Verdi:Tarifkonflikt bei der Arbeiterwohlfahrt

Die Gewerkschaft Verdi ruft 3000 Beschäftigte der Arbeiterwohlfarht zum Streik auf - in zahlreichen Pflegeheimen in München und der Region könnte es Anfang der Woche zu Engpässen kommen.

Michael Tibudd

Die Gewerkschaft Verdi ruft die Mitarbeiter der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in München und Umgebung für kommenden Montag zum Streik auf. Betroffen sein werden Altenheime, Beratungsstellen sowie die Verwaltungsstellen in der Region. Ausgenommen sind die Kindertagesstätten.

Insgesamt richtet sich der Aufruf an etwa 3000 Beschäftigte, wobei Verdi mit einer eher bescheidenen Beteiligung rechnet: Für die zentrale Kundgebung am Pariser Platz in Haidhausen sind lediglich 200 Teilnehmer angemeldet. Man wolle zu diesem Zeitpunkt auch nicht den Betrieb in den Dienststellen lahmlegen. "Das soll ein Warnschuss sein", sagt Gewerkschaftssekretär Heribert Weyrich, der die Aktivitäten in der Region koordiniert.

Verdi reagiert damit auf die festgefahrenen Verhandlungen mit dem bayerischen AWO-Landesverband. Im aktuellen Tarifkonflikt fordert die Gewerkschaft fünf Prozent mehr Geld, mindestens aber 80 Euro mehr für die Beschäftigten. Die Arbeitgeber bieten in zwei Stufen 1,5 Prozent. Ein wesentlicher Konfliktpunkt verbirgt sich aber auch hinter dem Motto, unter das Verdi den Aktionstag stellt: "Wir haben alle mehr verdient." Betonung auf alle deswegen, weil die Arbeitgeber den Pflege-Fachkräften Extra-Zulagen in Aussicht stellen. "Wir haben ein Fachkräfte-Problem", sagt Gero Kettler, Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite.

Qualifizierte Mitarbeiter seien überdies das Rückgrat des Betriebs in den Pflegeheimen, so dass diese Zuschläge verdient hätten. Die Rede ist von 100 Euro mehr für Berufsanfänger und weitere Zuschläge etwa für Mitarbeiter in Palliativabteilungen. Verdi indes wittert hier den Versuch, die Arbeitnehmerschaft zu spalten. "Die Beschäftigten der AWO sind sauer und gehen auf die Straße, weil sie nicht bereit sind, sich auseinander dividieren zu lassen", sagt jedenfalls Verdi-Mann Weyrich.

In den Münchner Pflegeheimen ist am Montag mit Engpässen zu rechnen, ebenso in Ismaning, Markt Schwaben und Fürstenfeldbruck. Auch Mitarbeiter der zur AWO-Gruppe gehörenden Anderwerk GmbH werden streiken - in ihrer Lehrwerkstatt in Feldkirchen können schwer vermittelbare Jugendliche Berufe erlernen. Auch Sprechstunden in den Beratungsstellen können entfallen.

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