Mail ihr Betriebskonzept näher: Die Studios seien "hochwertige Filmstudios und keine Veranstaltungshallen" wie etwa das Zenith. Es gebe "keine öffentlichen" Partys, bei denen die Besucherzahl "nahezu unkontrollierbar" sei, sondern "nur hochwertige Veranstaltungen", deren Gäste persönlich eingeladen würden, sodass ihre Zahl von vornherein feststehe. Daher sei ein Shuttlebus-System, das Hotels, Firmen und andere Punkte anfahre, absolut realistisch. Gäste, die mit dem eigenen Auto anreisten, könnten das Parkhaus der Riem-Arcaden mit 2700 Stellplätzen nutzen und dort in den Shuttle steigen, ebenso Besucher, die mit der U-Bahn kämen.

Dem Unterausschuss Planung reichte das immer noch nicht. Wie bei allen Neubauten sei ein Stellplatznachweis notwendig, beharrte Robert Brannekämper (CSU) in der Sitzung. Xaver Finkenzeller ergänzte, dass das Unternehmen demnach 270 Parkplätze auf seinem Gelände vorhalten müsse. Brannekämper verwies darauf, dass der Verkehr in Daglfing und Riem bei Großveranstaltungen wie Konzerten auf der Galopprennbahn regelmäßig zusammenbreche. Aber das sei überhaupt nicht vergleichbar, entgegnete Thomas Taube. Außerdem seien 2700 Gäste nicht gleichbedeutend mit 2700 Autos, nach den Erfahrungswerten der Eisbach-Studios würden regelmäßig 70 Prozent das Shuttle nutzen. Dann kämen immer noch mehr als 500 Besucher mit dem eigenen Auto, konterte Wolfgang Helbig (SPD).

Berndt Hirsch (FDP) baute schließlich eine Brücke zwischen beiden Seiten: Die Eisbach-Leute schließen mit den Parkhäusern, in denen sie die Autos ihrer Besucher unterbringen wollen, konkrete Stellplatz-Mietverträge ab, dann lässt der BA mit sich reden. "Wenn Sie diesen Nachweis erbringen können, habe ich nichts gegen ein intelligentes Shuttle-System", sagte Brannekämper. Bis dahin aber ist das Thema erst einmal vertagt.

© SZ vom 07.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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