Vereinbarung geschlossen:Neun Jahre Sicherheit

HV MAN

Der Standort München des Lkw-Herstellers MAN soll gestärkt werden.

(Foto: Andreas Gebert/dpa)

Stellenstreichungen, Kurzarbeit: Für die Mitarbeiter von MAN gab es zuletzt wenig gute Nachrichten. Nun hat der Konzern eine Arbeitsplatzgarantie verkündet, die allein in München für 9500 Menschen gilt

Von Christian Gschwendtner

Es ist eine Nachricht, wie sie sich jeder Betriebsratschef nur wünschen kann: Die Jobs sind sicher. Doch Saki Stimoniaris, 45, ist kein normaler Betriebsratschef. Er vertritt die Arbeitnehmerinteressen beim krisengebeutelten Lkw-Hersteller MAN. Und in dieser Funktion hatte er zuletzt wenig Positives zu vermelden. Nach Stellenstreichungen und Kurzarbeit dürfte die Genugtuung am Donnerstagnachmittag deshalb groß gewesen sein. Auf der außerordentlichen Betriebsversammlung in der Montagehalle im MAN-Stammwerk Allach konnte Stimoniaris nämlich eine Arbeitsplatzgarantie verkünden: Bis 2025 sind Kündigungen beim Lastwagenbauer ausgeschlossen.

Von der Vereinbarung profitieren allein in München 9500 Mitarbeiter. Groß sei deshalb die Erleichterung gewesen, berichtet ein Teilnehmer. Als Stimoniaris die Zahl bekannt gab, soll ein Raunen durch die versammelte Belegschaft gegangen sein. Nach Angaben des Betriebsrats haben etwa 3500 Mitarbeiter an der Versammlung teilgenommen. Zusätzlich wurde sie live in fünf weitere MAN-Standorte übertragen. Die Arbeitsplatzgarantie war eine Kernforderung der Arbeitnehmerseite. Dass sie nun bis 2025 gilt, ist eine kleine Überraschung. Ein weiteres Extra gab es obendrein: Die Jobzusage verlängert sich automatisch um weitere fünf Jahre, sofern sie vorher nicht von einer Seite bewusst aufgekündigt wird. "Nach den vielen Unsicherheiten der vergangenen Jahre sind das die Nachrichten, die wir dringend brauchen", teilte deshalb ein zufriedener Saki Stimoniaris mit.

Die Jobgarantie jedenfalls ist das Ergebnis von zähen Verhandlungen zwischen MAN und Scania. Vor zehn Jahren wollten die Münchner den schwedischen Rivalen noch aufkaufen. Daraus wurde bekanntlich nichts. Stattdessen kam Volkswagen und schluckte beide Unternehmen. Heute sind die Kontrahenten von einst unter dem gemeinsamen Dach der VW-Truck-Holding vereint. Und der Umbauprozess ist nach wie vor in vollem Gange. Die beiden Lkw-Hersteller haben sich nun aber zumindest darüber verständigt, wer in Zukunft, was produzieren und entwickeln soll. Unter der Führung von Volkswagen soll das MAN-Truck-Geschäft wieder profitabel werden. Dafür will man das vormalige Traditionsunternehmen eng mit Scania verzahnen.

Wie genau - darüber wurde mehr als ein Jahr verhandelt. Das Ergebnis steht in einer Grundsatzvereinbarung, die am Donnerstag zum ersten Mal der gesamten Belegschaft präsentiert wurde. Freuen dürfen sich besonders die Münchner Mitarbeiter. Das Stammwerk in Allach wird in jedem Fall aufgewertet. Es ist in Zukunft weiterhin für die Entwicklung angetriebener Achsen zuständig. Was keine Selbstverständlichkeit war, sondern erkämpft werden musste, wie der Betriebsrat verlautbaren ließ. Daneben gab die Konzernspitze am Donnerstag außerdem bekannt, dass am Münchner Hauptsitz 24 Millionen Euro in den Bau eines Forschungsgebäudes investiert werden. Eine neue Lackiererei lässt man sich zudem etwa 33 Millionen kosten. "Der Standort München geht aus den Vereinbarungen der vergangenen anderthalb Jahre klar gestärkt hervor", erklärt Saki Stimoniaris. Im Grunde seien damit alle Forderungen erfüllt, mit denen der Betriebsrat vor einem Jahr in die Verhandlungen eingestiegen war: das Kernanliegen einer Jobgarantie sowie eine feste Investitionszusage.

Ob damit die Trendwende gelingt, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. MAN muss sich gegen größere Wettbewerber wie Daimler behaupten. Zuletzt schwächelte zudem die Nachfrage in Brasilien.

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