Verkehr in München:Polizei kontrolliert verstärkt Radler

Polizist stoppt Fahrradfahrer in München.

Bei ihren Kontrollen wird die Polizei in den kommenden zwei Wochen vor allem an Einfallstraßen ins Zentrum präsent sein.

(Foto: Stephan Rumpf)

Jeder zweite Schwerverletzte im Münchner Verkehr ist ein Radler. Deshalb kontrolliert die Polizei nun wieder zwei Wochen lang verstärkt, ob sie sich korrekt verhalten - in ihrem eigenen Interesse. Doch nicht nur die Radfahrer stehen im Visier der Beamten.

Von Florian Fuchs

Im Zuge der Kampagne "Gscheid radln - aufeinander achten" will die Polizei in den kommenden zwei Wochen im Stadtgebiet verstärkt Radfahrer, aber auch Autofahrer und Fußgänger kontrollieren. Besonders im Auge haben werden die Beamten Einfallstraßen ins Zentrum wie die Lindwurmstraße, die Leopoldstraße oder auch die Rosenheimer Straße. Zwar registrierte die Polizei von Januar bis Juli 2013 mit 1382 Radunfällen etwa 100 Unfälle weniger als im gleichen Zeitraum 2012. An warmen Tagen mit gutem Radlwetter, heißt es aus dem Präsidium, gebe es in der Stadt aber noch immer bis zu 30 Verletzte nach Unfällen mit Fahrrädern.

Seit dem Jahr 2011 organisiert die Polizei zweimal im Jahr Schwerpunktkontrollen in München. "Wir merken, dass unsere Aktionen zu einer Verhaltensänderung der Verkehrsteilnehmer beitragen", sagt der Leiter der Verkehrsabteilung Andreas Schaumaier. Trotzdem ist noch immer fast jeder zweite Schwerverletzte nach Unfällen im Münchner Verkehr ein Radfahrer. In der ersten Hälfte des Jahres 2012 zählten die Statistiker 1421 verletzte Radfahrer, in diesem Jahr waren es 1343. Addiert man alle Ausgaben wie etwa Sachschäden und Krankheitskosten zusammen, entstand nach Rechnung des Präsidiums in Folge von Fahrradunfällen in der Stadt im Jahr 2012 ein volkswirtschaftlicher Schaden von etwa 44 Millionen Euro.

"Uns geht es deshalb bei unserer Aktion nicht um Strafen, sondern um Aufklärung, damit wir den Verkehr sicherer machen", sagt Schaumaier. Um diesen Anspruch zu bekräftigen, wollen die Beamten nicht gleich bei jedem Verstoß, den sie beobachten, ein Bußgeld verhängen. Solange das Fehlverhalten geringfügig sei und sich der Kontrollierte einsichtig zeige, solle zunächst ein verkehrserzieherisches Gespräch genügen. Erst in der kommenden Woche werden dann auch kleinere Verstöße mit Bußgeldern geahndet.

Auch Autofahrer und Fußgänger belehren

Weil Radfahrer selbst oft genug Opfer von Verkehrsunfällen sind, legt die Polizei Wert darauf, auch Autofahrer und Fußgänger zu belehren. Fehler beim Abbiegen, Parken auf dem Gehsteig oder das unvorsichtige Öffnen von Fahrzeugtüren seien häufige Ursache für von Autofahrern provozierte Unfälle. Bei Passanten werden die Polizisten vor allem dann einschreiten, wenn die Fußgänger trotz roter Ampel die Fahrbahn überqueren oder auf Radwegen gehen.

Der Allgemeine Deutscher Fahrrad Club (ADFC) lobt die Kontrollen der Polizei, die übrigens auch in vielen anderen deutschen Großstädten regelmäßig stattfinden. "Wir finden den Ansatz gut, dass nicht nur Radfahrer, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer erzogen werden sollen", sagt Sprecher René Filippek. Im Straßenverkehr herrsche ein erstaunlich großes Unwissen, wie man sich korrekt verhalte. Eine intensive Aufklärung sei also auch im Sinne des ADFC. Die Polizei müsse sich bei ihren Kontrollen aber auf das Wesentliche konzentrieren. "Es war jahrelang Mode, dass die Beamten Radfahrer am hellen Tag anhalten und dann die Funktionsfähigkeit des Lichts überprüfen. So etwas hilft wenig weiter", sagt Filippek.

Bei der jüngsten Schwerpunktaktion im Juni hielt die Polizei 24 621 Verkehrsteilnehmer auf. Im Zeitraum der Kontrollen war die Zahl der Unfälle um mehr als 13 Prozent und die Zahl der Verletzten um knapp zwölf Prozent zurückgegangen. Am häufigsten mussten Polizisten damals sogenannte Geisterradler belehren, die entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung unterwegs waren. Zahlreiche Radfahrer fielen unangenehm auf, weil sie während der Fahrt Musik hörten oder mit dem Handy spielten. Weil die Beamten damals bei jeder Kontrolle auch die Seriennummer der Fahrräder prüften, überführten sie zudem 17 Fahrraddiebe.

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