Verkehr:Wie der Marienplatz zu einer echten Fußgängerzone werden soll

Verkehr: Rechtlich ist der Bereich zwischen Altem und Neuem Rathaus seit Februar 2016 eine reine Fußgängerzone. Gesehen hat man das bislang nicht.

Rechtlich ist der Bereich zwischen Altem und Neuem Rathaus seit Februar 2016 eine reine Fußgängerzone. Gesehen hat man das bislang nicht.

(Foto: Catherina Hess)
  • Der Marienplatz wird nun auch optisch zu einer echten Fußgängerzone umgestaltet.
  • Im August sollen die Bordsteine und die Fahrbahn entfernt werden.
  • Seit etwa einem Jahr dürfen Busse und Fahrräder den Marienplatz nicht mehr queren.

Von Dominik Hutter

Natürlich fahren immer noch welche durch. Sie schlängeln sich im Slalom um die Fußgänger herum, passieren den Engpass am Hugendubel-Haus und rollen schließlich auf den Marienplatz, wo ihnen dann überforderte Touristen vor die Reifen stolpern. Erlaubt ist das Radfahren an dieser Stelle schon lange nicht mehr. Seit im Februar 2016 das Eckhaus Marienplatz/Rindermarkt zur Baustelle wurde, ist die alte Nord-Süd-Radlerquerung Geschichte.

Und damit das Chaos, das dort jahrelang zu erleben war und vor allem den Fußgängern das Leben schwer machte. Der Bauausschuss des Stadtrats hat nun beschlossen, die neue Regelung buchstäblich in Stein zu meißeln: Noch in diesem Sommer sollen Bordsteine und Fahrbahn raus. Münchens zentralster Platz wird auch optisch zu einer echten Fußgängerzone umgestaltet.

Im August, wenn der Bauzaun am Hugendubel-Haus fällt, sollen die Bauarbeiter anrücken und die letzten Reste der einstigen Verkehrsdrehscheibe tilgen. Schon 1966 hatte der Stadtrat beschlossen, hier die Autos endgültig auszusperren, 2016 folgte das Verbot für Radfahrer und Busse.

Lediglich nachts dürfen Zweiräder noch passieren, aber das gilt für die gesamte Fußgängerzone. Bislang allerdings sieht der Marienplatz noch so aus, als rückten die Busse der Linie 52 und die vielen Radler demnächst wieder an: Über den Platz zieht sich eine Straße und gabelt sich beim Kaufhaus Beck in Richtung Dienerstraße und Altes Rathaus/Tal.

Diese Furt soll nun verschwinden. 2,45 Millionen Euro hat Baureferentin Rosemarie Hingerl dafür veranschlagt, die Stolperfallen am Marienplatz zu beseitigen - eine Risikoreserve von 230 000 Euro inklusive. Das Konzept ist einfach: Die Arbeiter erweitern einfach die bestehende Fußgängerzone im klassischen Stil, also mit Gehwegplatten, Bändern aus dunklem Naturstein und Kleinsteinrinnen für die Entwässerung.

Die Fußgängerzone soll nicht zum Hindernisparcours werden

Vor dem Alten Rathaus, durch dessen Torbögen sich einst die Busse quälten, wird ein repräsentativer Natursteinplattenbelag verlegt, so wie er auch rund um die Mariensäule existiert. Das vorhandene Leitsystem für Blinde wird in den neuen Bereichen fortgeführt. Damit entsteht eine durchgehende Platzfläche zwischen Rindermarkt und der Einmündung Diener-/Landschaftstraße hinter dem Neuen Rathaus.

Gebaut wird Stück für Stück, damit die Fußgängerzone nicht zum großräumigen Hindernisparcours wird. Den Anfang macht die Fahrbahn am Marienplatz selbst; Rindermarkt, Dienerstraße und die Durchgänge am Alten Rathaus folgen 2018. Das Logistikkonzept kennen die Münchner schon von den Sanierungsarbeiten in anderen Bereichen der Fußgängerzone: Gewerkelt wird auf kleinen Baufeldern, die nach und nach weiterwandern. Damit bleibt stets genug Platz zum Flanieren.

Die Grünen, die von Anfang an dagegen waren, Busse und Räder auszusperren, versuchten am Dienstag zu retten, was aus ihrer Sicht noch zu retten ist: Man möge doch bitte die Bordsteinkante der einstigen Haltestelle erhalten, falls der Marienplatz irgendwann doch wieder für den Busverkehr freigegeben wird. "Wenn man das jetzt so umbaut, kann man dort nie mehr vernünftig in den Bus einsteigen", kritisierte Grünen-Stadtrat Paul Bickelbacher die Pläne des Baureferats.

Verzicht auf Haltestellenkante und Symbol-Furt

Zudem sei es sinnvoll, zumindest mit kleinen Pflasterrinnen eine Furt für Busse anzudeuten und damit für die Zukunft vorzuhalten. Aus der Radler-Perspektive, so Bickelbacher, würden immerhin keine Nägel mit Köpfen gemacht: Falls sich das Rathaus irgendwann umentscheide, müssten nur Schilder ausgewechselt werden - Velos könnten auch über das Fußgängerzonen-Pflaster rollen.

Diese Form der politischen Vorratshaltung fand im Stadtrat aber keine Mehrheit. Der Bauausschuss beschloss gegen die Stimmen von Grünen, Bayernpartei und Hut, die Umgestaltung zur Fußgängerzone endgültig zu machen und auf Haltestellenkante wie Symbol-Furt zu verzichten.

Der Umbau wird aus der für Rad- und Fußverkehr reservierten Nahmobilitätspauschale finanziert. Auch dies zum Unwillen Bickelbachers, in dessen Augen das Geld nun benutzt wird, um Fußgänger und Radler gegeneinander auszuspielen.

Erlaubt ist das Radfahren derzeit noch zwischen Altem Rathaus und Dienerstraße: So lange die Sparkassenstraße wegen Bauarbeiten gesperrt ist, führt die Nord-Süd-Querung über Viktualienmarkt, Dienerstraße und Residenzstraße.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: