Verkehr:Umbau von Altstadtringtunnel: Autofahrer brauchen viel Geduld

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  • Die Sanierung des Altstadtringtunnels soll im März 2019 beginnen.
  • Die Kosten sind seit der letzten Schätzung noch einmal um 11,7 Millionen angestiegen.
  • Autofahrer müssen sich während der Bauphase auf Sperrungen und Staus einstellen.

Von Dominik Hutter

Block 34 bereitet noch Probleme. Gemeint ist ein Teil der Decke im Altstadtringtunnel - eine immerhin 3,50 Meter dicke Spannbetonschicht direkt unterhalb des Prinz-Carl-Palais. Dieses tonnenschwere Trumm ist so mächtig, dass es mit den gängigen Methoden, mit Verformungsmessungen und Ultraschall, nicht mehr auf seine Standfestigkeit überprüft werden kann. Block 34 muss daher sicherheitshalber verstärkt werden. Ohne Sichtung. Während der Rohbauarbeiten der demnächst anstehenden Tunnelsanierung werden 25 Zentimeter Spritzbeton aufgetragen - der hält die Konstruktion, falls in den älteren Bauteilen mal ein Spanndraht reißt. Der Rest der Tunneldecke gilt für die kommenden 25 Jahre als stabil, wird aber fortlaufend geprüft. Und notfalls auf der neuen Mittelwand abgestützt.

Die Mittelwand wird die augenfälligste Neuerung im Altstadtringtunnel sein, dessen Sanierung plus technische Modernisierung nun im März 2019 starten soll. Die von 1967 bis 1972 erbaute Röhre ist dringend reparaturbedürftig und müsste, wenn nichts geschieht, wegen Brandschutzmängeln auf absehbare Zeit gesperrt werden. Da niemand gut 60 000 Autos zusätzlich an der Oberfläche haben will, investiert das Rathaus die erkleckliche Summe von inzwischen 96,4 Millionen Euro.

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Die Kosten sind seit der letzten Schätzung wegen der Anpassung an die jährlichen Preissteigerungen auf Baustellen noch einmal um 11,7 Millionen angestiegen. Dafür ist im Paket der seit langem diskutierte Umbau der Rampe am Oskar-von-Miller-Ring enthalten. Sie wird steiler gemacht und damit verkürzt. Das schafft Platz für eine Abbiegespur von der Ludwigstraße zum westlichen Altstadtring. Wer derzeit Richtung Maximiliansplatz und Stachus fahren will, muss zum Odeonsplatz und dann durch die eher schmale Brienner Straße kurven.

Der Bauausschuss des Stadtrats soll an diesem Dienstag zunächst das Geld für die Rohbau- und Instandsetzungsarbeiten freigeben, die knapp die Hälfte der Gesamtkosten ausmachen. Bis Ende 2021 werden die Außenwände in der Röhre sowie an den Zufahrtsrampen instandgesetzt. In die Mitte des heute noch sehr großzügig wirkenden Bauwerks wird eine neue Abtrennung mit Fluchttüren gebaut. Sie soll verhindern, dass bei einem Feuer der gesamte Tunnel verqualmt. Die rauchfrei gehaltene Röhre der Gegenrichtung dient im Notfall als Fluchtweg für Autofahrer sowie als Anfahrtsroute für Rettungskräfte. Eine solche Mittelwand ist bei modernen Tunnelbauten längst Standard, sie wurde in älteren Röhren am Mittleren Ring nachgerüstet.

Zu den Rohbauarbeiten zählt auch der Neubau der Tunnelrampe am Oskar-von-Miller-Ring, dazu gehört logischerweise auch eine neue, verkürzte Seitenwand. In Fahrtrichtung Maxvorstadt können Autofahrer künftig auch geradeaus in die Gabelsbergerstraße fahren. Die Vollversammlung des Stadtrats hat vergangene Woche abschließend die sogenannte "modifizierte Alternative 5" gebilligt, die eine neue Verkehrsführung im Museumsquartier der Maxvorstadt vorsieht. Neben der östlichen Gabelsbergerstraße sollen künftig auch Teile der Theresien- und Türkenstraße in beiden Richtungen befahrbar sein. Die jahrzehntealten Einbahnregelungen werden aufgehoben.

Den Autofahrern steht während der Sanierung des Altstadtringtunnels eine eher nervenaufreibende Durststrecke bevor. Denn während der Arbeiten müssen einzelne Fahrspuren und je nach Bauphase auch der gesamte Tunnel (vor allem nachts) gesperrt werden. Bis Jahresende sollen daher neue provisorische Fahrbahnen an der Oberfläche entstehen, die während der Bauzeit des Schlimmste verhindern.

Ohne Staus wird es trotzdem nicht gehen, den Bereich Altstadtring/Ludwigstraße befahren pro Tag etwa 95 000 Autos - Tunnel und Oberfläche zusammengerechnet. Baureferentin Rosemarie Hingerl geht davon aus, dass die Kapazität für Autos in der Bauzeit um etwa 20 Prozent geringer ist als heute. Wenn je nach Bauphase auch noch Tunnelröhren komplett gesperrt werden, beträgt das Minus in der Hauptverkehrszeit sogar 60 Prozent. Da keine weiträumigen Umleitungen zur Verfügung stehen, bleibt den Autofahrern eigentlich nur: auf andere Verkehrsmittel ausweichen oder aber im Stau Geduld beweisen.

Der "neue " Altstadtringtunnel soll voraussichtlich im Jahr 2023 fertig sein. Die Verstärkung von Block 34 verlängert die Rohbauarbeiten um etwa drei Monate. Und verteuert sie um 5,8 Millionen Euro.

© SZ vom 04.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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