Verkehr in München:So will die Bahn den Hauptbahnhof bei laufendem Betrieb umbauen

Verkehr in München: Die Bahn will die Neugestaltung des Hauptbahnhofs möglichst reibungslos für Fahrgäste gestalten.

Die Bahn will die Neugestaltung des Hauptbahnhofs möglichst reibungslos für Fahrgäste gestalten.

(Foto: Auer Weber Architekten)
  • Mitte 2019 wird das Vordach am Münchner Hauptbahnhof Bahnhofplatz, das sogenannte Schwammerl, abgerissen.
  • Anschließend müssen das Empfangsgebäude und das Parkhaus an der Bayerstraße weichen.
  • Voraussichtlich ab 2023 wird der Starnberger Flügelbahnhof neu gebaut.

Von Andreas Schubert

Wir kämpfen um jeden Quadratmeter", sagt Mareike Schoppe. Als Managerin der Münchner Bahnhöfe ist sie dafür verantwortlich, dass der Fahrgastbetrieb auch während der anstehenden Bauarbeiten zur zweiten Stammstrecke und dem Neubau großer Teile des Hauptbahnhofs möglichst reibungslos läuft. Zwischen 400 000 und 450 000 Fahrgäste nutzen den Hauptbahnhof pro Tag. Und für diese wird es zeitweise vermutlich ungemütlich werden, da viele von ihnen nicht nur Gehwege, sondern auch Baulärm werden ertragen müssen.

Mitte nächsten Jahres wird zunächst das Vordach am Bahnhofplatz, das sogenannte Schwammerl, abgerissen. Hier ist laut DB-Projektleiter Martin Wieser besondere Vorsicht gefragt. Da das Schwammerl ein relativ tiefes Fundament hat und direkt darunter die U 2 verläuft, müssen Bauarbeiter und Ingenieure beim Abriss darauf achten, dass die dünne Decke zur U-Bahn nicht einstürzt.

Anschließend wird auch das Empfangsgebäude abgerissen, unter dem das neue Zugangsbauwerk für die zweite Stammstrecke entstehen wird, der sogenannte Nukleus. Der Hauptbahnhof ist während der Bauarbeiten oberirdisch dann nur noch über die beiden Haupteingänge an der Arnulf- und an der Bayerstraße zugänglich sowie über den Holzkirchner Flügelbahnhof und den Starnberger Flügelbahnhof. Im Empfangsgebäude, auf Höhe des Segafredo-Cafés, trennt dann ein Bauzaun die Baustelle von der Gleishalle ab. Fahrgäste, die von dort zur U-Bahn umsteigen wollen, müssen den Abgang an der Nordseite nehmen, um durch das Sperrengeschoss zu den U-Bahneingängen zu gelangen. Der bisherige Zugang am Bahnhofplatz entfällt.

Mit dem Empfangsgebäude muss auch das Parkhaus an der Bayerstraße weichen, das laut Bahn ohnehin nicht sonderlich ausgelastet war. Das erleichtert laut Bahn die Bauarbeiten für den Nukleus enorm, da nun aufwendige Stützkonstruktionen nicht mehr gebaut werden müssen, die für den Erhalt des Parkhauses nötig gewesen wären.

Voraussichtlich von 2023 an wird dann auch der Starnberger Flügelbahnhof neu gebaut. Bisher liegen noch keine Genehmigungen für Abriss und Neubau vor. Geplant ist, dass die Bahn das heutige Gebäude an der Arnulfstraße abreißen und durch einen Neubau ersetzen lässt, dessen markanter Büroturm zunächst umstritten war. Nachdem das Architekturbüro Auer Weber einen neuen Entwurf vorgelegt hatte, nach denen der Turm nur noch 69 Meter hoch werden soll, statt ursprünglich mehr als 80 Meter, zeigten sich auch die Stadtgestaltungskommission und der Denkmalschutz zufrieden.

Wegen der Bauarbeiten wird der Eingang am Starnberger Flügelbahnhof etwa 20 Meter nach Westen verlegt, sodass die Passagiere von der Arnulfstraße direkt auf den Querbahnsteig gelangen. Um die Fahrgastströme besser zu lenken, hat die Bahn zudem in der Gleishalle neue Wegweiser anbringen lassen.

Bis 2026 sollen die zweite Stammstrecke und das neue Empfangsgebäude fertig sein. Letzteres wird 35 Meter und sieben Stockwerke hoch sein, Service-Zentrum, Gastronomie sowie Büros beinhalten. Mit der Vermietung großer Teile des Neubaus will sich die Bahn einen Teil der Baukosten wieder hereinholen.

Für den Starnberger Flügelbahnhof lässt sich die Bahn noch nicht zu Zeitprognosen hinreißen, solange keine Genehmigung vorliegt. Und auch wenn der für Bayern zuständige Bahnsprecher Michael-Ernst Schmidt gerne sagt, dass ein Bahnhof irgendwie nie fertig ist, wünscht sich Bahnhofschefin Schoppe, dass vom Jahr 2030 "ihr" Bahnhof frei von größeren Baustellen ist. Denn auch die Gleishalle bleibt in den kommenden Jahren nicht von Bauarbeiten verschont, da die Sanierung des Daches ansteht. Wann dies geschieht, steht noch nicht fest. Derzeit wird eine Machbarkeitsstudie erstellt.

Wer sich die Pläne für den neuen Hauptbahnhof ansehen will, hat dazu in einer neuen Info-Ausstellung im Starnberger Flügelbahnhof die Möglichkeit. Weiter informiert die Bahn auch im Internet unter www.hbf-muc.de über die Einzelheiten des Neubaus.

Wie der Bahnhofvorplatz der Zukunft aussehen wird, darüber muss der Münchner Stadtrat entscheiden. Derzeit ist noch umstritten, ob der Platz für Autos gesperrt werden soll oder nicht.

Vom 5. April an wird neun Jahre lang an der zweiten Stammstrecke durch München gebaut. Warum dauert es so lang? Und wie verändert sich die Stadt? Lesen Sie dazu:

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