(SZ vom 21.10.2000) - Die einen haben Glück, die anderen Pech. Wer aus dem Osten mit der S-Bahn nach München fährt, der kommt selbst bei einer Panne auf der Stammstrecke im Tunnel immer noch irgendwie voran. Bis zum Ostbahnhof gelangen die Züge allemal, und von dort geht es mit der U-Bahn weiter in die Stadt.
Wer westlich von München wohnt, ist schlechter dran. Hier gibt es keine Verbindung zur U-Bahn, wenn die S-Bahn stehen bleibt. In Pasing ist dann Endstation.
Das soll sich bald ändern. Im Juni nächsten Jahres will die Deutsche Bahn (DB) eine neue Linie in Betrieb nehmen, mit der auch die Passagiere aus dem Westen im Falle einer Panne Anschluss haben. Die S 27 fährt künftig von Pasing statt wie bisher vom Hauptbahnhof über den Heimeranplatz und Sendling nach Solln, Endhaltstelle bleibt Deisenhofen.
"Sendlinger Spange" heißt das Projekt, mit dem eine große Lücke im Münchner Schienennetz geschlossen wird. Am Heimeranplatz können die Fahrgäste in die U-Bahn umsteigen.
"Auch unsere Kunden aus dem Westen haben im Störungsfall dann endlich Anschluss an die U-Bahn", freut sich Michael Wuth, der Chef der S-Bahn.
Eine vollwertige Alternative für die Stammstrecke der S-Bahn ist das freilich nicht. Stadt, Landesregierung und DB halten deshalb daran, eine zweite Strecke zu bauen; entweder als Tunnel in der Innenstadt oder oberirdisch als Südring um das Zentrum herum.
Das kostet indes viel Geld und kann noch lange dauern. Die Sendlinger Spange ist weit billiger und wird schneller fertig. Nach Angaben von DB-Sprecher Horst Staimer geht es am 9. Juni 2001 mit der ersten Stufe los. Stündlich fährt die S 27 dann von Pasing in den Münchner Süden.
Neu an der Linie ist eigentlich nur die Verbindung Pasing - Heimeranplatz, doch auf die kommt es eben an. Sobald die Stammstrecke der S-Bahn einmal blockiert ist, soll die S 27 im 20-Minuten-Takt zwischen Pasing und dem Heimeranplatz pendeln, damit auch die Fahrgäste aus dem Westen Anschluss an die U-Bahn haben.
Für den Halt am Heimeranplatz wird ein zusätzlicher, gerade mal 1,5 Millionen Mark teurer Bahnsteig errichtet. Mehr kostet die erste Stufe nicht.
Noch offen ist, wie rasch die neue S 27 erweitert wird. Im rund 20 Millionen Mark teuren Endausbau wäre ein 20-Minuten-Takt zwischen Pasing und Deisenhofen möglich. 9000 Fahrgäste am Tag werden dann auf dieser Linie erwartet.
Insgesamt haben die S-Bahnen in und um München werktags mehr als 700 000 Passagiere.
Nach dem vollständigen Ausbau der S 27 könnten die Züge auch am Harras halten, somit ergäbe sich sogar ein zweiter Anschluss an die U-Bahn. Damit das klappt, sind zwischen Heimeranplatz und Harras zusätzliche Gleise notwendig, außerdem muss der neue Bahnsteig am Heimeranplatz ausgebaut werden.
In der ersten Stufe ist das aber noch nicht vorgesehen. Die neue S 27 fährt deshalb einstweilen am Harras vorbei