Verkehrschaos:Stillstand im Osten

Bei großen Veranstaltungen gibt es rund um die Messestadt lange Staus - ein S-Bahnanschluss könnte die Lage entspannen

Von Marco Völklein

Bei Großmessen fährt Frank Pastior alles auf, was er hat. Dann sind Pendelbusse im Einsatz, um zwischen dem Ausstellungsgelände und den Parkplätzen, die zum Teil weit im Umland verstreut liegen, hin- und herzupendeln. Lautsprecherwagen der Verkehrswacht sind an den wichtigsten Kreuzungen rund um das Areal verteilt. Und bis zu einem Dutzend Mitarbeiter seiner Abteilung, der Autobahndirektion, der Polizei und der Stadt sitzen in der Verkehrsleitstelle im Messeparkhaus an der Paul-Henri-Spaak-Straße zusammen, um Zu- und Abfahrten zu überwachen. Die Tage von Großmessen wie der Bauma, der Ispo oder der Ifat "sind für uns Großkampftage", sagt Pastior, der Leiter der Verkehrssteuerung bei der Messe München.

Doch trotz aller Steuerung, bei großen Messen sind Staus bis zurück auf die Autobahn A 94 keine Seltenheit, auch im weiteren Umfeld der Messe, in den Straßen von Riem, Trudering, Daglfing, Feldkirchen und Aschheim stauen sich die Autos. Dabei reise schon heute gut die Hälfte der Besucher mit öffentlichen Verkehrsmitteln an, sagt Pastior. Bei Fachmessen wie Bauma oder Ifat liege der Anteil bei 55 bis 60 Prozent, bei Ausstellungen, die sich an das breite Publikum richten, etwa der "Heim + Handwerk", liegt der Wert bei 50 bis 55 Prozent. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) setzt dann zusätzliche U-Bahnen ein, zudem pendeln zwischen der S-Bahn-Station im alten Teil Riems und der Messe zusätzliche Busse.

Der Neubau der beiden neuen Hallen werde sich auf das eigentliche Verkehrsaufkommen kaum auswirken, glaubt Pastior. Allerdings werden er und seine Leute sich beim "Feintuning" umstellen müssen. Denn die Messe wird die beiden neuen Gebäude auf einer Fläche errichten, die bislang gerne von Ausstellern als Parkplatz genutzt wurde - weil sie sehr nah bei den bestehenden Hallen liegt. Künftig werden die Messekunden also zu weiter entfernten Parkplätzen fahren müssen; Konzepte, um die Autofahrer dorthin zu lenken, würden in den nächsten Jahren erarbeitet, sagt Pastior. Zudem wird die Stadt an der Paul-Henri-Spaak-Straße auf Höhe des Tors 15 eine zusätzliche Ampelanlage errichten, damit die Besucher sicher zu dem neuen Eingang Nordost gelangen können, den die Stadt im Zuge des Hallenneubaus ebenfalls einrichten wird.

Die Großbaustelle für die Hallenerweiterung und das kleine Tagungszentrum haben die Messeverantwortlichen zudem genau so gelegt, dass sie zwischen zwei Bauma-Terminen abgewickelt werden kann. Schließlich benötigen die Bauunternehmen ebenfalls Flächen für ihre Arbeiter, das Material und die Gerätschaften; diese stehen dann den Besuchern der diversen Schauen nicht als Parkplätze zur Verfügung. Die Großschau der Baumaschinenhersteller findet alle drei Jahre statt, zuletzt war im April die Branche an der Isar zu Gast. Rechtzeitig vor der nächsten Bauma, die im Frühjahr 2019 stattfindet, soll der Neubautrakt fertig sein. Alles andere hätte wohl den Komplettzusammenbruch des Verkehrs im Münchner Osten zur Folge gehabt.

Und was unternimmt die Messe, um noch mehr Besucher auf Busse und Bahnen umzulenken? "Das ist schwierig", sagt Pastior. Bis vor sechs Jahren hatte die Messe jedem Besucher ein Kombi-Ticket verkauft - An- und Abreise mit dem MVV waren im Eintrittspreis enthalten. Dann aber kam eine Sparwelle, der das Kombiangebot zum Opfer fiel. Seither müssen Besucher sich ein MVV-Tagesticket oder eine Streifenkarte zusätzlich zur Eintrittskarte kaufen. Auf die prozentuale Verteilung der einzelnen Verkehrsarten bei An- und Abreise habe dies aber "keine großen negativen Effekte gehabt", sagt Pastior. Daher glaubt er auch, dass sich im Umkehrschluss eine Wiedereinführung des Kombi-Tickets nicht nennenswert auswirken würde - zumindest nicht auf die Verkehrsbelastung rund um die Messe. Nur auf die Bilanz der Messegesellschaft.

Einen spürbaren Schub allerdings könne es bringen, wenn die Messe einen S-Bahn-Anschluss bekäme, glaubt der Verkehrschef. Seit dem vergangenen Jahr wirbt die Messegesellschaft verschärft für einen solchen Anschluss - und hat sich dazu in einem S-Bahn-Bündnis mit mehreren Kommunen entlang der S 2-Ost zusammengetan. Gemeinsam werben sie unter anderem für den viergleisigen Ausbau der Strecke bis nach Markt Schwaben und für einen Verschwenk vom S-Bahnhof Riem aus nach Süden über die A 94 hinweg bis zu den Messehallen. Anschließend könnte die S-Bahn dann erneut über die Autobahn zurückgeführt werden zur bestehenden Strecke westlich von Feldkirchen. Viele Hotelbetreiber an er S 2-Ost würden einen solchen Anschluss begrüßen, sagt Pastior. Sollte zudem irgendwann einmal der Erdinger Ringschluss gebaut werden, könnten die Messebesucher mit der S-Bahn direkt vom Flughafen zum Messegelände fahren. Konkrete Planungen oder gar eine Finanzierung für eine solche S-Bahn-Verschwenkung gibt es bislang aber noch nicht.

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