Vergabe von Spenderorganen:Klinik wehrt sich gegen Vorwürfe

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Im besten Fall schlampig, im schlimmsten Fall regelwidrig? In der Affäre um Unregelmäßigkeiten bei der Organvergabe gibt es neue Anschuldigungen der Ärztekammer: Demnach erhielten auch Schwerkranke Spenderorgane. Das Münchner Klinikum rechts der Isar sieht sich zu Unrecht verunglimpft.

Nina Bovensiepen

Auffälligkeiten bei der Organvergabe: Das Klinikum rechts der Isar in München. (Foto: Lukas Barth/dpa)

In der Affäre um Unregelmäßigkeiten bei der Organvergabe sieht sich das Münchner Klinikum rechts der Isar zu Unrecht verunglimpft. Dies gilt insbesondere für die scharfe Kritik von Frank Ulrich Montgomery, dem Präsidenten der Bundesärztekammer. "Wir verstehen nicht, warum alle Beteiligten nicht erst die Ergebnisse der Untersuchungen abwarten, bevor sie sich äußern", sagte Uwe Heemann, der Leiter des Transplantationszentrums im Rechts der Isar, am Sonntag der Süddeutschen Zeitung.

Montgomery hatte die Auffälligkeiten in dem Klinikum mit den Organvergabe-Skandalen in Göttingen und Regensburg verglichen. Dem Focus sagte der Ärztekammerpräsident außerdem, es gehe bei den Vorgängen um "Patienten, die aufgrund ihrer fortgeschrittenen Tumorleiden nicht mehr hätten transplantiert werden dürfen".

Durch Montgomerys Äußerungen kann der Eindruck entstehen, dass es in dem Krankenhaus bei der Organvergabe im besten Fall schlampig und im schlimmsten Fall regelwidrig zugeht. Dies weist das Klinikum vehement zurück. Im Rechts der Isar heißt es, die Fehler seien durch Kommunikations- und Dokumentationsprobleme zustande gekommen. Das Krankenhaus hatte die Vorfälle selbst gemeldet.

Heemann sagte, die zwei von Montgomery erörterten Fälle seien bereits bekannt und würden untersucht. Dabei geht es tatsächlich um Krebspatienten. Es handele sich um sehr schwierige Einzelfallentscheidungen, in denen die beteiligten Ärzte eine Transplantation befürwortet hätten, sagt Heemann. Grundsätzlich haben den geltenden Richtlinien zufolge Menschen mit schweren Krebserkrankungen geringere Chancen, ein Spenderorgan zu erhalten.

Es gibt allerdings Ermessensspielräume. Ein Fall sei unstrittig, in einem anderen sei jetzt die Frage zu klären, ob dieser Einzelfall ausreichend mit der zuständigen Einrichtung, Eurotransplant, besprochen worden sei, sagte Heemann. Einer der beteiligten Ärzte kehre aber erst am heutigen Montag aus einem Urlaub zurück. Dann werde das Klinikum so schnell wie möglich zur weiteren Aufklärung beitragen. Nach allem, was man bisher wisse, gebe es keine Hinweise auf vorsätzliche Manipulationen oder kriminelle Energien.

Im Umfeld des Klinikums rechts der Isar herrscht großes Unverständnis über die Äußerungen von Montgomery. Die Bundesärztekammer wie auch die Kliniken stehen nach den bisher bekannt gewordenen Skandalen bei der Organvergabe erheblich unter Druck. Die Vorfälle schwächen das Vertrauen bei den Bürgern, auf deren Hilfe die Krankenhäuser bei der Suche nach Spenderorganen dringend angewiesen sind.

© SZ vom 01.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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