Vergewaltiger missbrauchte Mädchen:Treffer in der Datenbank

Ein 32-jähriger Lkw-Fahrer wurde zu sechs Jahren Haft wegen Vergewaltigung seiner Lebensgefährtin verurteilt. Nun wurde bekannt: Er hat auch ein Mädchen missbraucht.

Susi Wimmer

"Es tut mir leid", hatte Martin R. kaum hörbar im Gerichtssaal geflüstert. Vor gut vier Wochen verurteilte das Landgericht München I den 32-jährigen Lkw-Fahrer zu sechs Jahren und drei Monaten Haft wegen der stundenlangen und brutalen Vergewaltigung seiner Lebensgefährtin.

Wen sie da vor sich hatten, war den Richtern zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht klar: Nach einer Speichelprobe, die Martin R. abgeben musste, meldete jetzt die DNS-Datenbank einen Treffer.

Der gebürtige Münchner ist demnach der Straftäter, der im August 2003 bei Dietersheim (Kreis Freising) ein zwölfjähriges Mädchen auf dem Weg zum Tenniskurs abgepasst, in eine Wohnung verschleppt und dort massiv missbraucht hatte. Später setzte er das Kind an der Autobahn bei Garching aus.

Gerade wenn es um Verbrechen an Kindern geht, sind die Ermittler immer besonders motiviert. "Es hat lange gedauert, bis wir den Täter hatten", sagt Stefan Kühnel, Kommissariatsleiter der Kripo in Erding, und jetzt sei es eine Genugtuung zu wissen, dass der Mann für seine Tat zur Rechenschaft gezogen werden könne.

Die "Tat" ereignete sich am Vormittag des 11. August 2003: Zu diesem Zeitpunkt waren gerade Schulferien und ein zwölfjähriges Mädchen, das damals in Dietersheim wohnte, war von dort aus mit dem Radl nach Eching zu einem Schnupper-Tenniskurs unterwegs. Martin R., damals 26 Jahre alt, muss die Tat geplant haben. Jedenfalls war er an diesem Vormittag mit seinem Auto unterwegs, auf dem Beifahrersitz Fesseln und ein Klebeband.

Zwischen Dietersheim und Eching lauerte er dem Mädchen auf, stieß es vom Fahrrad, fesselte es und legte es in den Kofferraum. Dann fuhr R. mit dem Kind zu seinem zweiten Wohnsitz im Raum Landshut und vergewaltigte und missbrauchte es dort stundenlang. Mittlerweile hatten die Eltern des Mädchens Vermisstenanzeige erstattet.

Nach dem Martyrium lud er das Kind wieder in sein Auto und setzte es auf der A9 bei Garching aus. Eine Schäferin wurde schließlich auf das völlig verstörte Mädchen aufmerksam und verständigte die Polizei.

Die Kripo sicherte damals DNS-Spuren des Täters, stellte sie in die Datenbank ein - aber bis dato war der Mann polizeilich noch nicht in Erscheinung getreten. Das sollte sich in den nächsten Jahren ändern. Martin R., der mit Hauptwohnsitz in Kirchheim (Kreis München) gemeldet ist, fiel der Polizei desöfteren auf.

Wegen Delikten wie Körperverletzung und auch wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz. Zwei Jahre nach der Vergewaltigung des Mädchens wurde er wegen einer Drogengeschichte von der Polizei erkennungsdienstlich behandelt. Diese "Behandlung" schließt aber aus rechtlichen Gründen einen Speicheltest aus.

Die Speichelprobe hätte ihn damals des Verbrechens überführt. Und sie hätte eine weitere Vergewaltigung verhindert. Im März diesen Jahres nämlich zettelte er mit seiner Lebensgefährtin in der gemeinsamen Wohnung in Kirchheim einen Streit an. Plötzlich fiel der Betrunkene über die Frau her, fesselte sie mit einem zerrissenen Laken ans Bett, drückte ihr die Kehle zu und drohte, ihr mit einem Skalpell Zunge und Ohren abzuschneiden. Er vergewaltigte die Frau stundenlang. Nach Mitternacht fuhr er in ihrem Wagen davon. Einen Tag später stellte er sich der Polizei.

Vor Gericht Mitte September gab er sich reuig. Seitdem sitzt er in Stadelheim ein. Nun wird dem Mann erneut der Prozess gemacht. Das zwölfjährige Mädchen von damals, heute 18 Jahre alt, zeigte sich erleichtert über die Aufklärung. Sie leidet bis heute an den seelischen Belastungen der Vergewaltigung.

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