Mittlerer Ring:Unfreiwillig Tempo 30 im Berufsverkehr

Warnstreik im Öffentlichen Nahverkehr in München, 2018

Auf dem Mittleren Ring geht es vor allem im Berufsverkehr langsam voran.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Während des Berufsverkehrs ist der Mittlere Ring eine unfreiwillige Tempo-30-Zone.
  • Die reduzierte Geschwindigkeit führt allerdings nicht zwangsläufig auch zu einer Reduzierung der Schadstoffemissionen.
  • Am höchsten ist der Schadstoffausstoß, wenn Autofahrer ständig bremsen und erneut Gas geben müssen.

Von Andreas Schubert

Dass der Mittlere Ring eine Staufalle ist, dürfte selbst jenen bekannt sein, die selbst nie mit dem Auto unterwegs sind. Rund 100 000 Autos sind dort täglich unterwegs, an manchen Abschnitten der 28 Kilometer langen Strecke sind es sogar noch mehr.

Jetzt hat das Kreisverwaltungsreferat (KVR) auf Antrag der CSU-Rathausfraktion eine Statistik vorgelegt, die besagt: Während des Berufsverkehrs, also zwischen sechs und zehn Uhr morgens sowie zwischen 16 und 20 Uhr, ist der Ring eine unfreiwillige Tempo-30-Zone. Denn rund 30 beträgt dort dann die Durchschnittsgeschwindigkeit.

Tagsüber zwischen zehn und 16 Uhr liegt das Durchschnittstempo bei 55 Kilometer pro Stunde; nachts, von 20 bis Mitternacht bei 60. Von Mitternacht bis sechs Uhr geben die Autofahrer dann richtig Gas: Hier wird durchschnittlich 65 gefahren, also fünf Kilometer pro Stunde schneller, als eigentlich erlaubt. Auf der Landshuter Allee, wo auch die Messstelle für die Abgasbelastung am Ring steht, kommen Autofahrer laut KVR etwa vier Stunden am Tag nur mit 30 oder langsamer voran.

Nach Angaben des Umweltreferats liegen bisher keine Münchner Messwerte über die Belastung durch Feinstaub und Stickoxide bei Tempo 30 vor. Das Umweltreferat verweist allerdings auf Untersuchungen in Baden-Württemberg, die ergaben, dass eine Reduzierung der Geschwindigkeit nicht zwangsläufig auch zu einer Reduzierung der Schadstoffemissionen führt.

Wie das Umweltreferat bereits in diesem Frühjahr erklärte, sind bei Tempo 30 die Emissionen sowohl beim Feinstaub als auch bei den Stickoxiden höher, lediglich die Belastung durch aufgewirbelten Feinstaub könne wegen der geringeren Geschwindigkeit tendenziell sinken. Ein wesentliches Kriterium, um die Belastung zu senken, sei ein stetiger Verkehrsfluss - und da hänge die optimale Geschwindigkeit von der Art der Straße und der Verkehrsbelastung ab.

Die höchsten Emissionen entstehen im Stau, wenn die Autos bremsen und wieder anfahren müssen. Das dürfte auch für die Landshuter Allee gelten. Ansonsten habe sich das vor vier Jahren dort eingeführte Tempolimit von 50 Kilometern pro Stunde bewährt. Hier ist die Belastung durch Stickoxide bei flüssigem Verkehr und Tempo 50 gesunken.

Zudem ist die Zahl der Raser, also derjenigen, die schneller als 65 auf dem Ring unterwegs sind, nur noch marginal. Tempo 50 auf dem gesamten Ring einzuführen, sei aber im Sinne der Luftreinhaltung nicht sinnvoll, teilt die Stadt nun erneut mit, da nicht überall die gleichen Gegebenheiten herrschten. Bei "dichtem" Verkehr sei die Belastung bei Tempo 60 sogar geringer.

Leiser würde es allerdings schon. Bei Tempo 50 sinkt der Lärmpegel bereits um ein Dezibel, aber nur, wenn die Autofahrer nicht ständig bremsen und erneut Gas geben müssen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: